Ioniq 6 N: Hyundais erste elektrische Sportlimousine beeindruckt mit 478 kW
Mit dem Ioniq 5 N hat Hyundais Sportabteilung vor knapp zwei Jahren etwas geschafft, an dem viele Konkurrenten gescheitert sind. Sie haben ein sportliches E-Auto auf die Räder gestellt, das dank seiner schieren Leistung, gekonnt simulierten Gangwechseln und einem überhaupt nicht peinlich wirkendem Soundgenerator sogar eingefleischte Petrolheads abholt. Von leistungshungrigen Elektro-Enthusiasten ganz zu schweigen.
Nach dem Erfolg des Performance-SUV schieben die Südkoreaner jetzt die N-Version ihrer elektrischen Limousine nach. Der Ioniq 6 N feiert im Rahmen des Goodwood Festival of Speed Premiere und soll in der Mittelklasse mit einem ähnlichen Rezept überzeugen. Die Auslieferungen sollen erst im nächsten Jahr starten.
Wie der Ioniq 5 N verfügt auch der neue Ioniq 6 N über zwei E-Motoren, die jeweils an einer der beiden Antriebsachsen sitzen. Wenn der „N Grin Boost“ aktiviert ist, steht kurzzeitig eine Systemleistung von 478 kW und 770 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, im Normalfall liegt sie bei 448 kW. Auch diese Leistungsdaten kennt man bereits von der N-Version des Ioniq 5.






Aufgrund der Motorsport-inspirierten Optik hat sich die Aerodynamik gegenüber dem normalen Ioniq 6 etwas verschlechtert, was vor allem an dem massiven „Schwanenhals“-Heckspoiler und den Kotflügelverbreiterungen liegen dürfte. Grundsätzlich nimmt der Ioniq 6 N das Facelift des Modells vorweg, der höhere Luftwiderstand ist aber eher auf die N-typischen Elemente als das Facelift mit neu gezeichneten Scheinwerfern zurückzuführen. Während der cW-Wert der normalen Limousine bei 0.21 (Vor-Facelift) liegt, beträgt er bei der Sportversion 0,27. Der Fokus der N-Entwickler lag offensichtlich stärker auf einem möglichst hohen Abtrieb, was vor allem auf der Rennstrecke für eine bessere Stabilität sorgt.
Trotzdem beschleunigt der Ioniq 6 N zwei Zehntel schneller von Null auf Hundert als das technisch eng verwandte SUV und erreicht das Landstraßentempo bereits nach 3,2 Sekunden – zumindest wenn der Fahrer auf die serienmäßige Launch Control zurückgreift. Die Höchstgeschwindigkeit des Ioniq 6 gibt Hyundai mit 257 km/h an. Am Rande erwähnt: Der Ioniq 5 N ist drei km/h schneller.
Ausgiebige Tests auf der Nordschleife
Der koreanische Autobauer hat mit seiner neuen Sportlimousine auch das Model 3 Performance im Visier. Auf dem Papier ist der Tesla aber einen Ticken schneller. Er beschleunigt in 3,1 Sekunden auf Tempo Hundert und streicht erst bei 262 km/h die Segel. Und das, obwohl er mit einer Systemleistung von 338 kW ein ganzes Stück langsamer ist.
Hyundais N-Modelle sollen aber eben nicht nur mit ihren Leistungsdaten überzeugen, sondern auch Fahrspaß satt und ein agiles Handling bieten. Dass die in Deutschland ansässige Performance-Abteilung den Ioniq 6 N auf der Nordschleife des Nürburgrings ausgiebig getestet hat, ist schon mal vielversprechend. Im Rahmen der Entwicklung wurde nicht nur das bestehende Fahrwerk dezent überarbeitet: Nach Aussage des Herstellers hat die Sportlimousine eine komplett neue Fahrwerksgeometrie bekommen. Dank elektronisch gesteuerter Dämpfer soll er auch im Alltag ausreichend komfortabel sein.
Fahrspaß-fördernde Spielereien wie die virtuelle Schaltung namens „e-Shift“ oder das „Active Sound System“, dass bei einer dynamischen Gangart für eine passende akustische Untermalung sorgt, sind bereits vom Ioniq 5 N bekannt. Dazu kommt ein sogenannter „N Drift Optimizer“, der anhand von verschiedenen Parametern weitere Einstellungsmöglichkeiten bietet und auf abgesperrten Strecken optimale Drifts ermöglichen soll.
Der Ioniq 6 N basiert wie die komplette aktuelle „Ioniq“-Modellfamilie auf der Konzern-Plattform e-GMP. Dank der 800-Volt-Architektur liegt die Ladeleistung bei maximal 240 kW. An einer geeigneten DC-Säule kann der Ladezustand im Idealfall in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent erhöht werden.
Der NMC-Stromspeicher hat einen Energiegehalt von 84 kWh. Die Homologation der Sportlimousine steht aber noch aus, weshalb Hyundai aktuell noch keine Verbrauchs- und Reichweitenangaben veröffentlicht. Genauso verschwiegen gibt sich der Autobauer, wenn es um den Preis geht. Der technisch eng verwandte Ioniq 5 N (ab 74.900 Euro) soll nach der WLTP-Norm auf hundert Kilometern 21,2 kWh verbrauchen und mit einer Akkuladung bis zu 448 Kilometer weit kommen. Die windschnittige Limousine könnte einen Ticken sparsamer sein und etwas weiter kommen.
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