E-Bus für inner- und außerorts: Scania launcht Elektro-Dreiachser

Scania erweitert sein Elektrobus-Angebot um eine neue Low-Entry-Alternative mit drei Achsen. Diese wartet gegenüber der aktuellen 4x2-Version unter anderem mit neuen Hinterachsoptionen auf und hat die kürzlich von Scania neu eingeführte E-Maschine an Bord.

Bild: Scania

Mit der Einführung einer neuen elektrischen Fahrgestellvariante der Achsformel 6×2*4 erweitert Scania sein Angebot an Elektrobussen. Die neue Low-Entry-Variante basiert auf der 2023 eingeführten Elektrobus-Plattform der Schweden, sie weist unter anderem eine höheren Fahrgastkapazität gegenüber der bisherigen 4×2-Version auf und soll sich vor allem für mittelschwere und schwere Einsätze eigenen – „im Stadt- und Vorortverkehr sowie auf kürzeren Überlandstrecken“, so der O-Ton der Schweden, also sowohl in der Klasse I als auch in der Klasse II.

Dass Scania bei den E-Bussen nachlegen will, wissen wir schon länger: Der Hersteller rückte bereits auf der Busworld 2023 eine neue Batterie-elektrische Busplattform ins Rampenlicht und kündigte an, auf dieser in einem ersten Schritt 4×2-Low-Entry-Busse bauen zu wollen, die „unter optimalen Bedingungen Reichweiten von mehr 500 Kilometer“ erreichen. Zuvor war Scania auf dem BEV-Busmarkt einzig mit dem Citywide BEV präsent, einem zwölf Meter langen Niederflur-Solobus, der in zwei Batteriekonfiguration (250 oder 320 kWh) zu haben war. Mit der neuen Plattform peilte Scania eine neue Generation von E-Bussen an – mit Batterievarianten von 416 und 520 kWh für 400 bzw. 500 Kilometer Reichweite. Inzwischen ist eine dritte Option – 312 kWh – hinzugekommen.

scania e maschine elektrobusse
Die neue E-Maschine von Scania kommt im Dreiachser zum Einsatz.
Bild: Scania

Diesen März veröffentlichte der schwedische Nutzfahrzeughersteller dann die Leistungsdaten seines neuen E-Motors, der nun in der neuen dreiachsigen Busvariante an Bord ist, den Scania aber – ebenso wie die weiteren Neuerungen der jetzt eingeführten Fahrgestellvariante – auch für die 4×2-Fahrzeuge zugänglich macht. Konkret ist die E-Maschine in vier Leistungsoptionen verfügbar: 240 kW, 270 kW, 300 kW und 330 kW. Darüber hinaus gibt es wahlweise ein Zwei- oder Viergang-Getriebe. Zusammen mit diesen zentralen neuen Komponenten führte Scania im März die oben genannte dritte Batterieoption und eine zweite Ladeschnittstelle am Heck der Busse ein. Dieser hintere Ladeport trägt zu einer höhere Ladeleistung von 325 kW DC bei, während der bisherige Ladeport vorn im Alleingang nur 130 kW Leistung bietet.

Angeboten wird der neue BEV-Dreiachser in zwei Fahrgestellbreiten (2.500 und 2.550 mm), außerdem bietet er eine neue Hinterachse: Die gelenkte Nachlaufachse befindet sich dabei hinter der Halbwelle und ist auf die neue Hinterachse abgestimmt. „Die Lenkung über die letzte Achse trägt zu einer besseren Gewichtsverteilung bei und verringert den Verschleiß der Reifen“, so Scania. Die neu angebotenen Achsgetriebe verfügen ergänzend über schnellere Übersetzungsverhältnisse und sollen die internen Verluste reduzieren und im Umkehrschluss den Wirkungsgrad verbessern.

Scania betont zudem die Robustheit der neuen Fahrwerkskonstruktion und merkt an, dass der verbesserte Hilfsrahmen den Geräuschpegel minimiere und die Fahreigenschaften verbessere. Außerdem soll die Anordnung der Fahrzeugkomponenten die Wartung vereinfachen. Carl-Johan Lööf, Leiter des Produktmanagements für Personentransportlösungen bei Scania, resümiert: „Mit der völlig neuen E-Maschine ist diese dreiachsige Elektrovariante zuverlässig, energieeffizient und leistungsstark und bietet so eine hervorragende Betriebszeit, Reichweite, Beschleunigung und Startfähigkeit, nicht zuletzt an steilen Hängen.“ Und mit der neuen Hochgeschwindigkeits-Ladeoption an der Heckposition und einer größeren Auswahl an Stromknotenpunkten biete er eine Flexibilität, die zu Bussen führt, die den lokalen Anforderungen entsprechen.

Und Lööf will mit dem neuen Dreiachser bewusst die bisherigen Grenzen für E-Busse verschieben: „Der Trend zur Elektrifizierung nimmt weiter zu und Busse, die auf dieser Plattform aufgebaut sind, werden weltweit wettbewerbsfähig sein und können genutzt werden, um den elektrischen Betrieb auf neue Einsatzgebiete auszuweiten.“

scania.com

3 Kommentare

zu „E-Bus für inner- und außerorts: Scania launcht Elektro-Dreiachser“
Rüdiger Kuchel
16.04.2025 um 16:17
Warum bloß wieder ein Zwischenschritt, eine E-Achse statt Getriebe und Kardanwelle wäre doch effizienter und der Platz der Batterien könnte am Rahmen gefunden werden und ergäbe einen niedrigeren Schwerpunkt. Aber ein vollelektrischer Bus geht natürlich in die richtige Richtung zum klimafreundlichen Verkehr.
Heidemarie U.
16.04.2025 um 19:49
Ich bin zwar nicht vom Fach, vermute aber, dass ein niedriger Schwerpunkt bei Niederflurbussen eher nachrangig ist. Im Vergleich zum Gesamtgewicht von Rahmen, Antrieb, Getriebe und Anbauteilen fällt die Dachlast durch die Batterien kaum ins Gewicht. Zudem lässt ein nahezu durchgängiger Niederflurboden kaum Platz für Batteriemodule im Unterbau. Die Platzierung der Batterien auf dem Dach bietet mehrere Vorteile: gute Skalierbarkeit durch standardisierte Module, effizientere Kühlung, besserer Zugang für Wartung und unter Umständen mehr Sicherheit im Crashfall. Ein Sonderfall ist der VDL Citea Electric, bei dem die Batterien im Unterboden untergebracht sind – allerdings über nahezu die gesamte Länge verteilt, bedingt durch die geringe Bauhöhe der Module. Bezüglich Antriebskonzept: Sowohl E-Achsen als auch konventionelle Anordnungen mit Elektromotor, Getriebe und Differenzial im Heck haben ihre Stärken. Die klassische Bauweise bietet meist mehr Flexibilität für unterschiedliche Einsatzprofile und erleichtert Wartung, da bei Bedarf schnell über Wartungsklappen zugegriffen werden kann. Bei E-Achsen kann ein Ausbau für Reparaturen erforderlich sein, was den Aufwand deutlich erhöht.
Max
16.04.2025 um 18:16
Hätten Sie das mal Scania vorher gesagt! Wahrscheinlich sind die so verbohrt, dass sie noch nie in ihrem Leben was von solchen Konzepten gehört haben. Oder könnte es womöglich sogar gute Gründe für die klassische Kardanwelle geben, so dass sich Scania bewusst für diesen Aufbau entschieden hat?!

Schreiben Sie einen Kommentar zu Rüdiger Kuchel Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert