Cariqa will Ladestationsbetreiber direkte Preishoheit gewähren
Cariqa arbeitet wie berichtet an einem neuen Zahlungssystem für Ladesäulen: Anstatt des bisher üblichen Bezahlkonzepts über E-Mobility-Provider verbindet Cariqa als Plattform die Betreiber (CPO) und Kunden direkt miteinander. Die CPO können so direkt die Preise für Kunden festlegen und nicht nur die eigenen Ad-Hoc-Preise, da der EMP als Wiederverkäufer entfällt. Und Kunden sollen von tendenziell niedrigeren Ladepreisen profitieren. Cariqa sieht sich dabei nicht als eigenständiger EMP, sondern als zusätzlicher Vertriebskanal neben dem Ad-Hoc-Laden und dem EMP-Geschäft, das aber „vollständig unter Kontrolle der CPOs ist“.
Das Unternehmen kündigt nun mit Cariqa Go und Cariqa Connect zwei Produkte an, die diese Entwicklung beschleunigen sollen. Das EMP-Geschäft nennen die Gründer der Firma in der jetzigen Mitteilung ein „kommerziell dysfunktionales System“. Issam Tidjani, CEO und Mitgründer von Cariqa, kommentiert: „Stellen Sie sich vor, Sie gehen in einen Supermarkt und stellen fest, dass sich der Preis für ein Brot ändert, je nachdem, ob Sie bar, mit Karte oder von der kartenausgebenden Bank bezahlt haben. So funktioniert das Laden von Elektrofahrzeugen heute noch – es ist inakzeptabel und schadet der Verbreitung von Elektrofahrzeugen.“
Die Cariqa-Plattform führt der Firma zufolge eine neue strukturelle Ebene kommerzieller Interoperabilität ein. Die Betonung liegt auf „kommerziell“, denn technisch ist die Interoperabilität in der Regel gegeben. Die Plattform soll laut den Berlinern sicher stellen, dass die von CPOs festgelegten Tarife unverändert in alle Kanäle fließen und die Zahlungen in Echtzeit abgewickelt werden. Das Ergebnis seien faire, transparente Preise für Fahrer und direkte, konforme Einnahmen für Betreiber.
Der erste Produktlaunch – Cariqa Go – soll in diesem Kontext das “ heute umständliche Direktzahlungserlebnis“ verbessern. Betreiber können mit der Lösung AFIR-konforme Ad-hoc-Zahlungen ermöglichen, heißt es. Cariqa Go biete „eine harmonisierte Preisgestaltung für alle Zahlungsmethoden, ob per QR-Code oder Kartenterminal [….]“. Auf dieser Grundlage erfolgt der zweite Launch („Cariqa Connect“) zur Integration des Ladens in ein digitales Ökosystem – zum einen zur Sichtbarkeit von Ladestationen etwa auf Mapping-Plattformen oder bei Vergleichdiensten, zum anderen zur API-basierten Integration der Ladevorgänge bei OEMs, Flotten, Vermietern und Mobilitätsdiensten.
Die Produkteinführungen folgen auf Cariqas Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 4 Millionen Euro im vergangenen Juli, die von den Investoren Contrarian Ventures und Anthemis angeführt wurde. Das frische Kapital „unterstützt die Produktexpansion in ganz Europa“, teilt Cariqa mit. Denn: „Die Regulierungsbehörden verschärfen die Durchsetzung transparenter Preisregeln im Rahmen der AFIR und PSD2.“
Tamara Ciullo, CCO und Mitgründerin von Cariqa, ergänzt: „Die Reseller-Ära hat sowohl Betreibern als auch Fahrern klammheimlich geschadet.“ Mit Cariqa Go und Connect gebe ihre Firma der Branche die Werkzeuge für nachhaltiges Wachstum an die Hand – „wir stimmen Anreize für CPOs, OEMs, Flotten und Fahrer aufeinander ab und legen so die Grundlage für eine echte Massenakzeptanz. CPOs sehen sich heute oft mit sinkenden Margen konfrontiert, je weiter sie wachsen – gefangen in einem Kreislauf aus Großhandelsrabatten, verzögerten Abrechnungen und steigenden Betrugsrisiken. Unser Plattformmodell behebt dieses Problem an der Wurzel. Echtzeitabwicklung, direkte Zahlungsströme und eine zentrale Datenquelle für Tarife verwandeln die finanziellen Risiken von heute in den Wettbewerbsvorteil von morgen.“
Anfang des Jahres hat Cariqa bereits große CPO wie die Pfalzwerke und EWE Go als Partner gewonnen. Im Juli wurde zudem eine Kooperation mit Mer Germany bekannt: Dabei wird nicht nur die Cariqa-Plattform als Bezahlmodell eingesetzt, sondern auch eine KI-gestützte Funktion, mit der die Ladepreise dynamisch angepasst werden können – etwa an die aktuelle Auslastung des Ladeparks.
Quelle: Infos per E-Mail, cariqa.com
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