BYD und Tsingshan wollen doch kein Kathodenmaterial in Chile fertigen

BYD hat seinen Plan zum Bau einer Produktionsstätte für LFP-Kathodenmaterial in Chile aufgegeben, ebenso wie das chinesische Rohstoffunternehmen Tsingshan. Die Initiativen beider Konzerne waren einst Teil eines Vorzugsabkommens mit der chilenischen Regierung zum Kauf von Lithium.

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Bild: SQM

Aus den Chile-Plänen von BYD und Tsingshan wird nun nichts. Dies erklärten Unternehmens- und Regierungsquellen gegenüber Reuters. Eine mit der Angelegenheit vertraute Person sagte der Nachrichtenagentur, dass die Vereinbarung aufgrund des Preisverfalls für Lithium auf dem Weltmarkt nicht mehr attraktiv sei. Chile ist bekanntlich der zweitgrößte Lithiumproduzent der Welt und kontrolliert den Zugang zu den Reserven.

Dass BYD mit Chile als Produktionsort für seine Batterievorprodukte liebäugelt, wurde im Frühjahr 2023 bekannt. Damals ernannte die Regierung des südamerikanischen Landes BYD zu einem qualifizierten Lithiumproduzenten und verschaffte dem Unternehmen so Zugang zu Vorzugspreisen für Lithiumcarbonat. Die chilenische Wirtschaftsentwicklungsagentur CORFO kündigte parallel an, dass BYD den Bau einer Batteriematerialfabrik vor Ort plane. Auch der ebenfalls chinesische Konzern Tsingshan meldete Interesse an. Beide sollten ihr Lithium innerhalb Chiles vom Abbauunternehmen SQM beziehen.

Doch beide Projekte wurden nun durch den Einbruch der Lithiumpreise in Mitleidenschaft gezogen, berichtet Reuters unter Berufung auf CORFO: „Die […] ausgewählten Unternehmen wurden in ihren Investitionsentscheidungen von den globalen Marktbedingungen beeinflusst, die einen starken Preisverfall gezeigt haben“, so CORFO in einer Erklärung. BYD soll sich bereits im Januar von seinen Plänen distanziert haben. Tsingshan teilte Reuters dieser Tage auf Anfrage mit, dass es seine Pläne für ein 233 Millionen Dollar teures Projekt zurückgezogen habe.

Die Abkehr der chinesischen Interessenten bedeutet für Chile einen Rückschlag in den Bestrebungen des Landes, die inländische Verarbeitung von Lithium zu steigern. Aktuell fördern nur zwei private Unternehmen Lithium in Chile: das chilenische Unternehmen SQM sowie das US-amerikanische Unternehmen Albemarle. Die Wertschöpfungskette wird dabei zunehmend staatlich kontrolliert. Zur Begründung sagte Präsident Gabriel Boric vor einiger Zeit: „Dies ist die beste Chance, die wir für den Übergang zu einer nachhaltigen und entwickelten Wirtschaft haben. Wir können es uns nicht leisten, sie zu verschwenden.“ Lithiumverträge sollen daher laut Boric nur noch als öffentlich-private Partnerschaften mit staatlicher Kontrolle vergeben werden. Die Regierung werde die laufenden Verträge nicht kündigen, hoffe aber, dass die Unternehmen offen für eine staatliche Beteiligung seien, bevor sie auslaufen, hieß es in Borics Rede. Der Vertrag von SQM läuft 2030 aus, der von Albemarle 2043.

Mittlerweile hat vor diesem Hintergrund der chilenische Staatskonzern Codelco angekündigt, in den Abbau von Lithium einzusteigen. Über Codelco gesteuert will die Regierung nun mit Albermarle und SQM zusammenarbeiten und so auch bei weiteren potenziellen Abbau-Unternehmen verfahren. Zwischen SQM und Codelco gibt es inzwischen auch eine erste Vereinbarung für ein gemeinsames Projekt in der Atacama-Wüste, bei dem der Staat die Mehrheit hält.

reuters.com

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