Sono Motors droht Zahlungsunfähigkeit

Nach dem Aus des Solar-Elektroautos Sion steckt Sono Motors offenbar in größeren finanziellen Schwierigkeiten. Die Zahlungsunfähigkeit droht, da wohl das Geld nicht ausreicht, um den Geschäftsbetrieb weiterzuführen.

„Unsere Wirtschaftsprüfer haben erhebliche Zweifel an unserer Fähigkeit zur Fortführung des Unternehmens geäußert“, zitiert „Capital“ aus einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC – dieses 6K-Filing wurde bereits am 6. März veröffentlicht, ist aber erst jetzt in den medialen Fokus geraten. Der nächste Prüfbericht werde voraussichtlich zu dem Schluss kommen, „dass unsere Kapitalausstattung zum Zeitpunkt des Prüfungsberichts nicht ausreichen wird, um die Geschäftstätigkeit aufrechtzuerhalten“.

Sono Motors hatte sich vor einem Monat dazu entschlossen, sein kapitalintensives Solarauto-Projekt nicht weiter zu verfolgen und sich voll auf das Solargeschäft für B2B-Kunden zu konzentrieren. Bis das Solargeschäft aber nennenswerte Gewinne abwirft, wird es noch dauern. „Wir sind ein Unternehmen in der Frühphase mit einer Geschichte von erheblichen Verlusten, das vor kurzem sein Geschäftsmodell angepasst hat und für die absehbare Zukunft weitere Verluste erwartet“, schreibt Sono selbst. „Bei unseren Solartechnikprodukten befinden wir uns noch in der frühen Entwicklungsphase und haben noch keine kommerzielle Produktion aufgenommen. Bislang haben wir lediglich mehrere Absichtserklärungen mit mehreren potenziellen Kunden abgegeben, aber noch keinen verbindlichen kommerziellen Vertrag abgeschlossen.“

Allerdings stammen diese Aussagen aus dem Abschnitt „Risks Related to Our Business and Operations“ – hier müssen selbst erfolgreiche Unternehmen mögliche Risiken aufführen. Bei Sono kommt aber dazu, dass das letztlich nicht erfolgreiche Sion-Projekt lange Zeit für hohe Ausgaben gesorgt hat und auch die Abwicklung weiter Geld kosten wird – zusätzlich zu den Entwicklungsausgaben für die Solarprodukte. „Daher besteht ein wesentliches Risiko, dass wir als Unternehmen nicht mehr weiter existieren und insolvent werden könnten“, heißt es in der Mitteilung an die SEC.

Aber auch das Solargeschäft ist noch nicht gesichert: „Entwicklungen in der Batterietechnologie, wie Festkörperbatterien, können die Solartechnik überflüssig machen. Darüber hinaus könnten Entwicklungen, die die Batteriereichweite von BEVs vergrößern, oder ein Anstieg der erneuerbaren Energien im Netz die Effizienz von BEVs erhöhen und sie fossilfreier machen, was sich negativ auf die Kundennachfrage nach solaren Reichweitenverlängerungen auswirken könnte“, heißt es in dem Dokument.

Den finalen Abschlussbericht der Wirtschaftsprüfer von Pricewaterhouse Coopers (PwC) wird spätestens mit den Veröffentlichung der Q4-Geschäftszahlen und dem Jahresabschluss 2022 fällig. Dieser wird für die kommenden Wochen erwartet, ein genauer Termin ist aber noch nicht bekannt. Selbst auch Nachfrage von „Capital“ wollte Sono Motors kein Datum für die Bilanzvorstellung mitteilen.
capital.de, sonomotors.com (6K-Filing vom 6. März als PDF)

9 Kommentare

zu „Sono Motors droht Zahlungsunfähigkeit“
Sig
23.03.2023 um 07:26
gut, daß wenigstens 500 Mio Euro Steuergeld für 100 Stück BMW X5 mit Toyota Brennstoffzelle ausgegeben werden. Sinnvoller Umgang mit Steuergeld. Wie hat Herr Seehofer malposaunt: wenn der Verkehrsminister von der CSU ist, fließt das Geld nach Bayern....
ZeroG
23.03.2023 um 12:34
Sono ist nicht am fehlenden Geld gescheitert, sondern an ihren eigenen jahrelangen leeren Versprechungen. Ein nicht tragfähiges Geschäftskonzept wird auch durch Subventionen nicht gerettet.
Th. Klein
23.03.2023 um 15:18
@ZeroG: Doch, Sono ist am Geld gescheitert!Es gibt kaum ein Startup, das ein Autoprojekt so konsequent, auf so hohem technischem (innovativem) Niveau bis zu so einem fortgeschrittenen Punkt gebracht hat!Zuletzt haben sie sogar den Crashtest geschafft, und das für ein "durchschnittliches" Auto (kein Go-Cart wie der eGo).Covid-19 und die umgebenden Krisen haben leider den Zeitplan sehr aus dem Ruder geworfen und wenn die Kosten laufen und die Erlöse sich verspäten, kann jedes Unternehmen vor die Hunde gehen.
Spock
23.03.2023 um 08:21
Ich hoffe für all die jenigen, die Sono mit ihrer Anzahlung für den Sion unterstützt und letztlich auch dem Plan der Rückzahlung in 3 Jahren zugestimmt haben, dass sie ihr Geld wiederbekommen. Allerdings sehe ich das nicht. Dies alles ist bereits vor Monaten und teilweise Jahren von außenstehenden Personen mit gesundem Menschenverstand geäußert worden. Schade für alle, die auf das ständige Marketinggerede hereingefallen sind.
erFahrer
23.03.2023 um 08:37
Falsche Hoffnung: (das hebt die Leistung von Tesla erneut.) Wieviele Einsteiger haben wir die letzten Jahre gesehen die trotz besten Konzepten, gestrandet sind? Die Liste ist lang und längst nicht zu Ende geschrieben. Die etablierten Konzerne habe sich gut geschützt. Beispiel EU-Produkthaftung macht es für Einsteiger, aufgrund resultierender Versicherungsbeiträgen, in die Serienproduktion einzusteigen (fast) aussichtslos . Kompetenten Unternehmensberatungen ist sowas bekannt. Doch die Frucht steht ja erst mal zum Ausquetschen bereit.
Eride
23.03.2023 um 09:27
RIP
Dieter Schleenstein
23.03.2023 um 10:27
Tja, der Kapitalmarkt hat sich doch entscheidend verändert. Nach dem Aus von eGO war das abzusehen. Solarzellen auf dem Dach bringen ohnehin nicht viel.
eMobilitätsberatung-Berlin K.D. Schmitz
23.03.2023 um 12:33
Wenn aus dem vorhandenen Kapital die Rückzahlungen von An-und Voll-Zahlungen geleistet werden können, haben die Reservierer eine Chance. Erwirtschaften oder einsammeln werden sie nichts mehr können.
micc
26.03.2023 um 16:01
Der Artikel fasst ja offenbar die Risikohinweise für Anleger zusammen. Da sollte schon klar sein, dass das alles nur im ungünstigsten Fall eintritt. Abgesehen davon finde ich auch, dass es Startups schwer haben und Sono ziemlich weit gekommen ist. Dass die Firma hier von einign ständig schlecht geredet wird, stört mich schon lange. Können es die Nörgler selbst besser?

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