Sono Motors stellt Solar-Elektroauto Sion ein

Das Münchner Startup Sono hat sich dazu entschlossen, das Sion-Programm einzustellen und das eigene Solarauto-Projekt nicht weiter zu verfolgen – der Sion ist somit vor dem ersten Serien-Exemplar Geschichte. Stattdessen werde man sich auf das Solargeschäft für B2B-Kunden konzentrieren.

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Die im Dezember gestartete #saveSion-Kampagne war somit nicht erfolgreich. Über eine Reservierungs-Kampagne, bei der 3.500 Fahrzeuge reserviert und sofort vollständig bezahlt werden sollten, wollte das Unternehmen das nötige Geld einsammeln, um die Serienproduktion im zweiten Halbjahr 2023 bei Valmet Automotive in Finnland zu starten. Da die 3.500 Reservierungen innerhalb von 50 Tagen nicht erreicht wurden, hatte Sono die Kampagne Ende Januar bis zum 28. Februar verlängert – und hat nun schon wenige Tage vor Ablauf dieser Frist einen Schlussstrich unter das Auto-Projekt gezogen.

Interessant dabei: Auf das Ergebnis der #saveSion-Kampagne geht das Unternehmen in der Mitteilung gar nicht ein. Es wird offen gelassen, ob die Reservierungen nun zustande kamen oder nicht. Stattdessen wird angedeutet, dass die Entscheidung gegen den Sion von grundsätzlicher Natur war.

„Die Einstellung des Sion-Programms spiegelt die Entscheidung des Unternehmens wider, sich angesichts der schlechten Bedingungen auf dem Kapitalmarkt auf ein weniger kapitalintensives Geschäftsmodell zu konzentrieren – rund 90 Prozent des Finanzierungsbedarfs für 2023 wurden durch das Sion-Programm verursacht. Da das Sion-Programm ressourcenintensiv war, setzt das Unternehmen jetzt signifikante Einsparungsmaßnahmen um“, heißt es in der Mitteilung wörtlich.

Fokus auf Busse und Autos anderer Hersteller

Mitgründer und CEO Laurin Hahn betont, dass dem Führungsteam die Entscheidung nicht leicht gefallen ist. „Die Umstrukturierung ist ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Sono Motors“, so Hahn. „Auch wenn wir mit dem Sion-Programm unser ursprüngliches Herzensprojekt einstellen mussten, bietet uns die Verlagerung unseres gesamten Fokus auf B2B-Solarlösungen die Möglichkeit, weiterhin innovative Produkte in der Solarindustrie zu entwickeln. Trotz der mehr als 45.000 Reservierungen und Vorbestellungen für den Sion waren wir gezwungen, auf die anhaltende Instabilität der Finanzmärkte zu reagieren und unser Geschäft zu verschlanken.“

Statt auf den Sion will Sono nun seine Ressourcen auf das B2B-Solargeschäft fokussieren. Das Unternehmen arbeitet hier nach eigenen Angaben als Entwicklungspartner und Zulieferer in zehn Märkten in Europa, Asien und den USA zusammen, u.a. mit Mitsubishi Europe, Chereau und den beiden Volkswagen-Tochterunternehmen Scania und MAN Truck & Bus. Insgesamt sind es wohl 23 Partner, die die Solarlösung „in einer Vielzahl von Fahrzeugen, darunter Autos von anderen OEMs, Busse, Kühlfahrzeuge und Wohnmobile“ testen.

Konkret genannt wird etwa die nächste Generation des „Solar Bus Kit“, das im zweiten Quartal 2023 kommen soll. Mit dieser Lösung können nicht nur Elektro-Busse ausgerüstet werden, auch bei Diesel-Bussen kann so der Kraftstoff-Verbrauch sinken, wenn elektrische Nebenverbraucher nicht mehr über den Diesel, sondern per PV-Anlage mit Strom versorgt werden. In Zukunft will sich Sono Motors speziell auf Busse und Autos von anderen OEM konzentrieren.

Sion-Anzahlungen werden ab Mai zurückgezahlt – schrittweise

Darin werden auch die Erfahrungen einfließen, die das Unternehmen mit dem Sion gesammelt hat – etwa zur nahtlosen Integration der Halbzellen in die Karosserie. Das kapitalintensive Auto-Projekt wird aber nicht zu Ende gebracht. Die Zahlungszusagen, die im Rahmen der #saveSion-Kampagne eingegangen sind, werden laut der Mitteilung gar nicht mehr eingezogen. Für alle zuvor getätigten Anzahlungen wurde ein Rückzahlungsplan erarbeitet. „Dieser sieht die Rückzahlung in mehreren Raten zuzüglich eines Bonus über die nächsten zwei Jahre vor, beginnend mit der ersten Rate im Mai 2023“, heißt es in der Mitteilung. Nähere Angaben zu dem Plan, etwa zum Gesamtvolumen, macht das Unternehmen nicht.

Allerdings werden nicht alle Sono-Mitarbeitenden künftig an den B2B-Solarprojekten des Unternehmens arbeiten. Im Zuge der Entscheidung, das Sion-Programm einzustellen, plant Sono Motors die Entlassung von etwa 300 Mitarbeitenden. Welche Bereiche genau getroffen sind, wird nicht genannt.

Klar ist hingegen, dass Thomas Hausch das Unternehmen verlassen wird. Der frühere Daimler- und Nissan-Manager wird das Unternehmen noch bei der Umstrukturierung unterstützen, dann aber von seinem Posten als Chief Operating Officer zurücktreten. „Ohne Thomas‘ professionelles Engagement und seine herausragende Persönlichkeit wäre unser Sion-Programm nicht so weit gekommen. Wir sind ihm sehr dankbar für seinen bisherigen Einsatz und seine Unterstützung unserer zukünftigen Pläne“, sagt Hahn.

„Leider endet meine Aufgabe bei Sono Motors, das erste erschwingliche Solar-Elektroauto zu bauen. Ich bin persönlich überzeugt, dass wir früher oder später viele SEVs auf der Straße sehen werden, auch ohne den Sion“, sagt Hausch selbst. „Das Unternehmen und die Gründer werden die Vision einer Welt ohne fossile Brennstoffe weiter verfolgen, auch mit dem neuen Fokus. Das stimmt mich positiv für die Zukunft.“

Update 02.03.2023: Nachdem das Münchner Startup Sono Motors beschlossen hat, sein Solar-Elektroauto-Programm Sion einzustellen, bietet das Unternehmen interessierten Dritten den Kauf des kompletten Sion-Programms an. Wie Sono Motors auf seiner Website schreibt, geht es um die Industrialisierungsrechte und Vermögenswerte, um die Produktion des Sion doch noch verwirklichen.

Einen Kaufpreis oder etwaige Hürden nennt das Unternehmen dort nicht – Interessenten sollen es aber als „Aufforderung zur Abgabe eines Angebots“ betrachten, wie es dort heißt. Das Angebot umfasst alle „Entwicklungs- und Konstruktionsdaten auf der Grundlage des letzten Freeze/Release, einschließlich aller Testergebnisse und Zertifizierungsdaten/-dokumente“, die gesamte Hardware (inklusive der Fahrzeuge mit den Prototypen-Ständen SVC1, SVC2 und SVC3 sowie Werkzeuge und Teile), die Software inklusive der Carsharing-App, „alle Kostendaten und Informationen zum Gesamtprogramm“ sowie „alle Kontakte zu unseren Lieferanten, Reservierungsinhabern und Sion-Mitarbeiter:innen (vorausgesetzt, sie sind mit der Weitergabe von Daten einverstanden)“ und die Rechte am geistigen Eigentum, die sich auf den Sion beziehen – dazu zählen auch die Teile der Solar-Technologie, die für die Realisierung des Sion nötig seien. Und eine „professionelle Übergabe durch ein Team, das den Traum noch verwirklichen möchte“.

Es steht also das komplette Programm zum Verkauf, nicht dessen Einzelteile. Ob sich Sono Motors auch auf einen Teil-Verkauf einlassen würde oder Anforderungen an Hintergrund oder Herkunft eines potenziellen Käufers gestellt werden, ist nicht bekannt.

Dafür gibt das Unternehmen einen konkreten Zeitplan der noch ausstehenden Schritte bis zum geplanten Produktionsstart zum Jahresende 2023 an – derart detailliert hatte Sono diese Informationen noch nicht öffentlich gemacht. Auf der Website können Interessenten auch die vergangenen Design-Sprints einsehen und per Mail die komplette technische Dokumentation anfordern.
sonomotors.com, sonomotors.com (Update)

10 Kommentare

zu „Sono Motors stellt Solar-Elektroauto Sion ein“
Oskar
26.02.2023 um 16:03
Es ist extrem traurig, dass Deutschland so etwas nicht auf die Reihe bringt, aber auch symptomatisch für die gesamte Automobilindistrie hierzulande. Die Verantwortung für die mobile Zukunft wird dem schnöden Mammon untergeordnet.
SHausSTA
03.03.2023 um 11:50
Was heißt „schnöder Mammon“? Diese Aussage hat Stammtischniveau. E-Autos werden staatlich gefördert, entsprechende Industrieansiedelungen ebenso. Außerdem gibt es mittlerweile gute und preisgünstige E-Autos anderer Hersteller zu kaufen. Im Falle von Sion hat das Konzept offenbar nicht genügend Investitionskapital und Kaufinteressenten angezogen. Würden Sie Ihr Vermögen in ein Projekt investieren, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Scheitern verurteilt ist?
Stie
27.02.2023 um 13:33
Ich sehe das Problem nicht darin dass es in Deutschland versucht wurde sondern generell ein preiswertes E-Auto zu produzieren scheint nicht einfach zu sein. Diejenigen die es könnten schöpfen erst den Premium-Markt mit den größeren Margen ab solange die Produktionskapazitäten eh begrenzt sind.Und die anderen haben zu wenig Kapital um eine nennenswerte Produktion auf die Beine zustellen.
Christian Getto
27.02.2023 um 09:48
Hat eigentlich unser CSU/FDP-verkehrsministerium dieses ökologisch sinnvolle Projekt eines "Volks-EVs" in irgendeiner Form unterstützt? Oder werden hier nur Großunternehmen der Automobilindustrie und Energiewirtschaft gefördert, die dann so ihre Milliardengewinne weiter steigern können? Ein echtes Trauerspiel!
gerd
27.02.2023 um 10:20
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/bmw-antrieb-brennstoffzelle-batterie-101.htmlFrage beantwortet?
C. Getto
27.02.2023 um 17:05
Stimmt - der immer noch übliche CSU-FDP-Förder-Schwachsinn in die falsche Richtung. Wo gerade die Bayern drauf achten sollten, zumindest beim PKW nicht unnötigerweise 3x so viel Strom zu verbrauchen wie unbedingt nötig. Aber eigentlich hat er ja Recht, der BMW-Boss: Wasserstoff sollte wirklich das letzte, aber auch allerletzte Puzzleteil auf dem Weg zur emissionslosen Mobilität sein !!! ;-)
sig
28.02.2023 um 13:04
wenn man neben mehr Komponenten auch mehr Strom benötigt....wer sollte da was dagegen haben? "Schaden vom Volk abwenden"...
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
27.02.2023 um 12:31
Mich überrascht ein wenig das die Solarzellen Integration, mWn von Sono entwickelt, so gut angenommen wird und SONO dadurch doch auch Geld verdient als Zulieferer.
sig
28.02.2023 um 13:06
ist wahrscheinlich für viele Nutzprofile ein günstiger "Range Extender", die Batterie kann ggf. kleiner ausfallen. Wer den ganzen Tag am Bahnhof oder Firmenparkplatz parkt und dabei keine großen Tagesstrecken zurücklegt.
Tom
06.03.2023 um 20:40
Diese Leute um Laurin Hahn hatten m.E. nie eine Chance, diesen Sion fertig zu entwickeln, zu bauen und zu verkaufen. Das war ein Traumschloß, ein kleines Wirecard.Ich halte deren technologische Leistung für sehr überschaubar. Mag sein, dass es mal ein Solarauto geben wird. Aber vermutlich ist die Idee selber schon absurd. Die Leistung kleiner Solarzellen ist einfach zu gering. Das weiß jeder, der sowas in Kleinform betreibt, ob nun für Akkus, auf dem Balkon usw.

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