Mitsubishi Fuso und Iwatani arbeiten an Infrastruktur für flüssigen Wasserstoff

Die Daimler-Truck-Tochter Mitsubishi Fuso und das japanische Energieunternehmen Iwatani wollen gemeinsam Betankungstechnologie für flüssigen Wasserstoff entwickeln und ausrollen. Ziel ist es, eine leistungsfähige Infrastruktur für Wasserstoffnutzfahrzeuge in Japan zu etablieren.

fuso ecanter next generation e lkw electric truck 2024 03 min
Bild: Daimler Truck

Im Zentrum der Kooperation steht die sLH₂-Technologie („subcooled“ liquid hydrogen), die eine Reihe von Vorteilen gegenüber der herkömmlichen gasförmigen Wasserstoffbetankung bieten soll. Dazu zählen eine höhere Speicherdichte, größere Reichweiten, schnellere Betankungsvorgänge sowie geringere Investitions- und Betriebskosten bei gleichzeitig verbesserter Energieeffizienz. Zudem Die sind die Tanks kleiner und wegen des geringeren Drucks auch deutlich leichter als ein Speicher für gasförmigen Wasserstoff. Das ist nicht nur gut für den Bauraum, sondern kommt bei Lkw auch der Zuladung zu Gute.

Der Fokus der Zusammenarbeit liegt auf drei zentralen Bereichen: der technischen Entwicklung, der Untersuchung regulatorischer Anforderungen und der Bewertung kommerzieller Rahmenbedingungen für eine flächendeckende Einführung. Gleichzeitig sind gemeinsame Marketingaktivitäten vorgesehen, um die Akzeptanz von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen und Tankstelleninfrastrukturen zu fördern.

Die sLH₂-Technologie stammt ursprünglich von der Fuso-Mutter Daimler Truck und dem Gase-Konzern Linde Engineering und wurde 2020 vorgestellt mit dem Ziel, Brennstoffzellen-Trucks mit 1.000 Kilometer Reichweite zu entwickeln. Die sLH₂-Technologie nutzt eine leicht erhöhte Druckstufe, um den Wasserstoff flüssig und unterkühlt zu halten, und zwar bei -253 Grad Celsius und somit nur 20 Grad über dem absoluten Nullpunkt. Die extreme Kühlung verhindert die Bildung und Abgabe von gasförmigem Wasserstoff (Boil-off), was die technische Komplexität und Energiekosten an Tankstellen deutlich reduziert.

Daimler Truck sieht in der Technologie großes Potenzial insbesondere im Schwerlastverkehr, gerade auch wegen der hohen Reichweite von 1.000 Kilometern. Jedoch muss man hier einschränken, dass die Batterie-elektrischen Lösungen schnell weiterentwickelt werden und der seit rund einem halben Jahr erhältliche eActros 600 von Daimler Truck schon Strecken von rund 500 Kilometern ohne Nachladen schafft.

Das soll jedoch noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein. Michael Wolf, technischer Projektleiter für den eActros 600, sagte beim Start der Serienproduktion: „Die Batterie entwickelt sich weiter. Beim Gewicht können wir nicht mehr viel zulegen, da sind wir fast am Limit, aber bei der Leistungsdichte. Ich persönlich glaube, dass zukünftig 800 bis 900 Kilometer mit einer Batterieladung denkbar sind.“ Und das wäre dann schon ziemlich nah an Wasserstoff-Lkw mit 1.000 Kilometer Reichweite. Wenn man dann noch bedenkt, dass Lkw-Fahrer sowieso nach spätestens 4,5 Stunden eine Fahrpause von mindestens 45 Minuten einlegen müssen, fragt sich, ob solche Reichweiten überhaupt erforderlich sind. Zumal Lkw bekanntlich nur 80 km/h fahren dürfen und entsprechend längst nicht so weit kommen.

Fuso-Mutter Daimler Truck hält indes vorerst am Flüssigwasserstoff fest und bleibt somit „technologieoffen“: Mit dem Mercedes-Benz GenH₂ Truck, der sLH₂ nutzt, laufen seit 2024 erste Kundenerprobungen und auch Wintertests fanden bereits in den Alpen statt. Parallel dazu arbeitet Daimler Truck über das Joint Venture Cellcentric mit der Volvo Group an der Produktion von Brennstoffzellensystemen für schwere Nutzfahrzeuge.

Für Mitsubishi Fuso ist das Projekt Teil einer umfassenden Strategie zur Förderung nachhaltiger Mobilität. Die Unternehmensvision basiert auf den drei Säulen „Produkt“, „Kunde“ und „Infrastruktur“. Mit dem Fokus auf Flüssigwasserstoff-Infrastruktur bekräftigt Mitsubishi Fuso seine Ambitionen, Technologieführer in der Branche zu bleiben. Bereits heute bietet das Unternehmen mit dem eCanter Japans ersten in Serie gefertigten elektrischen Leicht-Lkw an, der auch in Europa erhältlich ist.

Iwatani, Japans führender Wasserstoffanbieter, sieht die Kooperation als Beitrag zum Aufbau einer CO₂-freien Wasserstoffversorgungskette bis 2050. Das Unternehmen engagiert sich seit Jahren für die Schaffung einer nachhaltigen Energiezukunft und wird unter anderem durch den Green Innovation Fund der Regierung unterstützt.

mitsubishi-fuso.com

6 Kommentare

zu „Mitsubishi Fuso und Iwatani arbeiten an Infrastruktur für flüssigen Wasserstoff“
ganzjahresreichweite
27.05.2025 um 09:28
" Wenn man dann noch bedenkt, dass Lkw-Fahrer sowieso nach spätestens 4,5 Stunden eine Fahrpause von mindestens 45 Minuten einlegen müssen, fragt sich, ob solche Reichweiten überhaupt erforderlich sind"Bei allen Vorteilen von BEV Trucks, aber dieses Argument ist einfach realitätsfern und wird auch durch endloses Wiederholung nicht besser. Einen freien Parkplatz zu finden ist schon für die vielen LKW ein Problem heutzutage, erst Recht eine Ladestation. Und dann reden wird doch von deutlich über ein MW Ladeleistung, was es real so gut wie nicht gibt.
Nils
27.05.2025 um 16:14
Wer hier ernsthaft Megawatt-Laden als Grundvoraussetzung für eLKWs ins Feld führt, offenbart vor allem, dass er von der Praxis des elektrischen Schwerlastverkehrs herzlich wenig versteht. 400 kW CCS deckt heute über 98% aller realen Einsätze ab, ganz einfach, weil Lenk- und Ruhezeiten das Laden mitbestimmen. Niemand steht 45 Minuten neben einem Laster und wartet, der lädt während der Fahrer Pause macht. Und währenddessen wächst das europäische Truck-Ladenetz rasant: Ein kurzer Blick in die Elektrotrucker-App von Tobias reicht, um zu sehen, dass die Ladeparks im westlichen Europa längst wie Pilze aus dem Asphalt schießen.
Peter Kass
27.05.2025 um 12:46
Schon wieder vergebliche Liebesmüh'. Bei dem aktuellen Fortschritt der Batterie-Technologie und dem aktuellen Tempo des Infrastrukturausbaus und auf der anderen Seite dem faktischen Stllstand seit Jahren (Jahrzehnten?) der H2-Technologie (leichte Verbesserungen bei der Elektrolyse-Effizienz, aber kaum Forstchritte weder bei der Brennstoffzelle noch bei der Speicherung) frage ich mich, auf welches Geschäftsmodell die Betreiber setzen ?
gerd
27.05.2025 um 15:36
Jahrzehnte. Siehe Mercedes Benz NECAR 1-5.
Jörg
27.05.2025 um 14:04
Technologieoffen? Nein man klammert sich mit aller Macht an den Wasserstoffantrieb, obwohl es weder Argumente für die deutlich höheren Energiekosten als auch den kompletten Neuaufbau einer zweiten Infrastruktur inkl gesicherter Versorgung gibt... (und wofür? Dreifache Energiekosten dafür dass man einen Ladestopp spart?)Technologieoffen würde bedeuten eine deutlich einfachere und günstigere Antriebsart zu wählen, und die hat man mit Batterien zweifelsfrei.
Nils
27.05.2025 um 18:20
Ein paar interessante Kommentare der Wasserstoff'ler, die alle bei electrive vor genau einem Jahr abgegeben wurden, und über die man bereits Heute nur mit dem Kopf schütteln kann: (1) "Nicht diese Kleingeister, die sich immer am Wirkungsgrad aufhängen. Der Wirkungsgrad ist nur ein Parameter in der ganzen Geschichte. Es gibt einige mehr. Es gab halt schon einen Grund, warum man mit Wasserstoff ins All fliegt und die letzen 100 Jahre mit Benzin oder Diesel Auto gefahren ist.... Die Effizienz war es jedenfalls nicht... " ... Ja was soll man dazu sagen :-D Effizienz war es definitiv nicht. Es war das flüssige Gold, was aus Erdölbohrungen empohr schoss. Heute wird mit dem flüssigen Gold/Geld der H2-Hype finanziert. Nächster Wasserstoff'ler-Kommentar (von H2-Mobility-Frank): (2) "Die ganzen Theoretiker, die diese Studien schreiben, sollten mal mit den Speditionen reden, was die haben wollen. Da würden sie ein viel differenzierteres Bild bekommen. Der Wirkungsgrad ist völlig irrelevant für die. D ageht es um Personal- und Betriebseffizienz. Und welche Schwierigkeiten diejenigen Speditionen, die mit Batterie-LKW klar kommen, haben, einen Stromanschluss für den Ausbau ihrer Flotten zu bekommen, wird auf dieser Seite und in Studien nie thematisiert. (..sic!)" .. Heute schaut man sich bei Youtube und zahllosen Pressemitteilungen an, wie wunderbar sich batterieelektrische LKWs in die Flotten integrieren. Wie reibungslos diese eLKW quer durch Europa fahren. Und das PV, Wind und Batteriegroßspeicher auf dem Logitikhof für eine nachhaltige Elektromobilität sorgen :-).. Nächster Wasserstoff'ler-Kommentar (von Udo Oelmann): (3) "Die Augen zuzumachen und ideologische Grabenkriege zu führen, ist mehr etwas für Lobbyisten und Stakeholder, jedoch nicht der Stil des Transportwesens. Nicht der technische Wirkungsgrad entscheidet hier, sondern der geschäftliche Wirkungsgrad - also das Verhältnis von Nutzen zu Aufwand im betriebswirtschaftlichen Sinn. [...]" Der Kommentar geht weiter idS, dass der Markt schon mittelfristig entscheiden wird. Der Kommentator verkennt jedoch, das nicht wir, die sagen: "H2 ist viel zu teuer und ineffizient", die 'böse' Lobby sind, sondern die, die über Jahre hinweg die Politik mit "Wasserstoff ist DIE Lösung für nachhaltigen Straßenverkehr" mit Milliarden der Mineralöllobby beschallt haben. .. Ein weiterer Wasserstoff'ler-Kommentar (von Udo Oelmann): (4)"Ich möchte gerne einmal verstehen, warum die vermeintlichen ‚Batterie-Visionäre‘ sich die Köpfe über Dinge in einer Art heiß reden, die weder angemessen ist, noch sie berühren dürfte?Und zudem frage ich mich, was macht jene Experten denn so sicher, dass sie das Thema in seiner ganzen Tragweite überblicken? [...]" Im weiteren Verlauf ist dann wieder die Rede, dass er den Eindruck hat, Lobbyisten würden die H2-Kritik anfeuern. Für mich eine klassischen 'Täter-Opfer'-Umkehr, denn: Die H2-Lobby hat die Lobbymilliarden auf Ihrer Seite - die BEV'ler die besseren Argumente und den besseren technologischen Fortschritt. Zudem zweifelt Udo an Meinungsvielfalt und an der Angemessenheit der Kritik an H2. Ich sage hier: man muss sich schon sehr sehr blind stellen, um die technische Unterlegenheit von Wasserstoff im Landverkehr auszublenden. Wird Zeit, dass die Wasserstoff'ler mit der BEV-Realität klarkommen.

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