Erlangen: Siemens realisiert Gebäude-Rückbau rein mit E-Maschinen
Das Baustelle für den neuen Siemens Technology Campus in Erlangen ist gleichzeitig Bauprojekt und technisches Versuchsfeld: Denn Siemens hat Volvo Construction Equipment und das Unternehmen Metzner Recycling damit beauftragt, den kompletten Baustellenprozess vollelektrisch und nahezu emissionsfrei umzusetzen – inklusive Logistik, Recycling und Maschinenkombination. Insofern wird beim Neubau des Siemens Technology Campus „bereits der Rückbau konsequent klimaneutral umgesetzt“, wie die Verantwortlichen betonen.
Dabei kamen zuvorderst vollelektrische Baumaschinen von Volvo Construction Equipment zum Einsatz. Metzner Recycling stellte parallel sicher, „dass eine besonders hohe Recyclingquote der Baumaterialien erreicht wird und wertvolle Ressourcen im Kreislauf bleiben“, heißt es in einer begleitenden Mitteilung. Dieses Zusammenspiel moderner Technologien und nachhaltiger Verfahren mache das Projekt zu einem Vorzeigebeispiel für die Abbruchbranche.
Kurz zur Einordnung: Im Juli 2023 verkündete Siemens die Gründung eines neuen F&E-Campus mit Schwerpunkt Hightech in Erlangen und stellte Investitionen von rund 500 Millionen Euro für den Ausbau von Forschungs- und Fertigungskapazitäten in Aussicht. Damit entwickelt Siemens den Standort nach eigenen Angaben „zum weltweiten Forschungs- und Entwicklungs-Zentrum sowie zum Nukleus für weltweite Technologie-Aktivitäten im industriellen Metaverse“. Der Ausbau des Standorts folgt dabei einem umfassenden Nachhaltigkeits- und Energiekonzept: „Das rund 200.000 Quadratmeter große Areal wird konsequent nach einem Null-Emissionen-Standort ausgerichtet, der höchste Nachhaltigkeitskriterien erfüllt: Geplant sind u.a. eine innovative Energieinfrastruktur, grüne Energieversorgung in Partnerschaft mit der Stadt Erlangen und der umfassende Einsatz von nachhaltigen digitalen Gebäudetechniklösungen von Siemens“, schreibt das Unternehmen.










Realisiert wird der neue Campus in Erlangen von Siemens Real Estate, dem Immobilienunternehmen des Konzerns, gemeinsam mit Siemens Digital Industries. Erste Schritte waren die virtuelle Planung und Simulation des neuen Technologiecampus mittels eines digitalen Zwillings – noch vor dem ersten Spatenstich.
Und auch beim Rückbau der bestehenden Gebäude beschreitete Bauherr Siemens Real Estate nun also neue Wege. Die vollelektrischen Baumaschinen von Volvo zerlegten und zerkleinerten zwei Gebäude mit einer Grundfläche von 3.300 Quadratmetern und einem Gebäudevolumen von circa 24.700 Kubikmetern. Aus dem elektrifizierten Abbruch werden laut Siemens rund 12.800 Tonnen mineralisches Recycling-Material gewonnen, die beim Neubau direkt vor Ort wieder verwendet werden. Insgesamt sollen die mit den Abbruchrobotern rückgebauten Gebäude eine rund 96-prozentige Wiederverwertung aller anfallenden Materialien haben – beispielsweise als Unterbau bei Bodenplatten, als Zuschlagstoff zum Beton oder als Doppelbodenplatten, die vom Hersteller wieder zurückgenommen und aufgearbeitet werden. Neben dem vollelektrischen Maschinenpark von Volvo ergänzten auch emissionsfreie Lkw den laufenden Abbruchbetrieb.
„Wir haben uns als Unternehmen ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele gesetzt und wollen bis 2030 klimaneutral sein“, kommentiert Daniel Bechmann, General Manager des Bauprojekts. „Bei unseren Neubauprojekten sind wir bereits weitestgehend CO2-neutral im Betrieb. Daher war es für uns eine tolle Gelegenheit, gemeinsam mit unseren kompetenten Rückbaupartnern einen entscheidenden Beitrag zur CO2-Reduzierung auf einer Großbaustelle umzusetzen“, so Bechmann. Neben Volvo Construction Equipment zum und Metzner Recycling unterstützten eine Reihe weiterer Partner das Projekt, darunter Volvo-Händler Robert Aebi, Husqvarna Construction, Volvo Trucks und die Erlanger Stadtwerken.
Explizit nennt Siemens das Bauprojekt auch einen „praxisnahen Feldversuch“ und ein „echtes Lernumfeld“. Das Ziel: Emissionen reduzieren, Transporte vermeiden, Ressourcen effizient nutzen. Der durchgängige Einsatz elektrischer Maschinen erstreckte sich dabei über sämtliche Phasen des Projekts – „von der selektiven Entkernung und Schadstoffsanierung bis zum vollständigen Abbruch“, wie es heißt. Innerhalb der Gebäude kamen beispielsweise der vollelektrische Volvo ECR18 Kompaktbagger sowie der Volvo L20 Electric Radlader zum Einsatz: Der ECR18 übernahm dabei das präzise Aufbrechen und Abschlagen von Beton- und Mauerwerk – unterstützt durch einen Abbruchroboter DXR145/DXR305 von Husqvarna, während der L20 Electric das ausgebrochene Material aus dem Gebäude transportierte.
Für den großvolumigen Gebäuderückbau sorgten laut Siemens der Volvo-Umschlagbagger EW240 Electric MH sowie der Raupenbagger EC230 Electric, ebenfalls vollelektrisch, die den eigentlichen Abbruch übernahmen. Der L120 Electric Radlader bewegte das gebrochene Material anschließend zum kettenmobilen elektrischen Brecher. Unterstützt wurde der gesamte Prozess durch die elektrifizierte Logistik: „Volvo Trucks transportierten das aufbereitete Material ab und demonstrierten, dass emissionsfreier Materialfluss auch im innerstädtischen Umfeld bereits heute machbar ist“, so die Verantwortlichen.
„Unsere Transformation ist keine Vision mehr, sondern Realität“
Volvo Construction Equipment bezeichnet das Ausnahmeprojekt als einen weiteren Baustein in der Umstellung auf emissionsfreie Maschinenlösungen: „Unsere Transformation ist keine Vision mehr, sondern Realität“, äußert Therese Schmitz-Hillebrecht, Head of Market Area Central Europe bei Volvo Construction Equipment. „Wir entwickeln nicht nur elektrische Baumaschinen – wir begleiten unsere Partner auf dem Weg in eine emissionsfreie Zukunft.“
„Ohne das enge Zusammenspiel aller Beteiligten wäre dieses Projekt in dieser Form nicht möglich gewesen“, ergänzt Peter Bauer, Segment Leader bei Volvo CE. „Metzner hat den Mut gezeigt, neue Wege zu gehen – und Volvo konnte gemeinsam mit Partnern zeigen, welches Potenzial heute schon im elektrischen Bauen steckt.“ Die Offenheit seitens Siemens Real Estate während der Projektvorbereitung habe ebenfalls zum Erfolg beigetragen.
„Dass wir nun den ersten großen Schritt zur vollelektrischen und damit emissionsarmen Rückbaubaustelle als technischen Standard geschafft haben, ist für uns – das Team Metzner – und unsere Bauherren ein riesiger Erfolg“, kommentiert Micheal Metzner, Geschäftsführer des Unternehmens. Gelernt haben nach Auskunft der Initiatoren alle Beteiligten: „Von Maschinenfahrern über Planer bis zur Logistik – alle konnten sich im sicheren Rahmen mit der neuen Technik und den Anforderungen vollelektrischer Baustellen vertraut machen.“
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