Frankreich legt E-Auto-Leasingprogramm für Geringverdiener neu auf
Das Debüt des französischen „leasing social“ für Elektroautos dauerte Anfang 2024 überraschend nur eineinhalb Monate. Danach war das eigentlich für ganz 2024 vorgesehen Budget vergriffen und gut 50.000 Leasingverträge zu den speziellen Geringverdiener-Konditionen bewilligt. Das Budget damals: 650 Millionen Euro. Die Mittel machten möglich, dass förderfähige Personen im Extremfall nur eine Selbstbeteiligung von 50 Euro pro Monat leisten mussten.
Die Aussetzung der Förderung im Februar 2024 war also dem Erfolg des Programms geschuldet. Das betont auch die Regierung vor der nun angekündigten Neuauflage: „Diese Förderung hat zu einer echten Demokratisierung des ökologischen Wandels beigetragen, indem sie einkommensschwachen Haushalten und neuen Zielgruppen den Zugang zu einem Elektrofahrzeug ermöglicht hat“, heißt es aus dem französischen Wirtschafts- und Finanzministerium.
Die Konditionen der neuen Förderrunde weichen denn auch nicht großartig von dem Erfolgsmodell Anfang 2024 ab, allerdings fällt die geforderte Selbstbeteiligung der Fördernehmer höher aus. Das demonstrieren schon die Budgetunterschiede zwischen der Erst- und Zweitauflage: Mit 650 Millionen versus 370 Millionen Euro lassen sich nicht im gleichen Umfang 50.000 Elektroautos subventionieren. 2024 schoss Frankreich sage und schreibe 13.000 Euro pro Fahrzeug zu.
Zielgruppe: Auf Autos angewiesene Geringverdiener
Die Zielgruppe bleibt dabei aber dieselbe: Förderberechtigt sind weiterhin Menschen mit einem Jahreseinkommen („steuerliches Referenzeinkommen“) von weniger als 15.400 Euro. Als weiteres Kriterium gilt unverändert, dass die Antragsteller auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen sein müssen, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen oder ihre berufliche Tätigkeit auszuüben.
Die Anträge werden ab dem 30. September 2025 entgegengenommen. Und unter den perspektivisch gut 50.000 geförderten E-Pkw sollen laut dem Ministerium „mindestens 5.000 Autos an Personen gehen, deren Wohnort oder Arbeitsplatz in einer Gemeinde liegt, in der die Luftqualität besonders verbessert werden muss“. Teilt man das Gesamtbudget (370 Mio. Euro) durch die Anzahl der Stromer, die das Ministerium über das Programm auf die Straßen bringen will (50.000), ergibt sich pro Pkw rechnerisch eine Fördersumme von 7.400 Euro. Festgelegt ist in der Tat, dass der Zuschuss pro Fahrzeug maximal 7.000 Euro betragen darf (gegenüber besagten 13.000 zuvor). Daher wohl auch die Aussage, dass „mindestens“ 50.000 Einheiten gefördert werden sollen. Wird das Budget voll ausgeschöpft, dürften ein paar mehr Fahrzeuge drin sein.
Die Förderung dient dazu, die Leasingrate zu drücken, sodass diese für Geringverdiener attraktiv wird. Leasingunternehmen sind angehalten, „ein Angebot von unter 140 Euro pro Monat oder sogar weniger“ zu machen, wie das Wirtschaftsministerium schreibt. Keine Rate dürfe dabei die Marke von 200 Euro übersteigen. Hier unterscheidet sich die Zweit- von der Erstauflage des Sozialleasings: 2024 waren Elektrofahrzeuge im Zuge des Programms für 50 bis 150 Euro pro Monat zu leasen.
Auch die Finanzierungsgrundlage des Sozialleasing ändert sich. Zur Bezuschussung sollen nicht länger Haushaltsmittel verwendet werden, sondern eine Finanzierung durch Energiesparzertifikate (CEE). Lukrativ ist das Programm vor allem aus dem Gesichtspunkt heraus, dass der klassische Umweltbonus beim Kauf eines Elektroautos in Frankreich dieses Jahr von maximal 7.000 auf 4.000 Euro geschrumpft ist. Das diesjährige Budget in Höhe von 700 Millionen Euro könnte nach Einschätzung der Regierung dazu beitragen, den Kauf von rund 200.000 Elektroautos zu fördern (wobei 10 Millionen Euro aus dem Umweltbonus-Fördertopf für gebrauchte Elektrofahrzeuge und Nachrüstungen reserviert werden).
Höhe des Umweltbonus nach Gehalt gestaffelt
Der „bonus écologique“ bleibt dabei nach dem Einkommen der Käufer bzw. Leasingnehmer gestaffelt und obendrein an den CO2-Ausstoß bei der Produktion der Fahrzeuge und Batterien gekoppelt. Er rangiert nun zwischen 2.000 und 4.000 Euro. Bereits im Februar 2024 beschnitt Frankreich die Unterstützung, indem Präsident Emmanuel Macron den Zuschuss für Einkommensstarke per Dekret um 1.000 Euro senkte und für Gewerbetreibende gänzlich strich. Die seit Jahresanfang geringeren Fördersätze sind der Bevölkerung aus Sicht des Finanzministeriums durchaus zumutbar: „Dank der Größenvorteile und des Fortschritts bei den Batterien sind die Kosten für Elektrofahrzeuge gesunken und ihr Anteil an den insgesamt verkauften Fahrzeugen ist gestiegen, was den Bedarf an Subventionen verringert“, hieß es aus dem Haus bereits im Oktober 2024.
Dies hat sich aber nur bedingt bewahrheitet: Frankreich kämpft 2025 mit leicht rückläufigen E-Auto-Zulassungszahlen. Im bisherigen Jahresverlauf (Januar bis Mai) ging es laut ACEA-Statistik um 7,1 Prozent abwärts. Das dürfte – analog zu Deutschland im vergangenen Jahr – eben mit der abgespeckten Förderung zu tun haben.
In Deutschland hat die Politik das französische „Sozialleasing“-Experiment unterdessen interessiert verfolgt. Vor allem die Sozialdemokraten gehört zu den treibenden Kräften, die solch einen Ansatz auch auf Deutschland übertragen wollen. Laut Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, gibt es bei diesem Thema inzwischen auch Bewegung: Gegenüber dem „MDR“ sagte sie Anfang Juni, dass sich ihre Partei mit der Union darauf verständigt habe, dass beim Kauf eines E-Autos vor allem Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen unterstützt werden sollen: „Deswegen wollen wir ein soziales Leasingprogramm auf den Weg bringen. Das bedeutet, dass wir den Menschen mit sehr ermäßigten Leasingraten die Möglichkeit geben, ein kleineres E-Auto zu leasen.“ Dieses Programm könne aber erst 2027 auf den Weg gebracht werden, denn erst dann würden die dafür benötigten Mittel aus dem europäischen Klima-Sozialfonds zur Verfügung stehen.
economie.gouv.fr (auf Französisch)
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