Renault-Boss Luca de Meo wechselt zu Gucci-Mutterkonzern Kering
Luca de Meo hat seinen Rücktritt angekündigt, um sich neuen Herausforderungen außerhalb der Automobilbranche zu widmen, wie Renault mitteilt. Nach Informationen der französischen Zeitung „Le Figaro“ soll Luca de Meo die Leitung von Kering übernehmen, dem Luxusgüterkonzern des Milliardärs Francois-Henri Pinault. Noch ist Pinault zugleich Verwaltungsratschef und CEO des Konzerns, will die Ämter aber offenbar trennen und Luca de Meo zum neuen CEO machen. Als Italiener, der seit Jahren einen französischen Konzern leitet, dürfte de Meo ein besonders gut geeigneter Kandidat sein, um den französischen Kering-Konzern zu leiten, dessen wichtigstes Zugpferd die italienische Marke Gucci ist. Zudem stammt Luca de Meo passenderweise aus der Modemetropole Mailand.
Der Verwaltungsrat von Renault unter Leitung von Jean-Dominique Senard dankte Luca de Meo für die Umstrukturierung und Transformation der Renault-Gruppe und akzeptierte, dass sein Ausscheiden zum 15. Juli 2025 wirksam wird. Luca de Meo soll seine Aufgaben bis zu diesem Datum, also die nächsten rund vier Wochen, weiterhin wahrnehmen. Ein Nachfolger für Luca de Meo als CEO von Renault steht bislang noch nicht fest. Zum 1. April 2025 hatte Luca de Meo bereits die Führung von Renaults E-Auto-Sparte Ampere an Josep Maria Recasens abgegeben.
Neuen Wachstumskurs ermöglicht
„Fünf Jahre lang hat Luca de Meo daran gearbeitet, die Renault-Gruppe wieder an ihren rechtmäßigen Platz zu bringen. Unter seiner Führung hat unser Unternehmen wieder eine gesunde Grundlage gefunden, verfügt über eine beeindruckende Produktpalette und ist wieder auf Wachstumskurs. Luca de Meo ist nicht nur ein außergewöhnlicher Industriekapitän, sondern auch ein kreativer, engagierter, leidenschaftlicher und inspirierender Mensch“, sagt der Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard.
„Es kommt eine Zeit im Leben, in der man weiß, dass die Arbeit getan ist. Bei der Renault-Gruppe haben wir in weniger als fünf Jahren immense Herausforderungen gemeistert! Wir haben erreicht, was viele für unmöglich gehalten haben. Heute sprechen die Ergebnisse für sich: Sie sind die besten in unserer Geschichte. Wir haben ein starkes Team und eine agile Organisation. Außerdem haben wir einen strategischen Plan für die nächste Produktgeneration. Deshalb habe ich beschlossen, dass es Zeit für mich ist, den Staffelstab weiterzugeben. Ich verlasse ein transformiertes Unternehmen, das für die Zukunft gerüstet ist, um meine Erfahrung in anderen Branchen einzubringen und neue Abenteuer zu beginnen“, erklärt Luca de Meo.
Der 1967 in Mailand geborene Luca de Meo begann sein Berufsleben einst bei Renault, machte dann Karriere bei Toyota Europe und Fiat. 2009 ging er zum Volkswagen-Konzern, wo er zunächst die Marke Volkswagen leitete, später Vorstandsmitglied für Marketing und Vertrieb bei Audi und war und zuletzt CEO von Seat.
Luca de Meo rief die „Renaulution“ aus
Zum 1. Juli 2020 wurde Luca de Meo dann CEO der Renault Group – und das in einer Phase einer tiefgreifenden Krise. Das Unternehmen verzeichnete damals einen historischen Verlust von rund acht Milliarden Euro. Unter seiner Führung vollzog Renault einen beeindruckenden Turnaround. Bereits 2021 schrieb der Konzern wieder schwarze Zahlen und steigerte seine operative Marge bis 2023 auf ein Rekordniveau von sieben Prozent. De Meo setzte konsequent auf eine strategische Neuausrichtung, die er unter dem Namen „Renaulution“ im Januar 2021 vorstellte. Der Plan gliederte sich in drei Phasen: Wiederbelebung, Erneuerung und schließlich Revolution – mit dem Ziel, Renault von einem volumenorientierten Autokonzern zu einem profitablen Technologieunternehmen zu transformieren.
Ein zentraler Bestandteil seiner Strategie war die Reorganisation in spezialisierte Geschäftsbereiche. So gründete de Meo unter anderem die Tochtergesellschaft „Ampere“, die sich vollständig auf die Entwicklung und Produktion von Elektrofahrzeugen konzentriert, sowie das Joint Venture „Horse“ mit Geely und Aramco zur Auslagerung des Verbrennungsmotorengeschäfts. Parallel dazu trieb er die Elektrifizierung des Portfolios massiv voran: Modelle wie der Renault 5 E-Tech, der kommende R4 sowie ein geplanter Twingo unter 20.000 Euro sollen die Marke als europäischen Vorreiter im Elektroauto-Markt etablieren. Ziel ist ein rein elektrisches Modellangebot in Europa bis 2030.
Innovationen, aber auch Stellenabbau
Auch im Bereich Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft setzte de Meo neue Standards: Mit der Re-Factory in Flins etablierte Renault ein europaweit einzigartiges Zentrum für Wiederaufbereitung und Recycling. Gleichzeitig wurden Softwareentwicklung und Partnerschaften etwa im Rahmen der „Software République“ forciert. Parallel dazu optimierte de Meo die Konzernstruktur, reduzierte die Modellplattformen und senkte die Kosten durch eine strikte Effizienzpolitik. Dies beinhaltete auch den schmerzhaften Abbau von rund 15.000 Stellen weltweit.
Darüber hinaus stärkte er die Performance-Marke Alpine – sowohl strategisch als eigenständige Marke als auch sportlich im Motorsportumfeld. Alpine verzeichnete zweistelliges Wachstum, während im Formel-1-Bereich eine neue, kosteneffizientere Strategie verfolgt wurde.
renaultgroup.com, lefigaro.fr (Französisch)
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