Solid-State Battery Breakthroughs for Next-Generation EVs – Raimund Koerver, Factorial Energy
Factorial Energy mit Hauptsitz in Boston hat sich auf Solid-State-Technologien spezialisiert, bei denen der flüssige Elektrolyt durch einen festen ersetzt wird. Das Unternehmen zählt u.a. Mercedes-Benz und Stellantis zu seinen wichtigsten Partnern. Bei electrive LIVE stellte Raimund Koerver die beiden zentralen Technologieplattformen von Factorial Energy vor: eine semi-feste Lösung namens „fest“ sowie die vollständige Festkörperzelle „Solstice“. Kombiniert werden diese mit der hauseigenen Machine-Learning-Plattform Gammatron, die Entwicklungsprozesse deutlich beschleunigen soll.
Dreifacher Durchbruch: Reichweite, Sicherheit und Kosten
Koerver identifizierte drei zentrale Herausforderungen, die Factorial angeht: Reichweite, Kosten und Ladezeit. Zwar gebe es bereits Fahrzeuge mit über 600 Kilometern Reichweite, jedoch meist im Luxussegment. „Der 25.000-Dollar-EV mit guter Reichweite – den gibt es so noch nicht“, erklärte Koerver und fügte hinzu: „Das ist wirklich ein Pain-Point für Konsumenten.“
Ein weiterer Fokus liegt auf der Sicherheit. Rückrufe konventioneller Lithium-Ionen-Zellen verursachen enorme Kosten und Imageverluste. „Der Aspekt Sicherheit ist auf dieser Reise zu hohen Energiedichten besonders relevant“, betonte Koerver. Mit Festkörpertechnologie könne der volatile flüssige Elektrolyt ersetzt und das Risiko thermischer Instabilität drastisch reduziert werden.
Industrielle Skalierung und erste Fahrdaten
Ein Meilenstein in der Unternehmensgeschichte war die Demonstration einer großformatigen Festkörperzelle mit 40 Ah im Jahr 2021. Seitdem hat Factorial mit Branchengrößen wie Mercedes-Benz, Stellantis und Hyundai-Kia strategische Partnerschaften geschlossen. Besonders stolz zeigte sich Koerver über das jüngste Demonstratorfahrzeug, das zusammen mit Mercedes entwickelt wurde: „Wir führen die ersten Fahrtests durch und sammeln Daten auf Fahrzeugebene.“
Diese Kooperation ermöglichte eine Reichweitenerhöhung um 25 Prozent durch höhere Energiedichte – bei gleichzeitigem Verzicht auf Flüssigkühlung. Besonders im Fokus: Anwendungen bei extremen Temperaturen wie in Dubai, wo Zellen mit bis zu 90 Grad thermischer Stabilität getestet werden.
Digitaler Turbo für Zellentwicklung
Die vor kurzem vorgestellte Digitalplattform Gammatron spielt eine Schlüsselrolle in der Zellentwicklung. Durch die Kombination von Labor- und Literaturdaten mit maschinellem Lernen kann Factorial die Lebensdauer einer Zelle schon nach wenigen Zyklen vorhersagen. „Wir können innerhalb von 10 bis 15 Ladezyklen voraussagen, wie weit diese Zelle in der Zukunft reicht“, so Koerver. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch immense Entwicklungskosten.
Das langfristige Ziel sind über 1.000 Zyklen Lebensdauer – eine Voraussetzung für die Massentauglichkeit im Automobilbereich. Erste Zellen der neuen Generation haben bereits über 3.000 Zyklen im Labor erreicht.
Ziel: 1.000 Kilometer Reichweite ermöglichen
Festkörperbatterien könnten der Elektromobilität endgültig zum Durchbruch verhelfen. Mit Energiedichten von bis zu 450 Wh/kg, erhöhter Sicherheit, schnellerer Ladezeit und optimierter Produktionsintegration ist Factorial auf dem besten Weg, einen neuen Industriestandard zu setzen. „Die 1000 Kilometer sind einfach diese magische, auch emotionale Marke“, sagte Koerver zum Abschluss – ein Ziel, das bald Realität werden könnte.
Sie wollen sich den kompletten Vortrag „Solid-State Battery Breakthroughs for Next-Generation EVs“ von Raimund Koerver, Factorial Energy, anschauen? Dann nutzen Sie oben unseren Videoplayer.
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