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Bild: Daniel Bönnighausen
HintergrundInfrastruktur

Bring your own power: Was fürs Durchleitungsmodell spricht (und was dagegen)

Den eigenen Stromvertrag mit an die Ladesäule bringen und teures Roaming umgehen? Das Durchleitungsmodell könnte den freien Wettbewerb bei der Ladeinfrastruktur fördern, weil es die Preisstruktur transparent macht. Genau das gefällt nicht jedem. Vielleicht ist es aber auch einfach überflüssig.

Für Normalmenschen sind die Strompreise an der öffentlichen Ladeinfrastruktur manchmal unbegreiflich – und ärgerlich: Mal kostet die Kilowattstunde im schnellen DC-Park 39 Cent und mal 89 Cent. Der Grund für diese aus Verbrauchersicht üble Lage ist der Markt- und Machtkampf, der im Hintergrund stattfindet.

Für die Betreiber der Ladestationen, in der Branche meistens Charge Point Operator (CPO) genannt, müssen sich die Investitionen amortisieren. Die Elektroautofahrer rechnen entweder direkt und registrierungsfrei (Ad-hoc) mit dem CPO ab. Oder mit einem Vertrag über die Electric Mobility Provider (EMP). Die EMP wiederum organisieren mit den CPOs das Roaming, also die Funktion einer App oder RFID-Karte in Deutschland sowie in Europa, und zahlen dafür Gebühren.

Dieses Konstrukt wird durch das so genannte Durchleitungsmodell erweitert und zugleich in Frage gestellt: Die Idee ist, dass Pkw- und Lkw-Fahrer mit ihrem eigenen Stromvertrag an jeden beliebigen Ladeplatz kommen können und der CPO dafür ein Entgelt erhält, statt die selbst beschaffte elektrische Energie zu verkaufen. Stichwort: Bring your own power. Kann das klappen?

Ausschreibung an Durchleitungsmodell gekoppelt

Ja, sagt Johannes Pallasch von der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur. Pallasch hatte das Durchleitungsmodell im Zusammenhang mit der Ausschreibung von DC-Parks für Lkw befürwortet. Konkret gemeint sind die nicht bewirtschafteten Raststätten, also jene Parkplätze an den Autobahnen, an denen viele Lkws pausieren und die kein Serviceangebot wie Restaurants bieten.

Diese unbewirtschafteten Raststätten sind attraktive Standorte für den Aufbau einer Lkw-Ladeinfrastruktur. Und sie gehören dem Staat, der die Ausschreibung an Bedingungen koppeln kann und einen starken und fairen Wettbewerb im Blick haben muss. Und das ist in diesem Fall die Möglichkeit des Durchleitungsmodells: Lkw-Fahrer sollen mit den Stromverträgen der Spedition laden können, und der CPO erhält ein fixes Infrastrukturentgelt. Die Höhe soll nicht ausgedacht oder willkürlich sein, sondern nachvollziehbar auf Basis der Kosten für die Vergabe dieser Standorte hergeleitet werden.

Wettbewerb zwischen den Zugangsvarianten

Allerdings, erläutert Johannes Pallasch, ist die Einführung der Durchleitung als neue Ladeoption außerhalb der Ausschreibung des Lkw-Schnellladenetzes in der freien Entscheidungsgewalt der einzelnen CPOs. Da es sich beim Lkw-Schnellladenetz um eine Ausschreibung zur Errichtung von Ladeinfrastruktur auf Flächen des Bundes handelt, kann der Bund Anforderungen in Form vertraglicher Bedingungen stellen, welche von interessierten Bietern zu erfüllen sind, um den Zuschlag zu erhalten.

In Bezug auf das Lkw-Schnellladenetz ist das Durchleitungsmodell ein Instrument, das den Energieerzeugungsmarkt besser integriert und bei begrenzten Flächen für Lkw-Ladeinfrastruktur auf den Rastanlagen mehr Wettbewerb ermöglicht. „Das Durchleitungsmodell beim Lkw ist eine Ergänzung zum klassischen Vertragsladen und dem aufwachsenden Ad-hoc Laden ohne Registrierung“, so Pallasch.

Frei verhandeltes Entgelt

So ist es auch an den anderen DC-Standorten für Pkw und Lkw, bei denen der Staat nicht direkt involviert ist: Das Durchleitungsmodell ist eine Alternative zum Laden mit Vertrag und zum Ad-hoc Laden.

Hier können die CPOs und die EMPs also frei und ohne staatliche Regulierung über das Entgelt verhandeln. In dieser Form wird das Durchleitungsmodell meistens diskutiert.

Einer der bekanntesten Befürworter des Durchleitungsmodells ist Sebastian Ewert, Geschäftsführer der Lichtblick eMobility GmbH. Lichtblick betreibt über 8.000 Ladepunkte für Stadtwerke und anderen B2B-Kunden, aber bisher nicht unter eigenem Namen. Noch nicht, denn das wird sich im Jahresverlauf ändern.

Transparenz der Kosten

Sein wichtigstes Pro-Argument: „Das Durchleitungsmodell schafft Transparenz.“ Der Endkundenstrompreis setzt sich aus den Produktionskosten, den Steuern und Abgaben, den Netzentgelten und eben dem Durchleitungsentgelt zusammen, und diese vier Faktoren werden offengelegt. „Das Durchleitungsmodell wird genau wegen dieser Transparenz angefeindet“, sagt Ewert.

„Das Durchleitungsmodell ist aber gut für den Wettbewerb, weil die CPOs mit den Durchleitungsentgelten untereinander konkurrieren würden“, so Sebastian Ewert von Lichtblick. Es liege im Interesse des CPOs, ein geringes Durchleitungsentgelt zu verlangen, weil so die Auslastung steige.

Dynamische Stromtarife am Ladepunkt

Dazu komme ein weiteres, schwerwiegendes Argument mit einem großen monetären Hebel: Die Spotpreise am Strommarkt könnten direkt weitergegeben werden. Es wäre also möglich, dynamische Tarife, die in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage schwanken, direkt an den Ladepunkt durchzuleiten. Besonders für den preissensiblen Schwerlastverkehr wäre das ein Effizienzfaktor.

„Wenn ein Netzentgelt zum Beispiel DC-seitig bei circa 20 Cent liegen würde, könnte ein tatsächlicher Ladepreis über negative Börsenstrompreise wegen einer akuten Überproduktion durch Wind und Sonne bei 25 bis 30 Cent pro Kilowattstunde liegen“, ist Ewert zuversichtlich.

Der Staat könne und solle sich heraushalten: „Wegen der Preistransparenz kann das Durchleitungsmodell erfolgreich sein und so die Praxis der Roaminggebühren ersetzen.“ Der Kunde wiederum habe maximale Wahlfreiheit.

Wird das bewährte Roaming rückabgewickelt?

Das sieht Mark Steffen Walcher, Geschäftsführer der Smartlab GmbH, völlig anders. Er verstehe die Grundidee, habe aber erhebliche Zweifel an der realen Umsetzung, sagt Walcher.

„Das Kernproblem ist, dass das funktionierende Roaming faktisch rückabgewickelt werden würde.“ Die Ursache: Damit die Pkw- und Lkw-Fahrer mit ihrem Stromvertag überall abrechnen könnten, müssten zuerst alle CPOs mitmachen. „Dafür aber gibt es keinen finanziellen Anreiz“, ist Walcher überzeugt, weil die Roaminggebühren höher sind als die Durchleitungsentgelte und folglich der Verdienst. Im Ergebnis würde sich das Durchleitungsmodell nicht durchsetzen, wenn es der Staat nicht vorschreibe, was aus Sicht der Befürworter nicht nötig ist. Siehe oben.

Speditionen verhandeln bilateral

Mark Walcher sieht auch keine Perspektive für das Durchleitungsmodell im Schwerlastverkehr: „Die Speditionen fahren nicht irgendwo durch die Gegend und laden, wie es gerade passt. Vielmehr bestimmt ein Disponent, wo der Fahrer halten muss, und hier gibt es häufig bilaterale Verträge zwischen Logistikunternehmen und CPO.“

Aus Marktsicht würde sich das Durchleitungsmodell nicht durchsetzen, weil es keine echten Vorteile biete und schlicht überflüssig wäre, fasst Walcher zusammen.

„Der Staat muss es nicht vorschreiben“

Knut Hechtfischer vom Durchleitungsdienstleister Decarbon1ze und Vordenker des Prinzips, sagt deutlich: „Der Staat muss es nicht vorschreiben. Das Durchleitungsmodell ist am Standort eines CPO ein zusätzliches Feature, das die Auslastung steigert. Und genau das führt dazu, dass die Betreiber mitmachen würden.“

Außerdem, so Hechtfischer, sei das Leitbild des Durchleitungsmodells nicht auf die öffentliche Ladeinfrastruktur beschränkt und biete Use Cases zum Beispiel am Arbeitsplatz oder zu Hause.

„Das Durchleitungsmodell fördert den Wettbewerb.“ Und genau der funktioniert im Moment nicht so, wie er soll.

33 Kommentare

zu „Bring your own power: Was fürs Durchleitungsmodell spricht (und was dagegen)“
Tom
21.04.2025 um 19:41
Sebastian Ewert redet leider - excuse my french - Blödsinn. Der Wettbewerb der CPO ist heute ja schon in vollem Gange, eben über den ad-hoc Preis, den alle AFIR konformen CPOs auch so an die EMSP weitergeben. Warum ist IONITY aktuell 19 ct günstiger als pre Ukraine (günstigere Strompreise und signifikant höhere THG Erlöse). Wenn man vom ad-hoch Preis netto 6-10 ct abzieht, landet man beim Infrastrukturentgelt. Welche Transparenz ist dadurch gewonnen? Dieses Entgelt kann übrigens sehr wohl dynamisch sein. Von Christoph Schwarzer hatte ich mir aufgrund seines Sachverstandes neben dem reinen Wiedergeben bekannter Positionen mehr Einordnung erwartet. Außer Dienstleistern wie decarbonize bringt dieser Ansatz nämlich für keinen Player im Markt ökonomische Vorteile. Bedauerlich auch, dass die NOW dies nicht erkennen will und auf die billige PR von Licktblick mit aufspringt. Johannes Pallasch verspielt damit wider jeglichen Vernunft die letzte Reputation der NOW. Extrem bedauerlich.
Seb
22.04.2025 um 20:28
Interessante Rechnung: Im Jahr 2022 hatte die THG Quote einen Wert von 20 ct/kWh, heute 3-4 ct/kWh. Ist der Rest des Beitrags genauso fundiert? Wir haben wieder regionale Monopole, welche aufgebrochen werden müssen, sonst wird das mit der Emobilität in Deutschland nichts. Und bzgl. Adhoc gibt es leider keinen funktionierenden Wettbewerb. Auch halten sich viele CPOs nicht an die AFIR Vorgaben. Nicht umsonst gibt es die ersten Klagen. Wenn ich beim EMP anrufe, dann bekomme ich keinen Nachweis der Eichrechtskonformität, keine HKNs, aber eine Dienstleistung für 52-89 ct/kWh. Das funktioniert so? Warum haben so viele Angst vor einer weiteren „Zahlmethode“ neben Adhoc und eRoaming. Was zu verbergen?
Stefan
22.04.2025 um 11:47
Klar, keiner der Unternehmen im Markt hätte davon Vorteile. Es geht aber um die Kunden, also ob die E-Auto-Fahrer Vorteile davon haben. Ich glaube nicht, dass es dann für den Autofahrer deutlich billiger wird, aber die Preisunterschiede zwischen Abo und AdHoc könnten sinken.
Farnsworth
21.04.2025 um 23:48
Das ist alles viel zu kompliziert. Was soll denn dadurch gewonnen werden? Der CPO hat die Kosten der Ladeinfrastruktur, die muss er erwirtschaften. Netzentgelte und Steuern müssen alle zahlen. Bleibt also noch der eigene "Stromtarif". Wie soll der sich denn groß von anderen Stromtarifen unterscheiden? Ich fahre jetzt seit 5 Jahren elektrisch. Damals gab es noch das Modell: "Nimm Deinen Tarif mit an jede Ladesäule". Dann kam Ionity und für die musste man einen Aufpreis zahlen. Und von da an wurde es immer chaotischer. Inzwischen zahlt man für AC Ladesäulen mehr, als für DC und muss in die App des jeweiligen Ladeanbieters gucken, ob man 59ct oder 89ct bezahlt. So klickt man sich vor einer AC Ladesäule durch alle Apps und guckt bei welchem Anbieter diese Ladesäule denn jetzt am günstigsten ist. Und zum krönenden Abschluss sind Ladesäulen in den Niederlanden Ad Hoc oft billiger als bei allen Ladekarten Anbietern, die ich habe. Es gibt eine einfache Lösung: Meldet den Preis der für die Ladesäule gilt an eine zentrale Stelle und ich kann den geltenden Preis in einer App sehen. Bei Ladesäulen mit Display, steht er auch auf dem Display. Und diesen Preis zahle ich mit einem gültigen Zahlungsmittel (Debit/Kreditkarte, PayPal, Apple/Google-Pay, meinetwegen einer Ladekarte). Es gibt genau diesen einen Preis der für alle gilt, keine Abos, Rabatte oder sonstiges. Ob der Betreiber Fixpreise nimmt oder den Börsenpreisen folgt ist mir egal. Er steht mit seinem ausgewiesenen Preis im direkten Wettbewerb zu allen anderen Anbietern. Wenn einer einen Fixpreis anbietet und der andere einen flexiblen, dann kommen die Leute halt Mittags zu dem mit den flexiblen Preisen und wann anders zu dem mit dem fixen Tarif. Das nennt man freie Marktwirtschaft. Alles andere ist ein undurchsichtiges Geflecht was nur den Anbietern nützt, aber die Elektromobilität abwürgt, weil kein Verbrennerfahrer sich von so einem Tohuwabohu überzeugen lässt. Was soll eine Tarifmitnahme also besser machen? Da gibt es nur wieder einen mehr, der mitverdient. Weg damit, wir brauchen einfache Systeme und das europaweit.
Wolfbrecht
22.04.2025 um 03:50
Aus der Sicht des privaten Verbrauchers wäre ENDLICH der Ladekarten-Zirkus beendet – nur noch die Karte des jew. eigenen Stromversorgers (also ggf. auch nur noch ein Vertrag) ist nötig – und zusätzlich wäre noch EIN (nach AC/DC/max. Leistung) gestaffelter) Infrastrukturpreis zu zahlen. Der ist kann ganz einfach an der jew. Säule angezeigt werden.
Christian
22.04.2025 um 07:06
Die CPO gehören endlich in die Schranken gewiesen. Wenn hier wie jetzt eine neue Tankstelle aufmacht kostet der Treibstoff auch nicht mehr. Das ist pure Abzockeerei. Ich will nicht von einem Anbieter zum gleichen fahren weil es da Abbos gibt etc...sind dann laden wenn ich muss oder will. Was im Moment passiert ist reine Schikane. Denn das Geld für die Ladesäulen ist an anderer Stelle schon wieder verdient.
Tim
22.04.2025 um 07:30
Leider seid in dem Artikel nur die (wenigen) Befürworter zur Sprache gekommen. Es fehlt dem Artikel an der Ausgewogenheit. Letztlich geht es nicht um Wettbewerb! Stattdessen geht es (siehe Lichtblick) darum, dass die Stromlieferanten ihr Geschäft ausbauen können: analog zur Telekommunikation möchte man dem Kunden in einem Vertrag nicht nur den Mobilfunktarif verkaufen, sondern auch Festnetz und Internet. Der Kunde verliert den Überblick bzgl Preis und wird in langfristige Verträge gebunden. So wird die Hausstrombelieferung mit dem Ladestrom vermengt.
Ole Langniß
22.04.2025 um 16:47
Nein, nicht nur die Befürworter kommen hier zu Wort, s. Mark Walcher.
Schoen
22.04.2025 um 07:35
Wettbewerb, welcher Wettbewerb? Adhoc Preise von 89 Cent sind eine Unverschämtheit und die paar Anbieter mit 49 Cent haben nur sehr wenige Ladepunkte. Wenn man flächendeckend 39 Cent haben will, muss man sich über eine happige monatliche Gebühr an die Monopolisten binden, die sich so die Konkurrenz vom Leibe halten. Sowas wie das Durchleitungsmodell bringt frischen Wind und macht die E-Mobilität vor allem für Speditionen und andere Großverbraucher wirtschaftlicher.
E. Wolf
22.04.2025 um 07:46
Zitat: "... bringt dieser Ansatz nämlich für keinen Player im Markt ökonomische Vorteile. "Es darf aber nicht nur um die "Player" gehen, es muß um die Kunden gehen !!! Und um die Decarbonisierung der Mobilität !!!Die Ladesäulen wurden & werden mit erheblichen Subventionen finanziert, Steuergelder halt, d.h. der Bürger hat dann auch ein Recht "seinen privaten" Haushaltsstromtarif zu nutzen, der Betreiber bekommt ein entsprechendes "Strukturentgeld".Aber natürlich, Transparenz schadet immer den Mächtigen, daher ist die Initiative von Lichtblick und NOW so wichtig !!
Matze
22.04.2025 um 09:52
Sorry, aber Du hast das Modell nicht verstanden. Der Kunde bringt nur seinen Strom mit. Lokale Netzentgelte kommen oben drauf (über 800 Netzbetreiber mit unterschiedlichen Preisen), plus das Entgelt für den CPO. Jeder CPO hätte UNTERSCHIEDLICHE Infrastrukturentgelte und ggf. variieren die auch über den Tag, daher muss man sehr wohl jedes Mal die Preise prüfen.
Frank
22.04.2025 um 07:50
Es ist interessant zu sehen, wenn aufgezeigt werden soll, wer wofür und wieviel die Hände aufhält, alles aus den Löchern kraucht, um genau das zu verhindern. Tankt Euer Auto zu Hause, mit eigener PV-Anlage sind es dann 6ct je KWh. Die armen Schweine, die den Wegelagerern ausgeliefert sind, sollten wieder auf Verbrenner wechseln, ein 100-Jahre altes erprobtes Rezept. Das ist Deutschlands Beitrag zur KI. Korrupt und Inkompetent.
Hans
22.04.2025 um 13:38
Chill.
FX
22.04.2025 um 08:04
Wundere mich über die beiden zentralen Prämissen: Durchleitung schaffe Transparenz und Wettbewerb? Was genau ist denn an diversen Endkundenpreisen, die im Wettbewerb stehen, nicht transparent? Für Kunden (b2b und b2c) ist ein aus mehreren Komponenten bestehender Preise (kWh im "Hausstromvertrag" + Infrastrukturentgelt) immer intransparenter als ein finaler Preis. Und zum Wettbewerb, bzw. Preis: Die wesentliche (oder sogar) einzige Aufgabe eines CPO ist der Kauf und Verkauf von Strom. Es sollte zu erwarten sein, dass der CPO den Strom in praktisch allen Fällen günstiger erwerben kann als z. B. der Spediteur (um welchen es im Durchleitungsmodell ja gehen soll). Rein logisch sehe ich daher keinen Vorteil des D-L-Modells. Und sollten (polemisch gesprochen) CPOs wirklich gierig sein und zu hohe Preise berechnen, könnten sie es im D-L-Modell ebenfalls tun: Nicht mehr über den Preis aber über die "Infrastrukturabgabe". Die einzigen Gewinner sitzen auf seitens Lichtblick und Decarbonize.
Ole Langniß
22.04.2025 um 16:56
Die wesentliche Aufgabe eines CPO ist die Bereitstellung von Ladeinfrastruktur, so wie es der Name ja ausdrückt. Darin unterscheidet er sich im Übrigen auch nicht von Tankstellenpächtern. Das CPO Geschäft wird für viele Unternehmen, wenn sie nicht gerade ein intrierter Stromversorger sind, mit dem Durchleitungsmodell einfacher, da sie sich neben dem Betrieb der Infrastruktur nicht auch noch um den Einkauf von Strom kümmern müssen. Und ja, als das europäische Roaming beim Mobilfunk preisreguliert wurde, sanken die Kosten damals drastisch. Mit dem Durchleitungsmodell kann ein ähnlicher Preisdruck ausgelöst werden. Und schließlich: Die energiewirtschaftliche Integration der Ladeinfrastruktur ist mit dem Durchleitungsmodell besser und kosteneffizienter, zugunsten der Allgemeinheit und aller Netznutzer!
Martin
28.04.2025 um 11:42
Das stimmt de facto nicht. Die Beschaffung des Strom, des von den gesamten Kosten des Ladevorgangs 6-12 Cent ausmacht, ist kein Aufwand für den CPO. Der Aufwand - und die mit diesem Aufwand verbundenen Kosten - liegen bei den Kosten der Ladestation, der Wartung, der Errichtung, Planung, Instandhaltung, Abrechnung und auch - nicht zu vergessen - den viel zu hohen Kosten für die Bereitstellung des Netzanschlusses.Bei HPC Ladestationen, die nicht unmittelbar an viel frequentierten Autobahnen stehen, belaufen sich alleine die Gestehungskosten je kWh auf bis zu 80 Cent netto / kWh. Nimmt man die Stromkosten heraus, liegen wir bei 70 Cent netto / kWh, wobei der Netzanschluss bis zu 45 Cent / kWh ausmacht.Dass mit dem Durchleitungsmodell auf einen Verkaufspreis < 30 Cent zu kommen ist reine Utopie. Wenn der Staat ein günstigeres Laden an öffentlichen Stationen erreichen möchte, dann müssen die Gestehungskosten (Aufwand Genehmigungsverfahren, Netzanschluss) reduziert werden.Das Durchleitungsmodell würde die Kosten nur im Ausmaß von wenigen Prozentpunkten reduzieren, da die Kosten der Herstellung der Technologie hierzu erneut negativ die Infrastrukturkosten beeinflussen würde.
Matze
22.04.2025 um 15:24
Wer behauptet, dass ein CPO Strom günstiger als ein Spediteur einkaufen kann, weiß leider nichts über den Strommarkt. Beide kaufen ziemlich genau zum selben Preis ein. Es gibt im Strom KEINE Mengenrabatte.
X
22.04.2025 um 11:15
Best comment! CPOs are aiming at better purchasing electricity because they know when their customers are at the site and the quantity of electricity sold. Transparency should be improved but the all combined price! The electromobility transition is already complicated enough. No one will use the durchleitung model; when you speak with people on the market, the only ones talking about it is Lichtblick and Decarbonize. Very strange. And yet, they do not do it for now. Nobody knows how to implement it. In summary, no one knows how this should work, only few (ie. no competition) are claiming it is making sense, and CPOs will then hold on investments (ie. less charging points!). What do we gain?
Tim
22.04.2025 um 10:03
Dieser Kommentar bringt es auf den Punkt. Die Komplexität wird massiv erhöht, aber der viel beschworene Wettbewerb, einfach verlagert.
Sen
22.04.2025 um 08:57
Mitnichten ist der Strommarkt von Wettbewerb bestimmt: wo man hinschaut, überall Oligopole ... bei den Erzeugern, bei den Verteilern, bei den CPOs ... das MUSS dringend aufgebrochen werden! Was bei kleinen Strommengen für PKW nicht ins Gewicht fällt, ist für LKW-Stromfresser umso wichtiger: ein echter Wettbewerb über den Preis! Da helfen Durchleitungsverträge definitiv! Aber was allen klar sein muss: 99%ige Versorgungssicherheit HAT ihren Preis, vor allen in Zeiten von Öko-Wackelstrom!
Rudolf
22.04.2025 um 10:07
Deutschland = Abzockerland
Matze
22.04.2025 um 15:27
Dein Kommentar zeigt, dass Mann oder Frau für die Nutzung der Kommentarfunktion eine Prüfung ablegen sollte. Du würdest sie eher nicht bestehen
Robert van Gent
22.04.2025 um 12:47
Very interesting review and comments. What speaks for the pass-through model, or even a model where the purchase of electricity is connected to the MSP: 25 years ago we restructured the electricity markets so that the the electricity that arrived in your house was not automatically bound to the company that installed the socket in your house: we disconnected the services from the infrastructure. We also did this for tv cabling and internet infrastructure/services. I still find it difficult to understand why we did not arrange EV charging the same way. Why is the electricity I purchase at a charger linked to the charger? It is just a smart socket and should be regarded as such. The argument that at gas stations you can also not choose the provider of the fuel makes no sense: it disregards the differences between fuel and electricity. Also: it may make the system more complex in some ways but does anyone want to go back to the situation where your DSO is also your electricity provider? And I know CPO's that are very interested in this model as it makes tenders less complex.There is a lot of interest among evdrivers in a possibility to choose the electricity providers on charging infrastructure, e.g. amongst members of energy cooperations and communities etc.Robert van Gent Dutch EV Drivers Association.
Matze
22.04.2025 um 15:34
The answer is straightforward (and I am surprised you do not see it): while gaining access to private households is simple, obtaining suitable locations for public charging is a very challenging task. It is unjustifiable for EMPS, who have invested ZERO effort in that, to benefit from the intensive work of a CPO to acquire these locations. If we were to follow your line of thinking, we could argue that the Café de Paris in Monaco should allow customers to bring their drinks (no matter if it were champagne or soda) and simply charge them a seat fee.
Robert van Gent
28.04.2025 um 10:59
No I am not claiming the Cafe the Paris should allow visitors to use the location for free. The Cafe and the CPO's should be allowed to charge the customers an infrastructure fee.
Holger
23.04.2025 um 09:45
This comparison with the "Cafe de Paris" is lacking, since you are bringing not only your own drink but your own chair and your own roof as well. Meaning: the location is not really a concern for someone current-thirsty. There is no "ambiente" to be charged for.
Nadja
22.04.2025 um 16:11
Sehr spannendes und aktuelles Thema! Im Projekt BANULA wird das Durchleitungsmodell innerhalb eines ganzheitlichen Ansatzes für die Verbindung von energiewirtschaftlichen Prozessen mit kaufmännischen Prozessen der Strombelieferung von E-Fahrzeugnutzenden verwendet. Die Preistransparenz für Endkunden ist hierbei einer der wesentlichen Punkte! Damit alle Rollen und Marktteilnehmer gleichberechtigt agieren können, wurde ein „Digitaler Marktplatz“ geschaffen. Das E-LKW Laden im Durchleitungsmodell beschäftigt aufgrund der Ausschreibung für Schnellladeinfrastruktur aktuell viele Marktrollen. Daher bietet das Projekt BANULA am 12. Mai einen Anwenderkreis an, in dem alle Interessierten die Möglichkeit haben, genau diese Themen zu diskutieren.
Alexander Junge, Aral pulse
22.04.2025 um 16:49
Ich denke nicht, dass das Durchleitungsmodell zu niedrigeren Preisen führen würde. Zunächst einmal muss nämlich in zusätzlich Mess- und Abrechnungstechnik (hard- und software-seitig) investiert werden und diese Zusatzkosten müssen auch wieder reinverdient werden, d.h. führen zunächst einmal zu höheren Preisen für Ladekunden. Ein Irrweg.
Rr
22.04.2025 um 19:42
Ja, wir können sicher davon ausgehen dass die Gewinn orientierten Unternehmen die keine Konkurrenz haben nur günstige Preise im Sinn haben
gerd
22.04.2025 um 18:40
BGB: "Wucher" Zweitarifsignal und niedrigere Preise bei Überproduktion. da sollte der Staat mal eingreifen.
Peter Kass
23.04.2025 um 01:42
Mit dem Durchleitungsmodell ist zu hoffen, dass damit endlich das Ende der "Goldgräberzeit" eingeläutet wird und es zu voller Transparenz und Vergleichbarkeit und einem stabilen Markt kommt. Und endlich der Elektromobilität einen weiteren Schub gibt.
erFahrer
23.04.2025 um 15:34
Laden direkt an den Quellen (1) sieht da besser aus. 1 = Solar- od. Windpark. Biogas oder kleine Wasserkraftwerke, überall wartet der Strom auf direkte Abnahme von PKWs oder NFZ. Und wem die Preise an den Ladern der fossilen Branche egal sind, kann ja diese nutzen. Der Ladepreis ist bei PKWs nicht der entscheidende Faktor bei NFZ schon eher.
INSPIRE
24.04.2025 um 16:36
Leider kommen in dem sehr einseitigen Artikel maßgeblich die wenigen Befürworter des Durchleitungsmodells im Markt zu Wort. Dagegen fehlen (abgesehen von Mark Walcher) Vertreter der CPOs, die seit zwölf Jahren mit erheblichem eigenem Investment die Ladeinfrastruktur in Deutschland aufgebaut haben. Die von diesen gegen das Durchleitungsmodell angeführten Argumente sind primär die enorm hohe Komplexität und die daraus folgenden Kosten, die im Ergebnis wieder von den Kunden zu tragen sind. Damit wird sich die zentrale Hoffnung der Befürworter, es werde günstigere Ladepreise geben, nicht einstellen. Und das ist nicht nur eine Einschätzung, sondern die praktische Erfahrung aus einem Markt, der das Durchleitungsmodell seit Jahren praktiziert und daher eine Sonderstellung in Europa einnimmt: Portugal. Dort gibt es aber keinesfalls günstige Ladepreise an öffentlichen Ladepunkten, sondern genau das Gegenteil. Dazu ist Portugal auch für Roaming ein sehr schwieriges Pflaster. Was puplicitywirksam als Catcher für günstigere Strompreise angepriesen wird, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als verzerrender Eingriff in einen dynamischen Markt. Wie in Portugal wird das Durchleitungsmodell und Infrastrukturentgelt nicht zu sinkenden, sondern zu steigenden Ladestrompreisen führen. Falls es nicht mehr freiwillig, sondern verpflichtend (wie bei der LKW-Ausschreibung) vorgeben wird, wird es die CPOs dazu zwingen, zusätzlich zu bestehenden Systemen eine dritte, vollständig separate, technische Infrastruktur aufzubauen, die sich mit den anderen beiden Modellen (Ad-hoc-Laden und Roaming) nicht verträgt. Zudem existieren bislang keine einheitlichen technischen Standards für die Umsetzung des Durchleitungsmodells, sodass jeder Betreiber individuelle Anforderungen und Prozesse definieren müsste, was die Komplexität und die Kosten zusätzlich erhöhen würde. Damit wird das Durchleitungsmodell auch zum Hemmklotz für die fortschreitende europäische Vereinheitlichung von Ladeinfrastruktur. Deutschland bewegt sich damit in eine elektromobile Sonderrolle. Portugal verabschiedet sich gerade aufgrund der negativen Erfahrungen von einem vergleichbaren Modell. Statt ein marktfremdes, kostenintensives, technisch aktuell nicht umsetzbares Modell per Zwang in den (LKW-)Markt zu drücken, sollte der Staat seine Energie auf den Abbau von bürokratischen Hürden und das Senken der Fixkosten lenken. Ergänzt um eine besserer Auslastung wird sich auch der Spielraum für günstigere Ladepreise ergeben. Da liegt der Ball bei uns E-Autofahrern der Gegenwart und der Zukunft!

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