Mercedes-Benz Trucks bringt eArocs 400 in Kleinserie heraus
Der Arocs ist bei Mercedes-Benz Trucks seit 2013 als Lkw für die Bauwirtschaft positioniert – bisher gibt’s ihn rein dieselgetrieben. Auf der Bauma in München hat der Hersteller heute eine Elektroversion der Baureihe vorgestellt – verfügbar als 32- und 41-Tonner in der Achskonfiguration 8×4 und mit Aufbau als Fahrmischer oder Kipper. Der Verkaufsstart für den E-Truck ist für das erste Quartal 2026 geplant. Zu haben sein wird der eArocs allerdings nur in limitierter Auflage: Die Stuttgarter streben aktuell „150 Fahrzeuge pro Jahr für ausgewählte EU30-Märkte“ an. Neben den regulären 27 EU-Staaten werden also auch Norwegen, die Schweiz und Großbritannien in den Verkaufsraum einbezogen.
Während der eArocs im Werk in Wörth zusammen mit seinem Diesel-Pendants vom Band läuft, erhält er seinen E-Antrieb nachträglich. Integriert wird der elektrische Antriebsstrang dabei nicht durch Mercedes-Benz Trucks selbst, sondern durch die in Vilshofen an der Donau ansässige Paul Group, ein hierzulande bekannter Name im Sonderfahrzeugbau.
LFP-Batterien wie im eActros 600
Im Portfolio von Mercedes-Benz Trucks ist der eArocs die nunmehr vierte elektrifizierte Baureihe nach dem eActros 300/400 für den Verteilerverkehr, dem bauähnlichen eEconic für den Kommunaleinsatz und den kürzlich in die Serienfertigung gestarteten eActros 600 für den Fernverkehr. Von letzterem übernimmt der eAcros nach Herstellerangaben auch wesentliche Komponenten wie die Frontbox, die auf der Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP)
basierenden Batterien und den Nebenabtrieb (PTO). Die Frontbox ist dabei eine Einheit im ehemaligen Motorraum, die Steuergeräte, die Hochvolt-Komponenten und den elektrischen Luftpresser bündelt.






Bei den Batterien sorgt die LFP-Chemie dafür, dass der eArocs 400 tatsächlich näher verwandt mit dem eActros 600 als mit dem eActros 400 ist. Denn letzterer kommt zwar auf einen ähnlichen Energiegehalt (die 400 ist namensgebend für rund 400 kWh Energiegehalt), nutzt jedoch NMC-Batterien. Schon vor Jahren hatte Daimler Truck jedoch kundgetan, künftig auf die LFP-Schiene zu wechseln. Dieser Ansage bleibt der Konzern treu und verbaut im eArocs nun zwei LFP-Packs von CATL à 207 kWh brutto Batteriekapazität, lässt gegenüber dem eActros 600 also ein Pack weg. Nutzbar sind 95 Prozent des Brutto-Gehalts. Jedes Pack wiegt für sich 1,5 Tonnen, was also im neuen strombetriebenen Baustellen-Lkw drei Tonnen Batterie-Gewicht ergibt.
Untergebracht sind die zwei Akkupacks in einem Batterieturm direkt hinter dem Fahrerhaus. Ein klarer Unterschied zum 600er, wo die drei Batteriepacks zwischen den Achsen verbaut sind. Der Grund dürfte im nachträglichen Einbau der E-Antriebskomponenten durch die Paul Group liegen.
Als Fahrmischer bis zu 200 Kilometer Reichweite
Der elektrische Zentralmotor selbst leistet 380 kW Dauer- bzw. 450 kW Spitzenleistung – und ist mit einem Drei-Gang-Getriebe gekoppelt. Nutzbar sind dabei weiterhin Außenplanetenachsen, um auch weiterhin die für den Baustelleneinsatz benötigte Bodenfreiheit und Geländegängigkeit zu gewährleisten. Das System ist dabei auf 800 Volt ausgelegt und soll laut Herstellerangaben mit einem deutlich höheren Wirkungsgrad dafür sorgen, dass „der eArocs 400 im Vergleich zu einem vergleichbaren Diesel-Lkw um mindestens 50 Prozent energieeffizienter ist“. Die Reichweite als Fahrmischer beziffert Mercedes-Benz Trucks auf bis zu 200 Kilometer, als Kipper auf bis zu 240 Kilometer (je bei der 32-Tonner-Variante). Geladen werden kann der XXL-Stromer analog zum eActros 600 mit bis zu 400 kW Ladeleistung per CCS-Stecker. Ladebuchsen sind auf beiden Seiten angebracht. Geladen seien die Batterien in etwa 45 Minuten von 20 auf 80 Prozent, heißt es.
Neben der Auswahl zwischen 32- und 41-Tonner in der Achsformel 8×4 können Kunden auch zwischen vier verschiedenen Radständen wählen. Innen wartet der Truck mit einem modernen, vernetzten Cockpit inklusive 12-Zoll-Instrumentendisplay und Touchscreen auf. Viele Funktionen lassen sich im eAcros per Sprachsteuerung aktivieren. Die Stuttgarter heben zudem ein neues Favoriten-Menü mit direktem Zugriff auf bauspezifische Funktionen (wie etwa Nebenantriebe) und ein umfassendes Sicherheitspaket mit allerhand Fahrassistenten hervor.
Aufbauten u.a. von Meiller und Liebherr
Was die Aufbauten angeht, steuert Meiller den Kipper und Liebherr eine Trommel-Variante bei. Auf der bauma zu sehen ist konkret ein eArocs 400 mit dem Mischeraufbau HTM 905 in der Ausführung „Leichtbau“ von Liebherr mit hydraulischem Trommelantrieb. Die Trommel hat dabei ein Fassungsvermögen von 9 Kubikmetern. Und die Hydraulikpumpe des Fahrmischers holt sich die Energie aus den Hochvoltbatterien des eArocs 400, wobei der verbaute PTO im E-Lkw die elektrische in hydraulische Energie umwandelt. Zu sehen ist auf der Messe aber auch eine Variante des eArocs 400 mit vollelektrischer Mischtrommel – und zwar bei der CIFA-Muttergesellschaft
Zoomlion, die konkret ihren Fahrmischer E10 aus der ENERGYA-Serie
mit einem Nennvolumen vom 10 Kubikmetern und einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 44 Tonnen präsentiert.
Achim Puchert, CEO Mercedes-Benz Trucks, betont, dass der neue eArocs 400 die Elektrifizierung bei Mercedes-Benz Trucks jetzt auch im Baugewerbe forciert. „Nach dem Verteiler- und Fernverkehr setzen wir damit die Erweiterung unseres Produktangebots mit batterieelektrischen Lkw weiter fort. Entscheidend ist jetzt, dass die Politik den Ausbau der Ladeinfrastruktur voranbringt sowie die Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Betrieb dieser Fahrzeuge schafft.“
Stina Fagerman, Leiterin Marketing, Vertrieb und Services Mercedes-Benz Trucks, ergänzt, dass der eArocs 400 bei der Reichweite dafür ausgelegt sei, dass er wesentliche Anwendungen für den straßennahen Bauverkehr abdeckt. Und: „Aufgrund des Batterieantriebs eignet er sich daher vor allem für Einsätze in zugangsbeschränkten oder lärmsensiblen Umgebungen wie Innenstädten oder
Wohngebieten.“
Übrigens: Schon 2022 war auf der bauma ein elektrischer Arocs als Fahrmischer zu sehen. Es handelte sich dabei bereits um einen Prototypen der Firma Paul, die den Fahrmischer auf Basis des dieselbetriebenen Arocs entwickelt hatte. Mercedes-Benz Trucks äußerte schon damals bei der Präsentation dieses Prototypen, dass es den Arocs zukünftig auch als Batterie-elektrisches Fahrzeug geben werde. Wie die Verantwortlichen betonen, wurde der eArocs 400 nun aber in Verantwortung von Mercedes-Benz Trucks entwickelt. Er umfasse gegenüber damals sowohl technische als auch vertriebsseitige Konzeptänderungen, teilte uns die Unternehmenszentrale jüngst auf Anfrage mit. Zum Vergleich: Der mit der Paul Group 2022 realisierte Prototyp wartete noch mit 300 kW Dauerleistung sowie 360 oder 420 kWh Batteriekapazität für „mehr als 200 km Reichweite“ auf.
3 Kommentare