Automobil-Weltverband schafft Grundlage für weitere Elektro-Rennserien

Der Automobil-Weltverband FIA hat ein neues Regelwerk für elektrische Motorsportfahrzeuge verabschiedet. Das Reglement namens FIA Electric Sport Vehicles (FIA ESV) ist dafür gedacht, kostengünstige Wettbewerbe mit E-Fahrzeugen auf nationaler und regionaler Ebene mit standardisierten Vorgaben zu realisieren.

Dabei sollen E-Autos mit „minimalen Anpassungen gegenüber dem Serienmodell“ zum Einsatz kommen, wie die FIA mitteilt. Damit würden sich die neuen Rennfahrzeuge im Tourenwagen-Bereich bewegen – definiert als „Personenkraftwagen aus Großserienproduktion, die in modifizierter Form zu Automobilrennen eingesetzt werden“. Anders als der Prototypen-Motorsport, bei denen speziell für den Rennsport entwickelte Fahrzeuge eingesetzt werden, zum Beispiel in der Formel E oder der Offroad-Rennserie Extreme E.

Wie bei Verbrenner-Tourenwagen muss gemäß den technischen Vorschriften der ESV die Karosserieform grundsätzlich unverändert bleiben, mit Ausnahme der Möglichkeit, die Radhäuser zu verlängern, um breitere Rennreifen und zusätzliche Kühlkanäle unterzubringen. Um Gewicht zu sparen, können ausgewählte Karosserieteile wie die Heckklappe und die Türen, der Heckflügel und der Diffusor durch gleichwertige Teile aus leichten Materialien ersetzt werden, die ihre ursprüngliche Form beibehalten. Ob es sich bei der Karosserie um ein Coupé oder eine sportliche Limousine handelt, ist nachrangig, wichtiger ist die Fahrzeughöhe: Diese wurde auf maximal 1,46 Meter festgelegt.

Die Mindestleistung des Antriebs beträgt laut der Mitteilung 300 kW – dabei ist sowohl ein reiner Hinterradantrieb als auch ein Allradantrieb mit zweitem E-Motor an der Vorderachse möglich. Zudem sollen die Fahrzeuge über ein einheitliches FIA-Datenprotokollierungssystem verfügen. Damit soll es auf Wunsch der jeweiligen Rennserie möglich sein, den Energieverbrauch in Echtzeit zu überwachen.

Nähere Angaben zu Batterie und Ladesystemen gibt es in der Mitteilung nicht. Stattdessen werden sicherheitsrelevante Anforderungen genannt. So müssen die „Electric Sport Vehicles“ über eine Sicherheitslichtanlage verfügen, wie sie bereits bei anderen Wettbewerben für Elektro- und Hybridfahrzeuge zum Einsatz kommt. Sprich: Eine gut sichtbare Signallampe muss angeben, ob zum Beispiel bei einem Unfall das elektrische System des Fahrzeugs sicher ist und die Rettungskräfte das Fahrzeug ohne Gefahr eines Stromschlags berühren können.

Da die ESV laut der FIA einen „umfassenden Charakter“ hat und sehr viele unterschiedliche Serienfahrzeuge als Basis-Modell für einen Rennwagen in Frage kämen, wird auch eine „Performance-Faktor-Methodik“ eingeführt, damit die Veranstalter die Möglichkeit haben, die Autos nach ihrem Leistungsniveau zu gruppieren. Denn: Theoretisch kann eine 300 kW starke Elektro-Limousine (zum Beispiel auf Basis des Tesla Model 3) nach dem ESV-Reglement gegen einen reinen Sportwagen mit 1.000 kW oder mehr antreten – also einen Lotus Evija oder die mögliche Serienversion eines Porsche Mission X. Der Performance Factor erstellt einen Wert für jedes Auto, der auf Messwerten basiert, „die Gewicht, Antriebseinheit und aerodynamische Leistung repräsentieren“, zusammen mit Getriebe- und Fahrwerksparametern. Bereits bei Verbrenner-Rennserien gibt es eine sogenannte „Balance of Performance“, um unterschiedliche Serienfahrzeuge aneinander anzugleichen.

„Als Dachverband des weltweiten Motorsports liegt es in unserer Verantwortung, sicherzustellen, dass unser Wissen und unsere Expertise unseren Mitgliedsclubs sowie den lokalen Organisatoren und Promotern zur Verfügung stehen“, sagt Marek Nawarecki, FIA-Direktor für Rundstreckensport. „Die FIA ESV lässt den Geist der Gruppe N wieder aufleben, in der ein bei einem Händler gekauftes Auto mit der gesamten notwendigen Sicherheitsausrüstung im Wesentlichen wettkampftauglich und für verschiedene Disziplinen und Formate geeignet war.“

Lutz Leif Linden, Präsident der GT-Kommission der FIA, sieht für Hersteller sogar ein potenzielles Geschäftsmodell mit Werks-Umrüstungen von Elektro-Rennwagen: „Mit diesem technischen Regelwerk können die Kundensportabteilungen der Hersteller wettbewerbstaugliche Varianten ihrer Elektroautos anbieten, die ähnlich wie GT3 eine beträchtliche Einnahmequelle darstellen dürften. Es kann ihnen sogar die Tür öffnen, ihre eigene Markenserie zu erstellen.“
fia.com

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