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Stefan Richter von Keba über KI-assistiertes Laden „made in Österreich“

Auf der Power2Drive hatte Keba erstmals auch DC-Ladestationen im Gepäck. Im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz sprach Stefan Richter von Keba Energy Automation über die Ladelösungen aus Österreich – und demonstrierte auch einen KI-unterstützen Showcase.

An einer futuristisch anmutenden Ladestation im Keba-Design wird schnell klar: Laden ist längst nicht mehr nur Stromlanden – es wird zum digitalen Erlebnis. Mitten im Zentrum des Geschehens: KEA, die digitale Assistenz an der DC-Ladesäule. Sie begrüßt Nutzer freundlich, bietet Optionen an – und reagiert (noch) mit Humor auf einen Kaffeewunsch. Doch der Gedanke dahinter ist ernst gemeint, wie Stefan Richter, Geschäftsführer von Keba Energy Automation, im Interview erklärt.

„Wir möchten zeigen, dass wir mit unseren Nutzern an der Station viel, viel stärker in die Interaktion gehen“, sagt Stefan Richter. „Oft möchte man einfach wissen: Welchen Tarif habe ich gerade? Was kostet mich das Laden?“ Und an dieser Stelle möchte Keba per KI mehr mit dem Kunden in den Austausch gehen und direkt vor Ort unterstützen – „dort, wo die Fragen dann wirklich auftauchen“, so der Geschäftsführer von Keba Energy Automation. Der klassische Griff zur Hotline wird dabei ersetzt durch smarte, KI-gestützte Unterstützung vor Ort. Die digitale Assistentin KEA sei der erste Schritt in diese Richtung.

Laden soll intuitiver werden

Ein Hauptaugenmerk liegt bei Keba auf Preistransparenz. Viele Nutzer kennen das: mehrere Ladekarten im Auto, Unsicherheit bei den Kosten. Die Lösung von Keba zeigt direkt am Terminal, welche Karte aktuell am günstigsten ist – ganz ohne App oder Vorwissen. Das sei ein realer Anwendungsfall, der das Laden nicht nur einfacher, sondern auch günstiger mache. Statt einer App übernimmt hier wieder KEA die Rolle der Beraterin vor Ort. „Ich kann direkt am Terminal – unterstützt von KEA – gucken: Wie kann ich jetzt hier am günstigsten laden.“

Darüber hinaus will Keba mit der KI-Assistenz echte Hilfe bieten: „Ich bekomme den Stecker nicht raus – das ist so der klassische Fall. Und da möchten wir wirklich vor Ort auch unterstützen. Ich kann dann die KEA fragen: Was tue ich denn in so einem Fall?“, skizziert Richter einen weiteren Anwendungsfall. KEA erklärt das dann – Schritt für Schritt. Es gehe darum, die Nutzererfahrung zu verbessern, Hürden abzubauen und Barrieren zu minimieren.

DC-Offensive aus Österreich

Interessant auch der unternehmerische Kontext: Mit der Übernahme der Assets der EnerCharge GmbH hat Keba vergangenes Jahr einen entscheidenden Schritt in den DC-Markt getan. Die Produktion der eigenen Schnellladelösungen ist in Österreich angelaufen: „Wir können jetzt von 4 bis 480 kW Ladelösungen aus Österreich anbieten“, so Richter.

Das neue DC-Portfolio umfasst kompakte Lösungen ebenso wie leistungsstarke Systeme für Flotten und den semiöffentlichen Bereich – ergänzt um eine klar barrierefreie Gestaltung: „Es soll wirklich jeder laden können, möglichst komfortabel“, macht Stefan Richter klar. Deshalb bietet der DC-Charger der Zukunft auch eine Aussparung für Nutzende mit Rollstuhl.

Vielfältige Einsatzbereiche – vom Hotel bis zur Autobahn

Keba zielt mit seinen DC-Lösungen nicht nur auf Autobahnen. Natürlich sei der Hochleistungsbereich spannend – Stichwort Deutschlandnetz. Aber ebenso wichtig seien die vielen Ladeorte dazwischen: Restaurants, Hotels, Einkaufszentren. Dort, wo Menschen ohnehin parken – und länger verweilen.

Besonders im Fokus: DC-Wallboxen mit 40 kW, als „gute Nische“, so Richter. „Wer beim Abendessen sitzt, will nicht nach einer halben Stunde umparken.“ Diese Ladeleistung sei komfortabel – und kompatibel mit künftigen Konzepten wie dem bidirektionalen Laden.

Markttrends und politische Rahmenbedingungen

Trotz verhaltener Entwicklungen in Deutschland blickt Keba zudem optimistisch auf den Heimatmarkt in Österreich und die weiteren Länder in Europa. „Wir sehen es nach wie vor super positiv. [ … ] Die Akquisition der EnerCharge war für uns ein klares Zeichen, dass wir langfristig an die E-Mobilität glauben.“ Der AC-Markt im Heimbereich sei noch leicht gedämpft, im Flottensegment aber dynamisch.

Zur politischen Entwicklung in Österreich bleibt Richter sachlich: „Die Wunschliste ist eine lange. Ich glaube, normativ braucht es viel Klarheit. Ich habe bidirektionales Laden angesprochen – ich glaube, da braucht es einfach auch ein paar Klarstellungen, wie das dann funktionieren kann und darf.“ Gleichzeitig plädiert er für marktwirtschaftliches Denken: „Ich glaube, wir sind da auch schon erwachsen genug geworden, dass man da auch ohne Förderung durchkommt. […] TCO – Total Cost of Ownership – zählt ganz, ganz stark. Und da sind wir jetzt schon auch wirklich wettbewerbsfähig.“

Fazit: Elektromobilität braucht Nähe

Was Keba mit KEA, neuen Produkten und einem klaren Designanspruch zeigt: Elektromobilität der Zukunft ist mehr als Technik – sie ist ein Erlebnis. Und dieses Erlebnis beginnt an der Ladesäule. Intuitiv, zugänglich und dialogorientiert.

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