Vermeintliche Übernahme von Lilium durch AAMG verzögert sich weiter

Es ist ein undurchsichtiger Krimi um die Übernahme des insolventen Flugtaxi-Entwicklers Lilium: Während der angebliche Käufer Ambitious Air Mobility Group (AAMG) mit immer neuen Pressemitteilungen angebliche Fortschritte verkündet, wachsen die Zweifel, ob jemals ein verbindlicher Kaufvertrag zustande kommt.

Bild: Lilium

Anfang August ging die bis dahin unbekannte Firma AAMG aus den Niederlanden an die Öffentlichkeit und erklärte, den bereits zum zweiten Mal insolventen Flugtaxi-Entwickler Lilium übernehmen zu wollen. Schon dieser Schritt war ungewöhnlich, denn es handelte sich nur um eine einseitige Absichtserklärung, ohne dass ein Memorandum of Understanding oder einen Vorvertag beider Seiten bzw. mit dem Insolvenzverwalter gegeben hätte.

Danach gab es beinahe im Wochentakt weitere Pressemitteilungen und Interviews der AAMG-Führung mit großen Plänen für Lilium, etwa der Absicht, Lilium auch für militärische Anwendungen fit machen zu wollen.

20 Millionen Kaufpreis und 250 Millionen Investment

Was jedoch bislang fehlte, war die Zusage des Insolvenzverwalters von der Kanzlei Pluta, die Reste von Lilium auch wirklich an AAMG verkaufen zu wollen. Dabei soll es angeblich um einen Kaufpreis von 20 Millionen Euro sowie eine Anfangsinvestition von 250 Millionen Euro gehen, plus später optional weitere 500 Millionen Euro.

Auch jetzt ergibt sich weiter ein undurchsichtiges Bild: AAMG hat nun mitgeteilt, dass es mit dem Lilium-Insolvenzverwalter „endlich“ einen Treuhandvertrag abschließen konnte und zudem einen Entwurf des Kaufvertrags über die Vermögenswerte (Asset Purchase Agreement, APA) erhalten habe. Dadurch bekomme AAMG „eine klare Sicht auf die Zusammensetzung der wertvollen geistigen Eigentumsrechte (IPs), der technischen Daten und physischen Vermögenswerte von Lilium.“

Selbst AAMG zweifelt an Substanz von Lilium

Dr. Robert Kamp, CEO und Senior Partner bei AAMG, sagt dazu: „Wir haben lange darauf gewartet zu erfahren, was tatsächlich zum Verkauf steht. Noch haben wir große Bedenken, die wir derzeit gemeinsam mit unseren Anwälten prüfen, um sie auszuräumen und um Garantien zu vereinbaren. Wenn uns das gelingt, werden wir die Chancen und Risiken gegeneinander abwägen. Die jüngsten Entwicklungen bei den Vermögenswerten von Lilium und die erheblichen Risiken für die Gläubiger, verbunden mit einem erheblichen Kapitalaufwand für uns, sind die Gründe, weswegen wir bei dieser Transaktion weiterhin vorsichtig bleiben.“

Heißt: Selbst AAMG, das seit Wochen die Öffentlichkeit sucht und sich als Retter von Lilium inszeniert, hat nun doch arge Zweifel, ob sich der Kauf auch lohnt. Und auf der anderen Seite werden immer wieder Bedenken laut, ob AAMG überhaupt ein seriöser Käufer wäre – schließlich ist das Unternehmen, wie oben erwähnt, in der Branche unbekannt, und auch über die Geldgeber von AAMG fehlt die Klarheit.

Bankgarantie fehlt wohl immer noch

So schreibt der Luftfahrt-Fachdienst FlightGlobal, dem Insolvenzverwalter von Lilium liege trotz des Treuhandvertrags immer noch nicht die erforderliche Bankgarantie von AAMG für die Übernahme vor. FlightGlobal geht zudem davon aus, dass AAMG den Vertragsentwurf bereits seit mehreren Wochen vorliegen hat, sodass die Insolvenzkanzlei über Zeitpunkt und Inhalt der Veröffentlichung rätselt.

Und die „Wirtschaftswoche“ widmet sich in einer aktuellen Hintergrundgeschichte ebenfalls den Übernahmeplänen. Darin heißt es, es sei bereits der zweite Versuch AAMG bzw. dessen Vorgänger Ambitious Group, Lilium zu übernehmen. Der erste sei im Dezember abgeblasen worden, kurz bevor dann die Mobile Uplift Corporation als vermeintlicher Retter erschien , Lilium zwei Monate später aber wieder Insolvenz anmelden musste. Womöglich auch deswegen spreche der Insolvenzverwalter aktuell weiter mit anderen Kaufinteressenten, so das Magazin.

Fürs Verständnis zudem wichtig: Ein Käufer von Lilium, egal ob es sich nun um AAMG handelt oder ein anderes Unternehmen, wird würde bei weitem keine arbeitsfähige Firma übernehmen, da sämtliches Personal entlassen wurde.Es geht vielmehr nur um die Restbestände aus Anlagen, Geräten und intellektuellem Eigentum wie Patenten. Die Firma müsste erst wieder mühsam aufgebaut. AAMG gibt an, ca. 300 Mitarbeiter einstellen zu wollen.

Quelle: Pressemitteilung per E-Mail, flightglobal.com, wiwo.de

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