BMW setzt weiter auf Toyota-Brennstoffzellen

Toyota hatte jüngst angekündigt, seine Brennstoffzellen-Entwicklung künftig auf den Nutzfahrzeugbereich zu konzentrieren – die BZ-Limousine Mirai könnte keinen Nachfolger erhalten. BMW hingegen will Brennstoffzellenautos weiterhin zur Serienreife entwickeln – und dafür die Toyota-Kooperation verlängern.

Bild: BMW

BMW hält am Ziel fest, die Brennstoffzelle im Pkw bis zum Ende dieses Jahrzehnts serienreif zu machen. Die Technik sei „das fehlende Puzzle“ in Regionen, wo es keine ausreichende Ladeinfrastruktur für Elektroautos gebe, erklärte Konzernchef Oliver Zipse laut einem Bericht des „Handelsblatt“. Sein jüngster Besuch in China und Japan habe ihn in dieser Einschätzung „eher bestärkt“. Für BMW sei es zudem „ein Vorteil, wenn kein anderer in diese Technik reingeht“.

„Es gibt nicht die ‚One-Size-Fits-All-Lösung‘ für die Mobilität von heute und morgen. Unsere Welt ist vielfältig. Deswegen brauchen wir unterschiedliche technologische Lösungen“, sagte Zipse auch in seiner Rede zu den Q3-Geschäftszahlen, nach eigenen Angaben noch unter dem Eindruck seiner Asien-Reise nach China und zur Japan Mobility Show. „Zum einen, um den verschiedenen Bedürfnissen der Kunden gerecht zu werden. Zum anderen um die hoch differenzierten regulatorischen Anforderungen in den Ländern weltweit erfüllen zu können.“

Die Investitionen in die Brennstoffzelle seien „mitnichten eine Abkehr“ vom Elektroauto mit Batterie. BMW könnte im Zuge dessen seine bald auslaufende Entwicklungskooperation mit Toyota für Brennstoffzellen verlängern. BMW entwickelt seit vielen Jahren an Brennstoffzellenautos, die Brennstoffzelle selbst wird aber über die Kooperation von Toyota bezogen. Die Münchner konzentrieren sich auf die weiteren Komponenten und die Integration des Gesamtsystems in die Fahrzeuge. Aufgrund der Vielzahl an Komponenten und der Größe der zylindrischen Drucktanks ist das für ein attraktives Auto aus Kundensicht genauso relevant wie die Effizienz der Brennstoffzelle selbst.

BMW will Toyota-Kooperation verlängern

Laut dem „Handelsblatt“ hat Zipse bestätigt, dass es Gespräche gibt, „wie es weiterläuft“. BMW ist also offenkundig an einer Verlängerung der Partnerschaft interessiert und will weiterhin Toyota-Brennstoffzellen nutzen. Die Japaner forschen seit Jahrzehnten an der Technologie und haben einen entsprechend hohen Reifegrad erreicht – auch dank des Einsatzes in dem eigenen BZ-Auto Mirai, in Nutzfahrzeugen sowie über das Drittkundengeschäft. Zum genauen Stand dieser Gespräche gibt es aber keine aktuellen Aussagen.

Bisher hat BMW nur eine Demonstrationsflotte des iX5 Hydrogen auf die Straße gebracht. Ab 2027 könnten die Schwestermodelle X6 und X7 nach ihrem Modellwechsel optional mit Brennstoffzellen ausgeliefert werden, so das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise. Auch die auf Elektroantriebe ausgerichtete „Neue Klasse“ könnte optional mit Brennstoffzellen ausgerüstet werden. Im März 2023 hatte BMW die neue Plattform in einer offiziellen Mitteilung noch klar als „BEV-only“ bezeichnet.

Insofern überraschen die neuen Aussagen von Zipse. Zumal auch Kooperationspartner Toyota offenbar nicht mehr vom Einsatz der Brennstoffzelle im Pkw überzeugt ist. Toyotas Technikchef Hiroki Nakajima hat kürzlich eingeräumt, dass der Mirai, das einzige Pkw-Serienmodell von Toyota mit Brennstoffzellen-Technik, „nicht erfolgreich“ ist. Über zwei Generationen des Mirai wurden weltweit bisher nur 22.000 Exemplare verkauft. Als Gründe gelten die hohen Kosten der Fahrzeuge, aber vor allem das nach wie vor für Privatkunden-Zwecke zu dünne Tankstellennetz.

Toyota werde den Schwerpunkt seiner Brennstoffzellen-Entwicklung von Pkw auf Nutzfahrzeuge verlagern, so Nakajima. Logistiker mit planbaren Strecken, etwa im Verteilverkehr, können den Einsatz von Wasserstoff-Lkw rund um eine (eigene) H2-Tankstelle planen, auch bei Linienbussen ist das möglich.

Allerdings will Toyota Wasserstoff-Pkw laut dem Technikchef noch „nicht aufgeben“, sondern suche nach Möglichkeiten, Komponenten wie den Stack und die Tanks zu verkleinern, um die Technik auf verschiedene Fahrzeugtypen anwendbar zu machen und seine Attraktivität zu erhöhen. Wann es wieder einen Toyota-Pkw mit Brennstoffzelle geben wird, ist aber offen.

BMW setzt auf größere Baureihen mit Brennstoffzelle

Für BMW ist die Größe der Komponenten und ein möglicher Toyota-Fokus auf Lkw und Kleinlaster laut Zipse kein Problem. Die Münchner wollen ohnehin nicht die Technologie in die Kompakt- oder Mittelklasse bringen. Brennstoffzellen seien eine Technik für große und schwere Fahrzeuge, wird Zipse im „Handelsblatt“ zitiert. Der BMW-Chef setzt bei seinen Überlegungen auch auf weitere Verbesserungen: „Die Entwicklung der Brennstoffzelle liegt zehn bis 15 Jahre hinter der Batterieentwicklung.“

Sowohl bei der Marke BMW als auch bei der BMW Group (mit Mini und Rolls-Royce) lag der Elektroanteil im dritten Quartal bei 15,1 Prozent. Mit 93.931 vollelektrischen Autos war es das bisher stärkste Quartalergebnis bei BMW. In den ersten drei Quartalen 2023 waren es bereits 217.138 E-Autos. Die 100 iX5 Hydrogen fallen dabei kaum ins Gewicht.

handelsblatt.com, bmwgroup.com (Zipse-Zitat)

14 Kommentare

zu „BMW setzt weiter auf Toyota-Brennstoffzellen“
Nikolaus Schües
07.11.2023 um 07:43
Das ist ein e sehr gute Zukunftsstrategie, denn der Mirai ist ein zuverlässiger Wagen , den ich seit über 6 Jahren ohne Panne fahre! Was fehlt ist die Infrastruktur für H2 Tankstellen in Europa, die für die LKW Flotten jetzt gebaut werden muss! Und dann für PKW gleich mit ‚ ich bin interessiert auf BMW umzusteigen, sobald das möglich wäre, beste Grüße von NWSCHÜES
MWF
07.11.2023 um 07:44
In den hinteren ländlichen wirtschaftlich noch nicht entwickelten Regionen ohne nennenswerte Strominfrastruktur, da sind sicher ein paar Interessenten für die großen wasserstoff angetriebenen X6/7 zu finden. Die Tankstelle baut BMW dann in den Garten.
Hans Horb
07.11.2023 um 09:12
Ich glaube, die Entscheidungen hier sind viel mehr politisch als fachlich geprägt. Siehe auch die entsprechende Polarisierung etwa innerhalb der Ampel in Berlin und die finanz- und einflussgeprägten Kampagnen und jeweiligen Stakeholder für und gegen Wasserstoffverwendung im Pkw-Sektor. Die Fronten sind verhärtet.
Markus Müller
07.11.2023 um 11:04
Nur weil Toyota verlauten liess, in den nächsten paar Jahren seien FCEV-Trucks das grössere Business, behaupten jetzt alle BEV-Medien, es hätte sich vom FCEV-PKW abgewendet. Das stimmt überhaupt nicht. Gerade in diesen Wochen wurde in Japan und wird in den USA ein nigelnagelneuer FCEV-PKW auf den Markt gebracht, der Toyota Crown Hydrogen.
John
07.11.2023 um 11:44
Es könnte aber auch sein, dass man X7-X100 dann nur noch mit BZ mit einem Führerschein Klasse B fahren kann. Außerdem handelt es sich bei diesen Fahrzeugen eher um LKWs als um PKWs. Das passt dann wieder zur Toyota Strategie.
William Tahil
07.11.2023 um 14:47
Bei dieser Technologie wird Wasser als Brennstoff verwendet: Physikalische Resonanzimpulsdissoziation der H-O-Bindung, weit entfernt vom thermodynamischen Gleichgewicht, unter Verwendung elektrostatischer Felder. Das gleiche Prinzip wie bei der IR-Spektroskopie. Es kann niemals zugelassen werden, weil die neuzeitliche spanische Inquisition es im heiligen Namen des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik bösartig unterdrücken wird, obwohl jeder Laser, jede Wärmepumpe und jedes Solarpanel die Universalität dieses so genannten "Gesetzes" bereits widerlegt. Wenn die Ölkonzerne auf den Plan treten, werden sie darüber lachen, dass sie uns Geld dafür verlangen können, dass wir unsere Autos mit Wasser betanken.
Keihin
07.11.2023 um 14:58
Ich bin dakor mit den Einschätzungen von Herrn Horb und Herrn Müller. Die Entscheidung zur Weiterentwicklung der BZ-Technik für PKW finde ich sehr gut. Die Kritik, oder besser Propaganda, der BEV-Front, die BZ hätte einen zu schlechten Wirkungsgrad, kann durch Weiterentwicklung aufgeholt werden (15 Jahre Rückstand wie im Bericht erwähnt). Für (Dienst)-Reisen muss es aber auch in der Kompakt- und Mittelklasse BZ-Fahrzeuge geben. Denn der Fokus bei BMW auf schwere Fahrzeuge soll nur die Fehlentwicklung in Form von großen SUV's kaschieren, da eine entsprechende Batterie für 700km Reichweite für Autobahntempo das Fahrzeugkonzept sprengen würde. Wenn ich mir was wünschen könnte, wäre es ein 1er BMW mit BZ und einem cw-Wert von 0,18 bei einem Leergewicht von 1200kg und einer Anhängelast von 1300kg, sodass man auch einen Wohnanhänger oder andere Anhänger für Transportaufgaben nutzen kann.
Hansi
07.11.2023 um 15:19
Haha, made my day! Von "Propaganda der BEV-Front“ sprechen und sich dann einen BMW 1er mit 1,2t Leergewicht wünschen. Sorry, schon der aktuelle F40 116i ist bei 1,4 Tonnen – mit nem 1,5-Liter-Benziner. Auch in 15 Jahren sehe ich kein Auto dieser Größe mit 1,2 Tonnen und 700 km BZ-Reichweite. Mit Drucktanks kann man die Energiedichte nur durch mehr Druck erhöhen – und die 700 bar sind schon heute kostentechnisch auf dem absteigenden Ast gegen 350 bar. Flüssiger Wasserstoff geht vielleicht im Lkw, der am besten rund um die Uhr fährt, aber ohne energieaufwändige Kühlung nicht im Pkw, der 23h am Tag steht. Methanol-Brennstoffzellen setzen CO2 frei und sind auch sonst nicht ohne Probleme. Also mag ja alles sein, dass das irgendwann irgendwie technisch geht. Aber wer soll das bezahlen? Den 1er BMW mit 700 km, 1,2t leer und 1,3t Anhängelast kann man vielleicht bauen, aber zu fünfstelligen Preisen wird es sowas auch 2038 nicht geben.Und ja, Dienstreisen in der Kompakt- und Mittelklasse sind schon heute ohne Diesel möglich.
Gregor
07.11.2023 um 16:45
wenn jemand von "Propaganda der BEV-Front" schreibt und dann komplett unrealistischs Forderungen an Fahrzeug wünscht, wie nennt man das? Realitäts Verweigerung? Das H2 Thema ist mMn schon erledigt. Der Mirai wird nicht weiter verfolgt und das Nachladen ist ehe nur eins der Verbrenner Propaganda Themen, um die Leute beim Öl zu halten.
Gregor
07.11.2023 um 16:54
Alle die lesen wollen, wie krass Toyota mit dem H2 Focus verka**t hat. Bei Electrec ließt man das sie in China krachen gehen und BYD massiven Wachstum hat. Warum? Weil H2 Tankstellen einfach unrentabel sind und in China stattdessen massiv Charger gebaut werden. Und da Totyota keine bezahlbaren Bev bieten kann... Goodbye . Mitsubishi ist dort auch vor Monaten aus dem Markt gegangen. Uuuh, das wird spannend.
Huhu78
07.11.2023 um 18:18
Sorry,der Text ist soweit ganz in Ordnung. Was mich aber mehr stört ist das niemand über Hyundai beim Thema Wasserstoff redet. Denen rennen gerade die Autohersteller die Tür ein um Partner zu werden und Toyota zieht sich aus dem Wasserstoff Thema zurück... Darf man Hyundai nicht erwähnen?
Uwe DS
08.11.2023 um 14:41
Wasserstofftankstellen werden in dem Moment wirtschaftlich, in dem eine Flotte an Nutzfahrzeugen nebenan steht und regelmäßig tanken kommt. davon gibt es mehr als genug in Deutschland. Nebenbei können dann auch BZ-PKW getankt werden. Leider haben die vergangenen Bundesregierungen nicht weit genug gedacht und 100 H2-Tankstellen in D finanziert, an denen man leider nur 700bar bekommt. Und die jetzt wieder u.a. auch mit Steuergeld erweitert werden müssen für BZ-LKW. Ich fahre seit drei Jahren einen Mirai und bin sehr zufrieden und bedauere nur diejenigen an den (bis jetzt oft noch freien) Ladesäulen stehen und schon wieder Kaffee trinken müssen. ;)
Siegfried Sell
13.11.2023 um 11:26
Unser Problem in Deutschland ist, dass wir keine qualifizierten Politiker, schon gar keine ausgewiesenen Standort- und Strukturpolitiker, haben. Die politischen Rahmenbedingungen und die ideologischen Träumereien grenzen den Erfolg von Wasserstoff aus, nicht die Technologie, genauer ausgedrückt haben wir hier ja sogar schon den Status der technischen Realisierbarkeit - der Serienreifmachung - erreicht. Unser erstes deutsches Wirtschaftswunder war vereinfacht ausgedrückt, die Serienfertigung des Volkswagen. Das Momentum für ein zweites deutschen Wirtschaftswunder ist greifbar nah, es wird die Volksenergie werden. Leider schreibt unsere (GRÜNEN) Umweltministerin, dass Sie auf ein neues Momentum wartet, um den Umweltschutz weiterzuentwickeln. Die FDP und die CDU/CSU warten auf die Wiedergeburt von Hans-Dietrich Genscher und Helmut Kohl, denn die beiden waren die letzten, die ein Momentum erkannt und gegen den Widerstand aller anderen Parteien realisiert haben (die deutsche Wiedervereinigung). Die SPD unser Kanzler verspricht ein Wirtschaftswunder, dass er nur noch nicht kennt und benennen kann, dafür arbeitet seine Partei an irgendwelchen "Umverteilungsfantasien" unter Hochdruck. Aber eins ist sicher, Sozialismus und Staatswirtschaft haben außer große Versprechungen noch nichts zum Wohle der eigenen Bevölkerung erreicht. Aber unsere soziale Marktwirtschaft war und wird der Garant für das größte deutsche Versprechen aller Zeiten sein und bleiben:"Wohlstand für Alle".Nur unsere soziale Marktwirtschaft kann uns helfen, denn wer verdient das Geld, dass unser Staat braucht zum Überleben - man muss sie nur lassen. Liebe Politiker, verprasst nicht die Zukunft von Deutschland zum Wohle ideologisch getriebener, kommunaler Staatswirtschaft. Beim Wasserstoff geht es nicht mehr um "Technologieoffene Zukunftsforschung", hier geht es um technische Umsetzung/Serienreifmachung. Öffnet den Markt, durch das Setzen der richtigen politischen Rahmenbedingungen!!! Herzlichen Glückwunsch BMW, ihr seid auf dem richtigen Weg. BRAVO!!!
Philipp
13.11.2023 um 19:30
In den Ländern ohne gutes Stromnetz wächst der Wasserstoff dann an Bäumen?

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