Volvo baut Elektro-Lkw aus fossilfreiem Stahl

Emissionsfrei angetriebene Lastwagen sind ein wichtiger Hebel für die Transportbranche, ihre Flotten sauberer zu machen und so in Summe unzählige Tonnen CO2 einzusparen. Doch zahlreiche Auto- und Lkw-Manager betonen, dass man nicht nur die Antriebe, sondern auch die Produktion sauber machen müsste. Volvo Trucks schafft das inzwischen – mit E-Lkw aus fossilfreiem Stahl.

Im September vergangenen Jahres hat Volvo Trucks als erster Lkw-Hersteller weltweit mit der Serienproduktion von schweren Elektro-Lkw mit 44 Tonnen begonnen – wie berichtet handelt es sich um die Modelle FH Electric, FM Electric und FMX Electric. Sie werden auf derselben Linie wie die Verbrenner-Lkw im Werk Göteborg montiert. Die Akkus werden vom Batteriemontagewerk in Gent geliefert.

Unter diesen Fahrzeugen sind einige Exemplare, die die ersten Lkw der Welt sein sollen, die mit fossilfreiem Stahl gebaut werden. Dieses Material wird vom schwedischen Stahlhersteller SSAB produziert und an den Lkw-Bauer geliefert. Entwickelt wurde das Material von der Initiatve „Hybrit“ (kurz für Hydrogen Breakthrough Ironmaking Technology), zu der neben SSAB auch der Eisenerzproduzent LKAB und das Energieunternehmen Vattenfall gehören.

Mit Hilfe einer „völlig neuen Technologie“ mit fossilfreiem Strom und Wasserstoff wird der Stahl ohne den Einsatz von Kohle oder Erdgas hergestellt und verarbeitet. Der Produktionsprozess unterscheidet sich zwar von der konventionellen Herstellung, die Qualität und Eigenschaften des fossilfreien Stahls entsprechen aber dem konventionellen Material, wie SSAB betont.

Das kann auch die Volvo Group bestätigen – zumindest die Tochter Volvo Construction Equipment, die schon im Oktober 2021 einen Elektro-Kipper mit drei Tonnen fossilfreiem Stahl vorgestellt hat. Damals war man Erstkunde für das Material. „Das Feedback, das ich von meinem Team bezüglich der Qualität und der Eigenschaften des Produkts erhalten habe, war, dass sie genau denen von herkömmlichem Stahl entsprechen“, berichtet Melker Jernberg, Präsident von Volvo Construction Equipment. „Beim Schweißen und Schneiden konnten wir genau die gleichen Prozesse verwenden. Das ist enorm wichtig, wenn wir die Produktion hochfahren wollen.“

Fossilfreier Stahl ist noch selten und kaum zu bekommen

Davon soll auch die Lkw-Sparte Volvo Trucks profitieren. Nur: „Einige der Elektro-Lkw“ sind nicht alle – genau beziffert Volvo die Anzahl der Fahrzeuge nicht. Der fossilfreie Stahl ist auf absehbare Zeit ein knappes Gut. Daher werden zunächst auch nur die Rahmenschienen der Elektro-Lkw daraus hergestellt, also das Rückgrat des Lkw, auf dem alle anderen Hauptkomponenten montiert sind. „Mit zunehmender Verfügbarkeit von fossilfreiem Stahl wird dieser auch in anderen Teilen des Lkw zum Einsatz kommen“, so die Schweden.

Bis dahin muss Stahl aus anderen Quellen verbaut werden. Volvo bemüht sich hier, auf recycelten Stahl zurückzugreifen. Aber auch das gelingt – mangels Verfügbarkeit – nicht immer und es muss konventionell hergestellter Stahl verbaut werden. Immerhin: 90 Prozent des Volvo-Lkw sollen am Ende seiner Nutzungsdauer recycelt werden können.

Zu den Kunden, die fossilfreien Stahl in einigen ihrer Elektro-Lkw einsetzen werden, gehören laut Volvo Trucks Amazon und DFDS sowie, über das Transportunternehmen Simon Loos, Unilever. „Bei Amazon sind wir auf dem Weg, alle unsere Betriebe bis 2040 kohlenstofffrei zu machen. Wir brauchen Partner wie Volvo, um diesen Übergang zu schaffen“, sagt Andreas Marschner, Vice President Transportation Services Europe bei Amazon. Niklas Andersson, EVP der DFDS Logistics Division, ergänzt: „Jeder Schritt in der umweltfreundlichen Umstellung der Logistik bringt uns einer kohlenstofffreien Gesellschaft näher, und wir freuen uns daher, dass einige unserer neuen Elektro-Lkw, die bald ausgeliefert werden, auch mit fossilfreiem Stahl hergestellt werden.“

Aber auch für die Stahlindustrie kann das neue Material enorme Auswirkungen entwickeln: Wie SSAB im Sommer 2021 anlässlich der erste Produktion des fossilfreien Stahls im Werk Oxelösund mitteilte, könne man mit der „Hybrit“-Technologie den gesamten CO2-Ausstoß um zehn Prozent reduzieren – die zehn Prozent beziehen sich dabei nicht auf das Unternehmen, sondern auf ganz Schweden.
prnewswire.com, ssab.com, ssab.com

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