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Bild: SachsenEnergie
InterviewFlotten

Elektromobilität im kommunalen Fuhrpark – 6 Fragen an Stefan Jacob von SachsenEnergie

Wie unterscheiden sich die Anforderungen bei der Elektrifizierung in kommunalen Flotten? Das haben wir Stefan Jacob von SachsenEnergie im Rahmen unserer Partnerschaft mit der „Flotte!“ gefragt. Der Fuhrparkmanager des Energieversorgers berichtet von vielen Spezialfahrzeugen, Lücken im Elektro-Angebot der Hersteller und dem Willen zur Umsetzung.

Die Flotte steht bei der Elektromobilität besonders im Fokus. Sind es doch gerade die Unternehmen mit ihren Dienstwagen, die einen großen Hebel für die Antriebswende haben. Oder wie es Michael Gergen von Dataforce kürzlich in unserer Online-Konferenz sagte: „Hier wird der Wandel zur Elektromobilität sehr viel schneller gehen.“ Ein großer Teil dieses Flottengeschehens findet allerdings auf kommunaler Ebene statt. Also bei Stadtwerken, Bauhöfen oder Wasserbetrieben. Warum hier die Anforderungen an die Elektrifizierung im Zweifel ganz andere sind als bei Firmenflotten, hat uns Stefan Jacob verraten. Er muss es als Fuhrparkmanager der SachsenEnergie wissen. Schließlich verantwortet Jacob von Dresden aus auch immer mehr elektrische Fahrzeuge.

Die Umstellung von Flotten auf elektrische Fahrzeuge ist vielerorts in vollem Gange. Was treibt Sie bei Ihrer Arbeit im Fuhrpark diesbezüglich um?

Wir beobachten weiterhin ein vergleichsweise eingeschränktes Fahrzeugangebot im Elektrobereich. Mit unseren kommunalen Aufgaben brauchen wir schlichtweg praktische Fahrzeuge mit hohem Nutzwert. Also eher keine elektrischen Stadtgeländewagen, wie sie vielfach von den Herstellern angeboten werden. Nehmen wir das Beispiel Transporter: In dem Bereich ist das rein elektrische Angebot noch ungenügend oder die Fahrzeuge sind sehr teuer. Hinzu kommen geringe Reichweiten und teils auch hohe Lieferzeiten von mehr als 12 Monaten.

Auf der „Flotte!“ stellen Sie die kommunale Anwendung in den Fokus. Was ist im öffentlichen Fuhrpark anders?

Wir sehen in einem städtischen Fuhrpark oder in den Unternehmen einer Kommune eine viel größere Typenvielfalt. Es gibt Spezialfahrzeuge für alle möglichen Aufgaben. Dagegen ist der personengebundene Pkw, also der klassische Dienstwagen, in der Minderheit. Normale Firmen können beim Hersteller ihres Vertrauens einfach 10 oder 100 Fahrzeuge von der Stange kaufen. Das geht im kommunalen Fuhrpark so einfach nicht. Wir brauchen dort die verschiedensten Aufbauten.

Auf Flotten-Events diskutiert man mit Fuhrparkleitern oft über Leasingraten, die Car Policy oder CO2-Ziele ihrer Unternehmen. Welche Themen sind in kommunale Flotten entscheidend?

Rein praktisch sind im kommunalen Fuhrpark tatsächlich andere Themen von größerer Bedeutung – etwa die Beschaffung an sich. Allein das Thema Ausschreibung, oft EU-weit, bedeutet ganz andere Prozesse und Anforderungen. Außerdem müssen wir uns mit der EU-Taxonomie beschäftigen und entsprechende Vorgaben erfüllen. Hinzu kommen die ganz praktischen Dinge von der Führerscheinkontrolle bis zu Fahrtenbüchern. Zudem gilt es lokale und regionale politische Vorgaben zu berücksichtigen.

Ist die Umstellung auf Elektromobilität für Kommunen schwieriger als für Unternehmen?

Ich würde sagen, dass es letztlich wie bei privatwirtschaftlichen Unternehmen auch stark auf die Unternehmensleitung ankommt. Möchte der Vorstand oder hier eben der Bürgermeister den Wandel und unterstützt das Thema aktiv? Dann fliegt es auch! Was man definitiv braucht, ist der unternehmerische Wille. Ein gutes Fuhrparkmanagement ist bei der Umsetzung gefordert.

Und wie sieht es beim Angebot aus: Adressieren Autohersteller und Lösungsanbieter die kommunale Flotte ausreichend oder gibt es Lücken im Portfolio?

Ich habe das Gefühl, dass der Bedarf bei kommunalen Unternehmen unterschätzt wird. Oft heißt es, die Kommunen haben ohnehin kein Geld, dafür ein spezielles Angebot zu schaffen, lohnt sich nicht. Das finde ich natürlich sehr schade! Wie schon gesagt: Kommunen nutzen viele Fahrzeuge für sehr spezielle Aufgaben – vom Werkstattwagen über den Landschaftsbau bis hin zur Stadtreinigung. Die Nachfrage nach Elektrifizierung ist letztlich überall gegeben.

Auch SachsenEnergie elektrifiziert seine Flotte beständig. Wie ist der aktuelle Stand?

Wir sind jetzt bei rund 200 Elektrofahrzeugen angekommen – konkret sind das 40 % der aktuellen Pkw-Flotte. Wir bauen unsere Elektroflotte auch weiterhin aus: Jährlich kommen 30 bis 50 neue E-Fahrzeuge dazu. Entscheidend wird sein, wie sich das Angebot im Transportermarkt entwickelt. Darüber hinaus testen wir Wasserstoff-Fahrzeuge, testen Elektro-Lkw und unterstützen verschiedene Forschungsprojekte im Bereich Elektromobilität.

Herr Jacob, haben Sie vielen Dank für das Gespräch!

Den Vortrag „Kommunal ist anders – die Besonderheiten kommunaler Fuhrparks“ von Stefan Jacob können Sie am 21. März (9 Uhr, Bühne 2) im Fachprogramm der „Flotte!“ in Düsseldorf hören. Das Interview ist Teil der Medienpartnerschaft von electrive und der Fachmesse für alle Themen rund um den Fuhrpark.

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