Foxconn und Nissan erwägen gemeinsame E-Auto-Produktion in Japan

Nissan denkt angesichts von Absatzproblemen über Werksschließungen nach – betroffen ist auch das japanische Oppama-Werk, das zuletzt nur zu 40 Prozent ausgelastet war. Nun könnte eine Kooperation mit Foxconn, dem taiwanesischen Auftragsfertiger und iPhone-Hersteller, die Rettung bringen. Foxconn erwägt, dort Elektroautos zu bauen und damit Jobs zu sichern.

Bild: Nissan

Nissan steckt aktuell in einer Krise – die Modellpalette kommt bei der Kundschaft nicht gut an, was sich bei den Verkaufszahlen negativ bemerkbar macht. Zudem stellen Donald Trumps Strafzölle eine wirtschaftliche Gefahr für das US-Geschäft dar. Im Rahmen einer Umstrukturierung ist bei dem japanischen Autobauer in den nächsten Jahren ein harter Sparkurs angesagt. Inklusive Massenentlassungen – das Traditionsunternehmen erwägt die Schließung von sieben seiner insgesamt siebzehn Autofabriken.

Auch an dem Standort Oppama, an dem Nissan bereits seit 1961 Autos produziert, drohen langfristig die Lichter auszugehen. Die jährliche Produktionskapazität beträgt eigentlich 240.000 Autos pro Jahr, von diesem Wert ist man dort aufgrund der niedrigen Nachfrage aber meilenweit entfernt. Nach Analysen von MarkLines lag die Auslastung im vergangenen Jahr bei nur 40 Prozent, der Break-even-Point wird aber erst bei 80 Prozent erreicht.

Das Werk ist für den japanischen Autobauer aber von großer Bedeutung, da viele Zulieferer von Nissan in der Umgebung ansässig sind und Oppama ein wichtiges Glied in der Lieferkette des Unternehmens ist. Auch strategisch würde es sich lohnen, Oppama in Betrieb zu halten, da der Standort über ein Entwicklungszentrum inklusive einer Teststrecke, einer Crashtest-Anlage und einem Dock für Autofrachter verfügt.

Für die rund 3.900 Beschäftigten der Fabrik gibt es aber neue Hoffnung. Laut dem japanischen Medium Nikkei Asia finden aktuell vielversprechende Gespräche über eine mögliche Kooperation zwischen dem Autobauer und dem taiwanesischen Auftragsfertiger Foxconn statt. Letzteres Unternehmen, das unter anderem auch Apples iPhone herstellt, erwägt in der Fabrik eigene Elektroautos zu produzieren. Nissan könnte überschüssige Produktionslinien in Oppama an Foxconn abtreten. Dies würde zu einer höheren Auslastung des Werks führen und Jobs retten.

Foxconn steigt verstärkt ins Auto-Geschäft ein

Der taiwanesische Gigant Foxconn, der offiziell den Namen Hon Hai Precision Industry Co. trägt, hat 2019 angekündigt, in die EV-Branche einzusteigen und für andere Hersteller im Auftrag Elektroautos zu entwickeln und zu produzieren. Dabei ist das Unternehmen bereits internationale Joint Ventures eingegangen. Foxconn hält beispielsweise 50 Prozent der Anteile an der ZF Chassis Modules GmbH, einer Fahrwerks-Tochter des deutschen Zulieferers.

Ein Produktionsstandort in Japan würde für Foxconn einen wichtigen Schritt darstellen, da er dabei helfen würde, die Bindungen mit lokalen Autobauern zu stärken. Im vergangenen Mai unterzeichnete der Auftragsfertiger eine Absichtserklärung über die Lieferung von Elektro-Pkw an Mitsubishi Motors. Zudem plant Foxconn, den Nutzfahrzeughersteller “Mitsubishi Fuso Truck and Bus” mit modernen Elektro-Bussen zu versorgen.

Hinter den Kulissen hat Foxconn bereits Interesse an einer Kooperation mit Nissan bekundet. Die Präsenz der Taiwaner hat laut Nikkei vergangenen Dezember auch die später gescheiterten Fusionsgespräche zwischen Honda Motor und Nissan initiiert. Die japanische Regierung steht einer Einmischung Foxconns in die Geschäfte von Nissan nach Einschätzung des Mediums allerdings skeptisch gegenüber. Wenn sich dadurch aber tatsächlich Arbeitsplätze schützen lassen, könnten die Vorbehalte seitens der Politik schnell aus dem Weg geräumt werden.

asia.nikkei.com

0 Kommentare

zu „Foxconn und Nissan erwägen gemeinsame E-Auto-Produktion in Japan“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert