Bestätigt: VW baut den Trinity in Zwickau statt Wolfsburg

Zuerst sollte das kommende Elektro-Flaggschiff von Volkswagen in einer hochmodernen Neubau-Fabrik außerhalb von Wolfsburg gebaut werden, dann wurde die Trinity-Produktion innerhalb des Stammwerks geplant. Laut inzwischen offiziell bestätigten Angaben wird es erneut einen Umzug geben – nach Sachsen.

Bild: Volkswagen

Volkswagens geplantes Elektro-Flaggschiff Trinity wird in Zwickau statt in Wolfsburg gebaut. Zunächst noch inoffiziell  über das „Handelsblatt“ gemeldet, hat Volkswagen diesen Schritt am frühen Nachmittag per Unternehmensmitteilung bestätigt. „Das ursprünglich für Wolfsburg vorgesehene Fahrzeugprojekt Trinity geht nach heutigem Stand in das Werk Zwickau“, heißt es darin wörtlich. Über den entsprechenden Plan hat der Konzern-Vorstand heute den VW-Aufsichtsrat informiert.

Für Trinity sollte nach den Plänen des damaligen Konzernchefs Herbert Diess ursprünglich eine neue Fabrik im Wolfsburger Stadtteil Warmenau gebaut werden – es gab bereits eine offizielle Verkündung samt Foto-Termin auf dem Grundstück mit Vertretern aus der Politik. Sein Nachfolger Oliver Blume ordnete aber eine Neuplanung des Modells an und kassierte auch den Plan für ein eigenes Trinity-Werk. Bisher wurde davon ausgegangen, dass der Trinity stattdessen im umgerüsteten Wolfsburger Stammwerk gebaut wird – bis zum jetzigen „Handelsblatt“-Bericht und die darauf folgende offizielle Bestätigung, wonach das E-Auto-Werk in Zwickau den Zuschlag für den Trinity erhält.

Weshalb genau beschlossen wurde, dass der Trinity in Zwickau gebaut werden soll, ist nicht bekannt. Ein möglicher Grund könnte sein, dass das Top-Management die Belegschaft und Werksleitung beruhigen will. Der Abbau von 270 befristeten Stellen in dem Werk wurde aufgrund der geringeren Nachfrage bereits beschlossen, in den sächsischen Herbstferien wird eine der beiden Produktionslinien – jene für den VW ID.3 und Cupra Born – für zwei Wochen pausiert und es gibt noch keine konkrete Aussage zum Wiederanlauf. Und das Management hat zuletzt eine seit 1991 geltende Betriebsvereinbarung zum Drei-Schicht-Betrieb in dem Werk gekündigt. Daher sei der Betriebsrat „mehr als emotionalisiert“, so das „Handelsblatt“. Da das Werk künftig das Flaggschiff der Marke bauen darf, könnte das die Wogen glätten.

Die jedes Jahr in Form der sogenannten „Planungsrunde“ festgelegte Verteilung der bestehenden und kommenden Modelle auf die Werke ist intern ein heikles wie auch wichtiges Thema. Dort wird über die (theoretische) Auslastung entschieden und zum Teil auch über die Wirtschaftlichkeit – denn je nach Werk können die Produktions- und Logistikkosten variieren, was entweder die Marge beeinträchtigt oder im Kundenpreis verrechnet werden muss. Und mit eventuell nötigen Umbauarbeiten sind teils hohe Investments verbunden. Zum Teil wird aber auch die politische Wirkung der Modell-Vergabe priorisiert.

Im Falle des Trinity sind vermutlich Umbauarbeiten in Zwickau nötig, denn das Modell soll als erster VW auf der neuen SSP basieren, einer reinen Elektroplattform. Als frühestmögliches Datum für die SSP (und damit den Trinity) wird in dem aktuellen Bericht das Jahr 2028 genannt – das würde auch zu dem üblicherweise auf fünf Jahre angesetzten Zeithorizont der „Planungsrunde“ passen. In der Mitteilung heißt es zwar auch, dass man in der Produktion durch eine „plattformorientierte Belegung“ für weniger Komplexität sorgen wolle. Doch genau das wäre bei einem Trinity aus Sachsen durchbrochen: Das Werk wurde für die reine MEB-Produktion umgerüstet, die SSP wäre eine neue Plattform.

Übrigens: In der Mitteilung kündigt VW auch an, dass neben dem 2023 in Wolfsburg startenden ID.3 ab 2026 auch ein vollelektrisches SUV im Stammwerk gebaut werden soll. Bisher wurde dabei über ein ID.-Modell von der Größe des Tiguan spekuliert, also etwas unterhalb des aktuellen ID.4. Doch laut VW wird es sich um ein „vollelektrisches SUV im volumenstarken A-Segment in hohen Stückzahlen“ handeln – nähere Details werden nicht genannt. Da der Start 2026 erfolgen soll, ist die SSP-Plattform (mit Start 2028) ausgeschlossen, für das A-Segment ist ohnehin die MEB-Entry-Plattform geplant. Nur sollte die Produktion eigentlich in Spanien erfolgen, der ID.2 wird bei Seat in Martorell gebaut. Ob es sich bei dem Wolfsburger A-Segment-SUV um den ID.2 X handelt (der nach bisherigem Stand in Pamplona gebaut werden sollte) oder um ein neues Modell, gibt VW nicht an.

Wie stark sich der Aufsichtsrat bei dem Treffen an die Tagesordnung gehalten hat, ist fraglich. Denn neben der wichtigen Modellplanung werden die Aufseher noch ein anderes, sehr aktuelles Thema diskutieren: IT-Vorständin Hauke Stars wird erklären müssen, wie es zu der IT-Panne und dem stundenlangen Produktionsausfall kam – und wie VW das in der Zukunft vermeiden kann.

handelsblatt.com

3 Kommentare

zu „Bestätigt: VW baut den Trinity in Zwickau statt Wolfsburg“
Christian
03.10.2023 um 21:01
SSP kommt 2026 und nicht 2028.
Hansi
04.10.2023 um 08:43
War so mal geplant, stimmt aber nicht mehr. VW spricht selbst nur noch vom „Ende des Jahrzehnts“.
OWI
14.04.2024 um 22:20
SSP:Beim Capital Market Day 2023 war von 26 die Rede. Vorstellung ist 26 und SOP ist 27. U.a Porsche und Audi A3. VW selbst ID.Roc? / ID4.Pa? Ab 26 soll u.a. Kassel die Mechatronik hierfür in Serie bringen, die Test laufen hierfür schon: https://www.volkswagen-newsroom.com/de/pressemitteilungen/marke-volkswagen-macht-werke-zukunftsfest-17691Trinity ist aktuell nur ein VW Phantom. Das autonome Fahren dazu auch.

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