Nissan liebäugelt mit E-Auto-Export aus chinesischen Fabriken
Laut dem Portal CarNewsChina soll zu den lokal produzierten E-Autos, die anschließend auch für den Export vorgesehen sind, die im April angekündigte Elektro-Limousine N7 gehören. Vorgestellt wurde das Neumodell auf der Auto Shanghai, flankiert von Nissans Ankündigung, eine Investitions-Offensive in China zu zünden: Allein bis Ende 2026 sollen zehn Milliarden Yuan (1,2 Milliarden Euro) nach China fließen. In diesem Zuge plant Nissan auch, weitere Elektro- und Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge auf den chinesischen Markt zu bringen, darunter bis Ende dieses Jahres seinen ersten elektrischen Pickup.
Nun zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die China-Produktion nicht nur die Inlands-Nachfrage decken, sondern auch in andere Weltregionen ausstrahlen soll. CarNewsChina beruft sich dabei auf lokale Medienberichte. Vorschweben soll den Japanern, E-Autos ab 2026 aus seinen chinesischen Fabriken u.a. nach Südostasien und in den Nahen Osten auszuführen. Mit diesem Schritt solle das bestehende Kundendienstnetz von Nissan in diesen Überseemärkten genutzt werden, heißt es. Der angeschlagene Autobauer strebt aktuell bekanntlich eine Umstrukturierung an und hinterfragt Teile seiner Produktionsbasis. Durch den Verkauf von in China hergestellten Elektroautos in andere Märkte erhoffe er sich eine schnelle Trendwende, schreibt das Portal.
Allerdings ist es mit dem Export alleine nicht getan. Ein Knackpunkt soll die Fahrzeugsoftware sein. Beim N7 enthalte diese etwa KI-Technologie von chinesischen Unternehmen, heißt es. Und: „Um den Export zu erleichtern, muss Nissan die Software-Spezifikationen aufgrund von Beschränkungen für in China hergestellte KI-Produkte in einigen Ländern ändern.“ Dazu habe Nissan in den chinesischen Entwickler IAT Automobile Technology investiert.
Auch an Chinas Autohersteller Dongfeng rückt Nissan näher heran. So wird der N7 künftig von Dongfeng Nissan gebaut – und das Modell wurde auch von dem Joint Venture entwickelt, mit viel Technik von Dongfeng. Die Plattform des Nissan N7 stammt vom Dongfeng 007, von dem der N7 etwa den Radstand und die Antriebe übernimmt – das Karosseriedesign und der Innenraum stammen von Nissan.
Und: Am 25. Juni kündigte Dongfeng Motor die Gründung eines weiteren Joint Ventures mit NCIC (einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft von Nissan) an, um im Auto-Exportgeschäft tätig zu werden. In das Joint Venture werden beide Seiten zusammen ein Stammkapital von einer Milliarde Yuan (rund 119 Millionen Euro) einbringen, und zwar im Verhältnis 40:60, was auch den Besitzverhältnissen entspricht: Dongfeng hält 40% und Nissan 60% an dem neuen Export-Spezialisten.
Während Nissan in China stark investiert, will sich das Unternehmen in anderen Teilen der Welt bis 2027 stark verschlanken. So wollen die Japaner die Belegschaft weltweit um 20.000 Mitarbeiter reduzieren und sieben Fahrzeugwerke schließen. Davon verspricht sich Nissan, ab dem Geschäftsjahr 2026 in die Gewinnzone zurückzukehren.
Diese im Mai angekündigten Maßnahmen sind Teil eines neuen Sanierungsplans namens „Re:Nissan“. Der Vorstoß, zwischen den Geschäftsjahren 2024 und 2027 insgesamt 20.000 Stellen abzubauen, schließt dabei den bereits Ende 2024 von Nissan angekündigten Abbau von 9.000 Jobs mit ein. Damit sind nach aktuellem Stand rund 15 Prozent der Belegschaft von dem Kahlschlag betroffen. Ebenfalls bis zum Geschäftsjahr 2027 will Nissan die Fahrzeugproduktion von 17 auf zehn Werke reduzieren. Den mit harten Einschnitten verbundenen Sanierungsplan kündigte Nissan vor knapp zwei Monaten bei der Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen für 2024 an.
Mit „Re:Nissan“ strebt das Unternehmen Kosteneinsparungen in Höhe von insgesamt 500 Milliarden Yen (rund drei Milliarden Euro) im Vergleich zum Geschäftsjahr 2024 an, sowohl bei den fixen als auch bei den variablen Kosten. Ziel sei es, bis zum Geschäftsjahr 2026 in die Gewinnzone zurückzukehren, so das Management um den neuen CEO Ivan Espinosa, der im April Makoto Uchida auf diesem Posten ablöste.
Unter Uchida war Nissan in den vergangenen Monaten in eine schwierige Situation geschlittert: Im Zuge von Auflösungserscheinungen der Renault-Nissan-Allianz und den gescheiterten Fusionsgesprächen mit Honda sucht der Hersteller aktuell nach Halt, denn mit rund drei Millionen Autos im Jahr gilt Nissan in der Branche als zu klein, um im Volumensegment eigenständig die anstehende Transformation zu schaffen. Gut möglich, dass sich Nissan mit den jetzt eingeleiteten Sparmaßnahmen attraktiver für neue Partnerschaften machen will. So ist seit dieser Woche auch wieder von einer Kooperation mit Foxconn auf dem Heimmarkt in Japan die Rede.
Neben dem Jobabbau und Werksschließungen hat das Unternehmen schon in den vergangenen Monaten vermehrt geplante eMobility-Projekte verworfen. Zu diesen abmoderierten Vorhaben gehört etwa eine LFP-Batteriewerk in Japan. Außerdem hat Nissan seine Modellplanung für Nordamerika umgeworfen. Als relativ sicher gilt dagegen, dass Nissans Werk im britischen Sunderland weiterlaufen wird, denn dort investieren der Autobauer und seine einstige Batterie-Tochter AESC aktuell ebenfalls kräftig in die künftige E-Auto- bzw. Batterieproduktion.
carnewschina.com
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