1.500 Kilometer Reichweite: IM Motors präsentiert seinen ersten Range Extender
Hierzulande sind Elektroautos mit Range Extender allenfalls eine Randerscheinung. Mazda hat den E-Antrieb des MX-30 zwar um einen kleinen Wankelmotor ergänzt, während Leapmotor sein Kompakt-SUV C10 auch mit einem zusätzlichen Verbrennungsmotor anbietet.
In Europa war diese Technologie aber nur in frühen Phase der E-Mobilität gängig und Modelle wie der BMW i3 REx oder der Opel Ampera wurden angesichts der stetig steigenden rein elektrischen Reichweiten obsolet.
In China, dem größten Automarkt der Welt, sieht die Sache aber anders aus. Im Rahmen des NEV-Booms werden E-Autos mit einem als Generator dienenden Verbrenner dort seit einigen Jahren immer erfolgreicher. Zu den „New Energy Vehicles“ zählen explizit nicht nur reine Elektroautos, sondern auch Brennstoffzellenfahrzeuge, Plug-in-Hybride und eben auch Stromer mit Range Extender.
Auch die SAIC-Submarke IM Motors hat sich dem Thema mittlerweile angenommen und Anfang August unter dem nicht gerade bescheidenen Namen „Stellar“ ein neues Range Extender-System präsentiert.Seine Premiere feiert der Antriebsstrang im kürzlich überarbeiteten IM Motors LS6, dem Tesla Model Y-Konkurrenten der Marke, dessen chinesischer Vorverkauf am 15. August starten soll.
Der Hersteller hat das Modell unter dem Kürzel IM6 auch in Großbritannien eingeführt. Ob der Range Extender dort auf lange Sicht auch angeboten wird, ist aktuell noch nicht bekannt. Im vierten Quartal folgt auf dem Heimatmarkt von IM Motors das siebensitzige Oberklasse-SUV LS9.

IM Motors kombiniert einen 800-Volt-Elektromotor mit einem 1,5 Liter großen Turbovierzylinder, der von einem Turbolader mit variabler Turbinengeometrie zwangsbeatmet wird. So soll der Verbrenner über das gesamte Drehzahlband hinweg betont effizient arbeiten. Kombiniert gibt IM Motors den Verbrauch nach der chinesischen Norm mit 2,1 Litern auf Hundert Kilometer an.
Bei dem Stromspeicher setzt die SAIC-Tochter auf das Know How von CATL und verbaut die speziell für Hybridantriebe entwickelte „Super Freevoy Max“-Batterie. Deren Gesamt-Energiegehalt beträgt 66 kWh, was für eine rein elektrische Reichweite von 450 Kilometern reichen soll – zumindest im chinesischen CLTC-Normtest. Wenn man den mit dem Verbrennungsmotor generierten Radius dazu rechnet, landet man bei stolzen 1.500 Kilometern.
Der Verbrenner wird bei NEV selten genutzt
Ob man dies wirklich braucht, sei mal dahingestellt – kaum jemand legt eine solche Distanz ohne längere Pausen zurück. Auch wenn E-Autos mit Range Extender sich in China einer immer größeren Beliebtheit erfreuen, werden diese laut dem Portal CarNewsChina meist rein elektrisch bewegt, da die Unterhaltskosten für einen Verbrenner dort deutlich höher sind als für ein BEV.
Dass immer mehr Hersteller in der Volksrepublik auf dieses aufwändige Antriebskonzept setzen, hat mit der teils immer noch kursierenden Reichweitenangst zu tun – in ländlichen Regionen Chinas hat das Ladenetz zugegeben auch noch nicht eine vergleichbare Dichte zu den Metropolen erreicht. Die Kunden möchten sozusagen eine „eierlegende Wollmilchsau“ haben, auch wenn der Radius eines reinen E-Autos für die meisten Fahrprofile völlig ausreichend ist.
Am selben Tag wie IM Motors hat auch die Changan-Tochter Deepal einen Range Extender für sein Kompakt-SUV S05 vorgestellt. Die rein elektrische Reichweitenangabe des Herstellers liegt bei an sich schon langstreckentauglichen 620 Kilometern.
Ein Grund für die große Popularität der Brückentechnologie unter Chinas Autobauern ist der große Erfolg des Herstellers Li Auto. Das 2015 gegründete Unternehmen bot über Jahre ausschließlich Elektroautos mit Range Extender an – und das in großen Stückzahlen. Aktuell ergänzt aber auch Li Auto seine Modellpalette um rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Nachfrage für EREV (Extended Range Electric Vehicle) in den kommenden Jahren entwickeln wird.
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