RailCharge-Projekt will E-Autos auf Zügen laden

Im Rahmen des Projekts RailCharge an der TU Graz wird an einem neuen Ansatz gearbeitet, um die Bahn als Ladestation für Elektroautos zu nutzen. Die Idee: Durch die Mitfahrt auf dem Zug sollen E-Autos das Stromnetz der Bahn und die Bremsenergie eines Zuges zum Laden ihrer Batterien nutzen, ehe sie ihren Weg individuell fortsetzen.

Diese Lösung bringt laut der TU Graz zwei Vorteile gegenüber der aktuellen Entwicklung in der E-Mobilität: Statt zur Erhöhung der Reichweite immer größere Akkus zu verbauen, könnten kleinere Batterien zum Einsatz kommen, was sowohl bei der Preisgestaltung der Fahrzeuge als auch mit Blick auf die Umwelt wesentliche Verbesserungen brächte. Und: Die Stromzufuhr für E-Autos über die Bahn würde dem Projektteam zufolge außerdem das öffentliche Stromnetz entlasten.

Derzeit evaluieren die Beteiligten gemeinsam mit dem Verkehrsplanungsunternehmen Verkehrplus, für welche Anwendungsfälle RailCharge wirklich sinnvoll wäre. So dürfte es aufgrund der Anfahrt zum Bahnhof sowie Verlade- und Abladezeit mit den aktuellen Möglichkeiten noch wenig Interesse daran geben, eine 45-minütige Pendlerstrecke durch einen Zug mit Ladefunktion zu ersetzen. Bei Urlaubsreisezügen, allgemein längeren Strecken ab etwa drei Stunden Fahrzeit oder einer Werksbahn dürfte dem Projektteam zufolge aber auch heute schon „einiges an Potenzial“ vorhanden sein.

Um die Idee von RailCharge umsetzen zu können, sind bereits einige technische Lösungen entwickelt oder zumindest konzipiert worden. In Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Easelink ist beispielsweise eine Ladelösung entstanden, bei der sich ein nachrüstbarer Rüssel an der Unterseite des E-Autos auf eine Ladeplattform am Boden des Zugwagons absenkt. Gemeinsam mit SSC Railtech wurde auch das Wagondesign an sich neu gedacht.

Neben Projektkoordinator TU Graz sind bei dem Projekt die genannten Partner Verkehrsplus, Easelink und SSC Railtech an Bord, außerdem die SSC RailTec GmbH, die ihre Erfahrung im Bereich Zertifizierung einbringt. Bezuschusst wird RailCharge von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG.

Als nächsten Schritt bezeichnet die TU Graz die Umsetzung der erarbeiteten Konzepte in die Realität: „Was mir persönlich vorschwebt, wäre ein Technologiedemonstrator in Form eines Wagons, der auf einer Teststrecke unterwegs ist. Vielleicht auch eine Strecke mit einem Grenzübergang“, sagt Armin Buchroithner vom Institut für Elektrische Messtechnik und Sensorik, der das Projekt RailCharge auf Seite der TU Graz leitet. „Es wäre schön, wenn man darstellen kann, dass das etwa bei einer Fahrt von Wien nach Dresden oder Leipzig funktioniert. Im Wesentlichen soll gezeigt werden, dass es möglich ist, Fahrzeuge unterschiedlicher Topologie auf der Schiene zu laden und sie kommen vollgeladen an.“
tugraz.at

5 Kommentare

zu „RailCharge-Projekt will E-Autos auf Zügen laden“
erFahrer
07.06.2023 um 08:12
Guter Gedanke - wichtige Arbeit - doch oasst es nicht deutlich besser für eLKW. Die RoLa zur eRoLa nutzt die richtig beschriebenen Vorteile umfangreicher. (Energiemenge, Jahresnutzungsgrad , Wirtschaftlichkeit gesicherte Auslastung durch DB/Schenker)Ps. Nach D damit zu transportieren wäre jedoch ein umwelttechnischer Bärendienst bei dem doch recht hohen Anteil des Kohlebahnstromes, gell H StM Wissing!
Joel
07.06.2023 um 09:44
Guter Ansatz. Sehr schade ist es, dass es die Autozüge quer durch Europa nicht mehr gibt, das Thema könnte hiermit auch einen neuen Drive bekommen. Dies würde eine Alternative zu Flügen darstellen und man kann komfortabel mit dem Auto nach Portugal reisen ohne 25h selbst am Steuer zu sitzen. Dies würde auch die ganze Diskussion um zu wenige Ladesäulen in der Ferienzeit deutlich entspannen.
Stefan
07.06.2023 um 12:04
Falls ein Mietwagen in Portugal nicht in Frage kommt, bleibt dann immer noch der Spurwechsel auf iberische Breitspur in Spanien und derzeit wohl eher zwei Nächte Fahrzeit im Zug. Regelspur bis Portugal ist in Planung, aber 24 h Fahrzeit wird es auch bei durchgehenden Zügen bleiben, weil Züge mit Autoverladung kein Hochgeschwindigkeitsverkehr sind.
Roger Bischoff
08.06.2023 um 09:45
Guter Ansatz, allerdings scheint mir das Ganze zu theoretisch bzw. in die Zukunft gedacht (kein etabliertes AC / CCS genannt). Mir fehlt dringend eine Lösung, um mit meiner Familie und unserem Wohnwagen elektrisch in den Urlaub zu kommen.
Walter
23.07.2023 um 08:36
Ich glaube diese Idee wurde von vielen konkreter,als uns Island mit ihrem unausprechlichen Vulkan den Flugverkehr lahmgelegt hat, und Tesla schon interessante Autos hatte. Derzeit haben die Bahnen ein echtes Pünktlichkeits, und Verlässlichkeitsproblem und können sich nicht so sehr um ihre Zukunft kümmern. Weitere ist eine Brandgefahr mit Elektroautos stark gegeben, und um Menschenleben zu schützen lehnen sie es vorsichtshalber mal ab.Ich glaube wenn sie das Potential, und auch eine Förderung ihrer Länder erhalten würden, wäre es sofort wieder ein Thema, da die Verringerung des Co2 Ausstoßes (und anderen Giftstoffen) gegenüber dem Europäischem Flugverkehr geringer ist. Außer man zieht die Elektroautos mit Diesel und Dampfloks oder den Strom aus Kohlekraftwerke (wie schon beschrieben)....Diese Waggons müßen daher geschlossene Waggons sein, mit einer Hebebühne LKW/Pkw umbau, automatischer Brandeindämanlagen, und am Ende des Zuges sein, damit man sie bewust abkoppeln kann (und als Selbstfahrer von den Hauptstrecken bekommt). Damit wären Wohnmobile, kleinere Trucks und je nachdem viele Pkws in einem Wagon wechselweise zu transportieren.Und das wäre erst der Anfang, Bravo an die Tu Graz, bitte weitermachen, ich möchts noch erleben Wien Hamburg im Autoreisezug mit meinem E-Auto im Gepäck...

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