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„Wir investieren im Stadtbus-Segment nicht mehr in Euro 7″ sagt Till Oberwörder von Daimler Buses

Till Oberwörder, Leiter von Daimler Buses, attestiert dem deutschen Markt eine starke Dynamik beim Umstieg auf Elektrobusse. Der zur Daimler Truck AG gehörende Bushersteller gibt sich bei seinen eigenen Ambitionen bodenständig: „Es geht nur partnerschaftlich“, sagt Oberwörder.

Im Stadtbusbereich sind die Würfel gefallen. „Wir gehen davon aus, dass bis 2030 nur noch E-Busse in Städten fahren“, äußert Till Oberwörder im Interview mit electrive.net-Chef Peter Schwierz. Daraus zieht Daimler Buses einen sehr pragmatischen Entschluss: „Wir werden im Stadtbusbereich nicht mehr in Euro 7 investieren.“ Im Überlandsegment ist die Sache weniger klar. Die langen Distanzen erschweren die Elektrifizierung. Man sehe aber auch dort eine langsame Entwicklung hin zur E-Mobilität, so Oberwörder. „Bis Ende der Dekade werden wir einen Teil der Reisebusse elektrifiziert sehen – unabhängig welcher Art, Brennstoffzelle oder Batterie.“ Schon heute steige der Bedarf durch aufkommende Einfahrverbote.

Daimler Buses ist hierzulande mit dem eCitaro gut im Geschäft. Auch in Europa ziehe der Absatz im Stadtbussegment nun an – etwa in Frankreich, Schweiz, Österreich, Ungarn, schildert der Daimler-Buses-Chef vor unserer Kamera. Und: „Aus Gesprächen mit Kunden erfahren wir, dass immer häufiger Zeitleisten proklamiert werden, ab wann nur noch Elektro-Fahrzeuge beschafft werden sollen. Deshalb würde ich behaupten: Das geht jetzt relativ fix.“

Die Tatsache, dass Kunden im städtischen Umfeld nun vornehmlich Busse wollen, die „emissionsarm oder -frei und auch lärmreduziert“ agieren, gibt Daimler Buses Planungssicherheit, die sich auch im Aufbau eines immer umfassenderen Kundenangebots widerspiegelt: „Das Fahrzeug kann nicht alleine vermarktet werden. In unterschiedlichen Iterationsschritten bleiben wir deshalb beim Kunden – und gehen dabei auf Wunsch so weit, dass wir den Umbau im Betriebshof gestalten“, erläutert Daimlers oberster Bus-Fachmann.

Auf den längeren Bus-Distanzen gibt es viele Parallelen zum Lkw-Segment. Je nach Anwendungsfall sei hier der Einsatz von Brennstoffzellen oder Batterie denkbar. Man verfolge bewusst analog zu den Trucks eine duale Strategie, das generiere „Synergien im Haus“, so Oberwörder. Für Reisebusse auf langen Distanzen dürfte sich die Brennstoffzelle, für Busse auf kürzeren Distanzen mit regelmäßigen Routen von A nach B die Batterie eignen. In den kommenden zehn Jahre wird der Verbrennermotor im Überlandsegment laut Oberwörder aber weiter eine Rolle spielen.

Grundsätzlich werden elektrifizierte Fahrzeuge auch teurer bleiben als Diesel-Fahrzeuge. „Die Entwicklungsschritte kommen so schnell hintereinander: spätestens alle zwei Jahre eine neue Batterie, neue Technologie, neues Thermomanagement, neues Batteriemanagement. Das führt dazu, dass die Kosten per se höher bleiben werden.“

Um den Hochlauf zu stemmen, muss die Transformation jeder bei sich selbst anstoßen, äußert Oberwörder noch. Er nenne das Bodenhaftung. „Etwa bei der Bereitstellung eines E-Systems für unsere Kunden: Wir haben über Zeit und Projekte lernen müssen, wie wir partnerschaftlich mit anderen Firmen zusammenarbeiten, um diese Lösungen anbieten zu können. Alleine konnten wir das nicht. Dieses Wissen mussten wir uns aneignen und wir werden es ausbauen.“

Auch der Infrastrukturausbau gehe nur gemeinschaftlich – „im Schulterschluss mit Politik, Kommunen und uns Herstellern“. Es gelte, den Hochlauf elektrischer Fahrzeuge mit der Schaffung der infrastrukturellen Voraussetzungen zu synchronisieren. „Es passiert aktuell extrem viel. Deutschland sehe ich weit vorne. Aber wir brauchen noch etwa mehr Dynamik“, so der Daimler-Buses-Chef – etwa bei den Genehmigungsverfahren für den Ladeinfrastrukturausbau.

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