ZF präsentiert neues Range-Extender-System
In der Mitteilung hebt ZF drei Alleinstellungsmerkmale für den neuen Range Extender hervor: Das System soll auch für Allradantriebe geeignet sein, ohne dass ein zweites Antriebssystem erforderlich sei – das soll die Kosten „erheblich“ senken, so ZF. Zweitens soll der Range Extender „hoch kompakt“ und damit einfach in den Motorraum zu integrieren sein. Und als dritten Punkt führt der Zulieferer an, dass „Elektro- und Verbrennungsmotor jeweils mit hohem Wirkungsgrad für Stromerzeugung bzw. Antrieb betrieben werden“ können.
Nur: Technische Daten zu dem neuen Range-Extender-System nennt ZF in der Mitteilung noch nicht. Dafür gibt das Unternehmen vom Bodensee an, dass der Antrieb in der ersten Hälfte des nächsten Jahres in Produktion gehen soll. Kunden werden nicht genannt, aber ZF betont, dass man seine Marktanteile bei chinesischen Fahrzeugherstellern gesteigert habe und von deren Wachstum profitiere. EREV, also Extended Range Electric Vehicles, sind gerade im ländlichen China beliebt und haben im Gesamtmarkt zuletzt teilweise höhere Wachstumsraten erreicht als die Batterie-elektrischen Autos.
Auf dem ZF-Stand auf der Auto Shanghai gibt es aber auch elektrische Antriebe zu sehen, etwa im Nutzfahrzeug-Bereich. Dort stellt der Zulieferer sein integriertes elektrisches Achssystem AxTrax 2 aus, das mit seinem modularen Design ein kompaktes, leichtes und leistungsstarkes Antriebssystem je nach Kundenwunsch ergeben soll. Aber auch bei den Nutzfahrzeugen fährt ZF zweigleisig und stellt dem AxTrax 2 mit dem TraXon 2 Hybrid noch ein Hybridgetriebe zur Seite.
Im Fokus des ZF-Auftritts in Shanghai steht aber das Chassis 2.0, welches mit seinen Komponenten voll auf die Vernetzung der einzelnen Systeme ausgelegt ist – bei einem softwaredefinierten, autonomen Fahrzeug muss das Fahrwerk etwa auch auf Input des autonomen Fahrsystems reagieren können. In dem Chassis 2.0 will der deutsche Zulieferer diese Punkte zusammenführen und mit der fahrwerkspezifischen ZF-Software cubiX das Zusammenspiel dieser Komponenten je nach Fahrsituation steuern. Die „By-Wire“-Technologien werden gerade bei chinesischen Fahrzeugherstellern immer beliebter, so ZF. Nio stattet sein Elektro-Flaggschiff ET9 zum Beispiel mit einem Steer-by-Wire-System von ZF aus.
„ZF hat in den letzten Jahren kontinuierlich in innovative Technologien für den chinesischen Markt investiert“, sagt der ZF-Vorstandsvorsitzende Holger Klein. „Dazu zählt zum Beispiel unser Chassis 2.0 mit By-Wire-Technologien und das neue Range-Extender-System. Auch unsere Produktions- und Entwicklungsprozesse haben wir konsequent auf die Anforderungen unserer chinesischen Kunden angepasst und erfüllen damit sprichwörtlich ‚China Speed‘.“
Update 28.04.2025: ZF hat in einer weiteren Mitteilung detailliertere Informationen und technische Daten zu dem neuen Range-Extender-System genannt, das der Zulieferer vergangene Woche auf der Auto Shanghai in China vorgestellt hatte. So arbeitet ZF an zwei Varianten, die sich in Leistung und Komplexität leicht unterscheiden.
Sowohl den electric Range Extender (eRE) sowie dem electric Range Extender plus (eRE+) eint, dass sie in Fahrzeugen mit 400 oder 800 Volt Systemspannung eingesetzt werden können und sie beim Halbleiter-Typ flexibel sind. Der eRE verbindet eine E-Maschine mit einem integrierten Inverter, passender Software und Planetengetriebe. Der eRE+ verfügt darüber hinaus über eine intelligente Kupplung und ein Differenzial. Dadurch lässt er sich entweder als Stromgenerator oder als zusätzlicher Sekundärantrieb nutzen, was Hersteller die Entwicklung einer separaten Komponente erspart. Die Leistung lässt sich bei beiden Modellen skalieren. Der Output reicht dabei von 70 bis 110 kW (eRE) bzw. 70 bis 150 kW (eRE+).
Nicht nur in China steigt die EREV-Nachfrage
„Das neue Interesse und die gestiegene Nachfrage nach Range Extendern zeigt, dass das Potenzial dieser Technologie noch lange nicht ausgeschöpft ist – vor allem nicht für Modellplattformen, die schon auf batterieelektrische Antriebsstränge ausgelegt sind“, sagt Otmar Scharrer, Entwicklungsleiter elektrische Antriebstechnik. „Hinter unseren Lösungen steht der System- und Plattformgedanke. Damit sind wir bestens gerüstet, auf alle Kunden- und Marktanforderungen zu reagieren, und zwar bei verkürzten Entwicklungszyklen.“
Als Vorteile der Range-Extender – also im Grunde serieller Hybride – zu parallel-hybriden Antriebslösungen (etwa bei einem PHEV) sieht ZF die „geringeren Zusatzkosten, kürzeren Entwicklungszeiten, geringerem Plattformaufwand und vereinfachter Steuerung der Lieferketten“. Genau das mache diesen Antrieb für neue Hersteller interessant, weshalb es in China besonders viele Modelle und Hersteller mit EREV-Antrieben gebe. Daher sind ZF-intern bei den Range Extendern auch die chinesischen Standorte in der Entwicklung führend. „Hier kommt uns entgegen, dass eine große Bandbreite an BEV-Plattformen existiert, die sich durch Range Extender ergänzen lassen“, so Scharrer. Aber auch in den USA und Europa sieht der Entwicklungsleiter ein steigendes Interesse: „Der Markt für reine Elektrofahrzeuge hat sich nicht so entwickelt, wie noch vor einigen Jahren prognostiziert. Für diese Zwischenphase können Range Extender die ideale Lösung sein.“
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