Missverstandene Studie: Sprints belasten E-Auto-Akkus durchaus

Die Batterietest-Firma Aviloo bezieht Stellung zu einer kürzlich bekannt gewordene Stanford-Studie, die in mehreren Medien dahingehend interpretiert wurde, dass gelegentliche Sprints die Lebensdauer von E-Auto-Batterien verlängern sollen. Aviloo bezeichnet diese Interpretation als „irreführend – sowohl fachlich falsch als auch praktisch nicht belegbar“.

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Bild: Stellantis

Aviloo verpasst seinem Statement die Überschrift: „Richtigstellung: Warum sportliches Fahren die Batterie NICHT schützt“. Als Anbieter für Batteriediagnose sieht sich das Unternehmen mit Sitz im österreichischen Wiener Neudorf in der Verantwortung, „den Fehlschluss der Forscher zu korrigieren und klarzustellen, was die Studie tatsächlich aussagt“. Auch electrive hatte die Studie so wiedergegeben, dass Batterien offenbar gelegentliches, starkes Beschleunigen gut tut.

Dazu zunächst ein Rückblick: Die Standfort-Universität veröffentlichte vor einigen Monaten in der Fachzeitschrift „Nature“ ihre Studie namens „Dynamic Cycling Enhances Battery Lifetime“, die sich im Kern dem Degradationsverhalten von Elektroauto-Akkus widmet. „In dieser Studie haben wir systematisch dynamische Entladungsprofile, die für das Fahren von Elektrofahrzeugen repräsentativ sind, mit […] Konstantstrom-Profilen verglichen. Überraschenderweise haben wir festgestellt, dass die dynamische Entladung die Lebensdauer im Vergleich zur Entladung mit konstantem Strom erheblich verlängert“, schrieben die Forscher im Abstract ihrer Studienarbeit.

Auch wie sehr das dynamische Laden und Entladen helfen soll, bezifferte das Standford-Team: „Bei gleichem durchschnittlichen Strom- und Spannungsfenster führte die Variierung des dynamischen Entladeprofils zu einem Anstieg der äquivalenten vollen Zyklen am Ende der Lebensdauer um bis zu 38 %.“ Methodisch lud und entlud das Team 92 Akkuzellen (Siliziumoxid-Graphit/Nickel-Kobalt-Aluminium) bei einer konstanten Temperatur von 35 Grad Celsius. Die Experimente im SLAC-Stanford Battery Center erstreckten sich über zwei Jahre.

Aviloo vergegenwärtigt nun, dass die Studie zwei Belastungsarten im Labor gegenüberstellt, nämlich Konstantstrom‑Zyklen (die ausschließlich in Laboren vorkommen) und dynamische Zyklen, also dynamische Lade‑ und Entladeprofile wie im realen Fahrbetrieb. Die Kernaussage lautet in den Augen der Österreicher: „Labortests mit konstantem Strom überschätzen die Alterung von Batterien, weil der Strom bei realer Nutzung dynamischer ist. Das ist essenziell für die
Batterieforschung – aber irrelevant für die Praxis des Fahrverhaltens.“

Aviloo teilt weiter mit, dies mit Daten aus der Praxis belegen zu können, das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge selbst eine Feldstudie zum Thema Fahrverhalten & Batteriealterung mit 402 Fahrzeugen gleicher Marke und gleichen Batterietyps absolviert und daraus drei Haupterkenntnisse gezogen:

  • Moderates Fahrverhalten führt zu einem Verbrauch von 16–18 kWh/100 km
  • „Bleifuß“-Fahrstil führt nahezu zu doppelt so hohem Verbrauch (ca. 30 kWh/100 km)
  • Die SUV-Fahrzeugkategorie führt zu zusätzlichem Verbrauch von bis zu 9 kWh/100 km

Aviloo-CTO Nikolaus Mayerhofer erklärt: „Wie unsere Studie zeigt, spart ein moderates Fahrverhalten im Lebenszyklus 10 % Energieverbrauch. Das führt beispielsweise dazu, dass 100.000 gefahrene Kilometer bei einem sparsamen Fahrstil vergleichbar sind mit 110.000 km bei einem aggressiven“. In den Medien sei fälschlich abgeleitet worden, dass sportliches Fahren – sogenanntes
„dynamisches Fahren“ – die Batterien schonen könnte.

Diese Interpretation ist laut den Österreichern aber falsch. „In der Studie ging es nicht um Fahrverhalten im Alltag, sondern um Testmethoden im Labor“, unterstreicht Peter Bednarik, Head of Research & Data Science bei Aviloo. Sportliches Fahren führe durch den hohen Verbrauch zu deutlich mehr Ladezyklen und dadurch im Endeffekt zu einer schnelleren Alterung der Batterie.

aviloo.com (PDF)

26 Kommentare

zu „Missverstandene Studie: Sprints belasten E-Auto-Akkus durchaus“
Reinhold
05.08.2025 um 20:27
Für mich immer noch positiv.... 9 kw/100 km bedeutet 3,51 Euro je 100 km mehrverbrauch... pilepalle nicht erwähnenswert (lade bei Enbw) Mit meinem früheren Cayenne turbo s waren es 15 litter a. 1,80 = 27 Euro / 100km Tat auch nicht weh.... mich hatte nur eine Tankstelle auf der Autobahn geärgert mit 2,65/ litter deswegen kaufte ich einen Tesla model S mit auch über 700 ps
Leftlane
06.08.2025 um 09:40
…die Decke der Zivilisation ist dünn…und Geschmack kann man offensichtlich nicht kaufen
A.
13.08.2025 um 06:42
Und Verstand offensichtlich auch nicht. Was für ein tiefgelegter Kommentar!Technisch kann kein deutscher Hersteller Tesla das Wasser reichen, obwohl in deutschen Zeitschriftentests natürlich immer BMW und Mercedes die Sieger sind. Übrigens, Teslas sind die sichersten Autos, die jemals in Europa getestet wurden und dderen Assistenten sind in umfassenden Tests um Größenordungen besser, als die, der deutsche Konkurenz, die als schlechteste ganz unten landen, einfach nur peinlich.Genau diese Arroganz hat die Zukunft unserer deutschen Herstellern besiegelt. Ich würde mich schon mal an chinesischem Design gewöhnen....
LEON
06.08.2025 um 09:07
Reinhold, du bist der größte, wir verneigen uns ehrfürchtig vor dir...
Nightrunner
06.08.2025 um 07:13
Rasen ohne Hirn! Was sind bitte "litter"?
TeeKay
06.08.2025 um 11:13
Und was sind kW/100km?
Klossner Olivier
06.08.2025 um 08:46
Litter kommt von littering ;-)
M.K.
05.08.2025 um 23:07
Ohne Worte ....
Captayne
06.08.2025 um 03:19
„Bei gleichem durchschnittlichen Strom- und Spannungsfenster führte die Variierung des dynamischen Entladeprofils zu einem Anstieg der äquivalenten vollen Zyklen am Ende der Lebensdauer um bis zu 38 %* Also was denn jetzt?? Für mich sieht das nach einem Zurückpfeifen durch windige Uminterpretation aus.
Augustin
06.08.2025 um 07:58
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die 5 AKKU Module eines BMW 225xe etwa 8 Jahre und ca. 90 Tsd halten, dann ist eine Erneuerung um ca. 11 Tsd € notwenig. Mit einen durchschnittlichen Reise/ Fahrprofil ist der Treibstoff Verbrauch mit 3,70 lt Benzin bei 90 Tsd Km im Schnitt relativ gering.
stanS
06.08.2025 um 10:26
Standard bei einem PHEV. Deshalb kauft man so etwas auch nicht. BEV >300.000 km, also i.d.R. die Lebensdauer des Fahrzeuges.
Drache
06.08.2025 um 14:43
oder ca 20jahre, was auch immer zuerst erreicht wird. da kann man ausrechnen obs sich lohnt. für mich jetzt und bei derzeitiger infrastruktur nicht (kann nicht zuhause oder auf der arbeit laden und die nächsten ladestationen kosten 1€/kwh) aber das kann sich ja ändern.
Micha
06.08.2025 um 08:01
Habe ich ja schon unter dem ursprünglichen Artikel kommentiert, dass die Interpretation der Studie schlicht falsch ist.
Mike
06.08.2025 um 08:17
Die Studie sprach von 0,3-0,5C als ideale Belastung für den Akku. Bei einem 50kWh-Akku heißt das, sie reden von 15-25kW. Bei einem 100kW-Motor bleibt man also unter 1/4 der Maximalleistung. Wie daraus eine aggressive Fahrweise ableiten konnten, erschließt sich mir nicht.
Klossner Olivier
06.08.2025 um 08:50
Ein SUV verbraucht im Stadtverkehr nahezu das selbe wie die entsprechende Limusine, das Gewicht ist identisch. Erst bei Überland und vor allem Autobahnfahrt gehts etwas hoch durch die leicht grössere Stirnfläche.
Drache
06.08.2025 um 14:46
ja, aber nicht das thema. suv bev's (ungeachtet meiner abneigung ihnen gegenüber) verbrauchen nicht mehr als normale bev's, da sie durch regeneratives bremsen das mehr an energie was sie zum beschleunigen verwenden auch wieder rausbekommen. aber es belastet die batterie mehr. und wo wir bei umweltfreundlich sind; reibt auch die reifen mehr ab, was zu mehr feinstaub führt
Mike
06.08.2025 um 13:44
Nicht "etwas hoch", sondern "deutlich hoch". Die Querschnittsfläche geht linear in den cw-Wert ein.
A.
13.08.2025 um 06:55
Die Stirnfläche nicht, aber der Gesamtluftwiderstand setzt sich aus cW * A zusammen. Natürlich haben SUVs eine größere Stirnfläche, aber meistens auch den schlechteren cW-Wert, aufgrund der plumpen Form und natürlich vorstehenden Kühlergrills etc.
Micha
06.08.2025 um 14:12
Die Stirnfläche geht gar nicht in den cw-Wert ein, sondern linear in den Luftwiderstand.
vonGestern
06.08.2025 um 09:33
Zitat von der Aviloo-Aussage: " Das führt beispielsweise dazu, dass 100.000 gefahrene Kilometer bei einem sparsamen Fahrstil vergleichbar sind mit 110.000 km bei einem aggressiven.“ - Wie Bitte ?? ! - Da sind doch schon wieder die Worte (oder Zahlen) einfach vertauscht! Redakteure haben offenbar Spaß an aktiver Verwirrungsstiftung ...
Sebastian Schaal
06.08.2025 um 13:05
Hallo vonGestern,danke für die Kommentar. Die Zahlen sind nicht vertauscht, wir führen auch keine aktive Verwirrungsstiftung durch ;-) Dabei handelt es sich 1:1 um das Zitat von Herrn Mayerhofer aus der verlinkten Pressemitteilung. Wir haben gerade nochmals Rücksprache mit Aviloo gehalten: Gemeint ist, dass eine Batterie mit aggressivem Fahrverhalten belastet wird wie nach 110.000 "sparsamen" Kilometern, obwohl man nur 100.000 Kilometer gefahren ist. Die Belastung ist aufgrund des Fahrstils höher.Viele Grüße Sebastian Schaal
Anonymous
06.08.2025 um 09:51
Das führt beispielsweise dazu, dass 100.000 gefahrene Kilometer bei einem sparsamen Fahrstil vergleichbar sind mit 110.000 km bei einem aggressiven“Die Zahlen in dem Artikel sind vertauscht. 110.000 sparsam, entsprechen 100.000km aggressiv. Ansonsten wäre die These, Aggressiv kommt man weiter.
Sebastian Schaal
06.08.2025 um 13:04
Hallo Anonymous,danke für die Kommentar. Die Zahlen sind nicht vertauscht, sondern 1:1 aus dem Zitat von Herrn Mayerhofer aus der verlinkten Pressemitteilung übernommen. Wir haben gerade nochmals Rücksprache mit Aviloo gehalten: Gemeint ist, dass eine Batterie mit aggressivem Fahrverhalten belastet wird wie nach 110.000 "sparsamen" Kilometern, obwohl man nur 100.000 Kilometer gefahren ist. Die Belastung ist aufgrund des Fahrstils höher.Viele Grüße Sebastian Schaal
notting
06.08.2025 um 19:46
Danke für diese korrigierenden Erklärungen. Allerdings fehlen komplett Aspekte wie z. B. Akkuvorklimatisierung mit Strom aus dem Akku, was eben auch Strom ist, der erstmal aus dem Akku geholt werden muss und ihn auch abnutzt. Bzw. starkes Beschleunigen und Bremsen erwärmt den Akku auch und ist deswegen auch etwas nützlich, wenn er noch nicht warm genug ist bzw. sonst vorklimatisiert werden würde (ggf. ohne dass es der Fahrer explizit will (damit meine ich auch Lade-POI in der aktuellen Route), weil die Steuerung das halt so macht...).notting
Egon Kohler
07.08.2025 um 10:39
Sind jetzt aber schon nicht gewaltige Unterschiede, und beim Einfädeln in die Autobahn muss man nun mal beschleunigen, egal ob "aggressiv" oder "gemässigt". Wir merken uns: Sehr sportliche Fahrweise nutzt den Antrieb stärker ab, das ist bei allen Antriebsarten so. Und die Batterie-Tester müssen sinnvolle Profile fahren, um die Realität korrekt abzubilden - so weit, so unspektakulär.
Lanzu
09.08.2025 um 07:34
Gerade dieses kurze Beschleunigen scheint dem Akku überhaupt nicht zu schaden, nach der Studie. Dir Zyklen mit geringster Degradation waren "Highway" -Zyklen. Die gekennzeichnet sind durch kurze Leistungsspitzen und danach leicht schwankende Leistung, um die Geschwindigkeit zu halten.Die Interpretation, dass die Studie schnelles Fahren gut bewertet war aber Schwachsinn, da die Test nach Leistung normiert waren, dh. es wurden identische Verbräuche verglichen.

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