USA: Erste Hersteller nehmen E-Auto-Modelle vom Markt
Der Acura ZDX hatte dann nur ein sehr kurzes Leben: Die Honda-Marke hat das Modell erst im August 2023 vorgestellt und seit Anfang 2024 an Kunden ausgeliefert. Bei dem E-SUV handelt es sich aber nicht um eine Eigenentwicklung, sondern um eine Kooperation mit General Motors. Sowohl der Honda Prologue als auch der Acura ZDX basieren auf der Ultium-Elektroauto-Plattform von GM und werden auch von dem US-Autobauer hergestellt. Bisher zumindest.
Die Fertigung der ZDX-Stromer des Modelljahres 2026 sollte diesen Monat im GM-Werk Spring Hill Assembly in Tennessee beginnen, wurde aber eingestellt, wie Honda mit Verweis auf „Marktbedingungen“ bestätigte. Der Honda Prologue soll weiterhin gebaut werden, aber nicht in Spring Hill, sondern in Mexiko. In dem Werk in Tennessee wird unter anderem der Cadillac Lyriq ebenfalls auf Basis der Ultium gefertigt.
Wie der US-Sender CNBC berichtet, hat Honda seit der Markteinführung 2024 insgesamt rund 19.000 Exemplare des ZDX verkauft, davon 11.000 im laufenden Jahr. „Der ZDX hat eine wertvolle Rolle für die Marke Acura gespielt und wird eine Grundlage bilden, auf der wir im nächsten Jahr mit der Einführung des vollelektrischen Acura RSX aufbauen werden, der in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 im EV Hub in Ohio produziert wird, sowie mit den derzeit in der Entwicklung befindlichen Hybrid-Elektro-Acura-Modellen“, so die Sprecherin.
GM wollte sich gegenüber CNBC nicht zu der Entwicklung äußern. Dem Sender liegt aber eine GM-interne Mitteilung an die Beschäftigten des Werks vor. Darin soll es heißen, dass man die Produktion aufgrund der Nachfrage anpasse, nicht etwa wegen der Beziehung zu Honda oder der Qualität der Produkte. „Wir pflegen eine enge Beziehung zu Honda, die wir über viele Jahre aufgebaut haben, und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Honda bei zukünftigen Projekten“, zitiert CNBC aus dem Schreiben. „Hondas Entscheidung sagt nichts über die Fähigkeiten der Belegschaft in Spring Hill oder das Engagement von GM für Spring Hill aus.“ Das Ende der ZDX-Produktion soll keine Auswirkungen auf die Beschäftigung in dem Werk haben.
Das zweite Elektromodell, das in den USA keinen Modelljahrgang 2026 erhalten wird, ist der Nissan Ariya. „Nissan unterbricht die Produktion des MY26 Ariya für den US-Markt und verteilt die Ressourcen neu, um die Markteinführung des brandneuen 2026 Leaf zu unterstützen, der den niedrigsten Einstiegspreis aller derzeit in den USA erhältlichen neuen Elektrofahrzeuge haben wird“, erklärte ein Sprecher.
Das US-Portal InsideEVs schreibt klar und deutlich, dass der aus Japan importierte Ariya „bereits zu teuer war und angesichts der eingeführten Zölle und der Emissionskürzungen auf Bundesebene gibt es keinen Grund mehr, ihn zu behalten“. Vom Markt verschwinden wird das SUV-Coupé aber nicht: Laut dem Sprecher wird das Modell in den USA über den Lagerbestand des Modelljahres 2025 verfügbar bleiben. Und bisher ist auch nur die Entscheidung getroffen, kein Modelljahr 2026 für den US-Markt zu produzieren. Sollte der Markt wieder anziehen, könnte Nissan wieder ein Modelljahr 2027 planen – hier ist noch keine Entscheidung getroffen. Das Aussetzen des Modelljahres 2026 betrifft auch nur die USA aufgrund der dortigen Situation, global wird das Modell weiter angeboten.
Mit den Entscheidungen von Nissan und Acura wirft die kommende Entwicklung am US-Markt ihre Schatten voraus: Ende September läuft bekanntlich die US-Steuergutschrift für E-Autos auf Bestreben der Republikaner vorzeitig aus. Daher erwarten Marktbeobachter für diesen Monat noch eine steigende Nachfrage, weil Kunden die Förderung noch mitnehmen wollen. Im vierten Quartal dürfte dann der übliche Einbruch nach dem Ende einer Förderung kommen. Wie sich die Nachfrage 2026 entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Es ist aber möglich, dass gerade weitere Nischen-Modelle vom Markt genommen werden könnten.
cnbc.com, insideevs.com (beide Acura ZDX), insideevs.com, electrek.co (beide Nissan Ariya)
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