Schweiz will 2030 Verkehrsinfrastruktur-Steuer für E-Autos einführen

Der Schweizer Bundesrat plant, im Jahr 2030 eine neue Steuer für Halter von Elektroautos zu etablieren, die der Verkehrsinfrastruktur zugutekommen soll. Sie soll Einnahmeausfälle bei der Mineralölsteuer kompensieren. Aktuell werden dafür zwei verschiedene Varianten diskutiert.

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Bild: Energie 360°

Die Schweiz will Halter von Elektroautos perspektivisch stärker zur Kasse bitten. Wurde zum 1. Januar 2024 bereits die Befreiung von der Automobilsteuer aufgehoben, bei der Neuwagenkäufer einmalig vier Prozent auf den Importpreis eines Fahrzeugs bezahlen müssen, so soll 2030 eine neue Abgabe hinzukommen, die noch keinen Namen hat, aber der Finanzierung der Straßen dienen soll.

Mit der künftigen Abgabe will der Schweizer Bundesrat, wie die Regierung der Schweiz heißt, Einnahmeausfälle bei der Mineralölsteuer kompensieren, die durch den steigenden Anteil von Elektroautos in dem Land schon entstanden sind bzw. entstehen werden. Denn die größte Einnahmequelle für die Straßeninfrastruktur der Schweiz ist nicht etwa die Maut-Vignette, die Urlaubern bestens bekannt ist, sondern die Mineralölsteuer.

Mit der Mineralölsteuer werden der Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) und die Spezialfinanzierung Strassenverkehr bezahlt. Rund die Hälfte der Mineralölsteuer (Grundsteuer) fließt zudem in die allgemeine Bundeskasse. „Heute leisten Halterinnen und Halter von Elektrofahrzeugen keinen entsprechenden Beitrag“, heißt es dazu vom Schweizer Bundesrat, der es an der Zeit sieht, auch E-Fahrzeug-Fahrer zur Kasse zu bitten, wenn auch erst ab 2030.

Da die Straßeninfrastruktur durch jene finanziert werden soll, die sie nutzen, sieht der Bundesrat den entsprechenden Handlungsbedarf. Nun sollen zwei verschiedene Berechnungsmodelle überprüft werden

  • Variante nach Fahrleistung: Dabei müsste der Fahrzeughalter eine Abgabe basierend auf den in der Schweiz gefahrenen Kilometern zahlen. Der Tarif pro Kilometer richtet sich nach der Fahrzeugart und dem Fahrzeuggesamtgewicht – je schwerer, desto höher der Tarif. Durchschnittlich beträgt der Tarif für ein Auto 5,4 Rp./km.
  • Variante nach Ladestrom: Eine Steuer wird auf den Strom erhoben, der zum Laden des Elektrofahrzeugs in der Schweiz verwendet wird. Besteuert wird die Menge Strom, die zur Ladesäule geht. Die Steuer wird sowohl bei öffentlichen wie privaten Ladestationen erhoben. Der Tarif beträgt 22,8 Rp./kWh und gilt unabhängig von der Fahrzeugart.

Beide Varianten eint, dass ein neues bürokratisches Monstrum geschaffen würde. Bei der ersten Variante nach Fahrleistung müssten technische Möglichkeiten geschaffen werden, die Laufleistung eines Fahrzeugs innerhalb der Schweiz zu erfassen. Bei der zweiten Variante wäre hingegen kniffelig, dass nicht nur öffentliche Ladevorgänge analog zum Tanken eines Verbrenners an der Zapfsäule erfasst werden müssten, sondern auch Ladevorgänge an privaten Ladestationen.

Aktuell ist die Besteuerung von Elektroautos in der Schweiz ziemlich unübersichtlich, schließlich gibt es neben der oben erwähnten Automobilsteuer und einer möglichen künftigen Infrastruktursteuer auch die sogenannte Motorfahrzeugsteuer. Diese wird aber nicht landesweit einheitlich erhoben wie die deutsche Kfz-Steuer, sondern von den unterschiedlichen Kantonen. Manche Kantone gewähren dabei Befreiungen für Elektroautos, manche Rabatte. Perspektivisch sollen die Vergünstigungen für E-Autos aber bei dieser Steuer in den nächsten Jahren auslaufen, damit es zu keinen Einnahmeausfällen kommt.

Unterdessen zeichnet sich aber auch eine neue Regelung ab, die von Vorteil für die Elektromobilität ist: Ziel ist es dabei, Elektro-Nutzfahrzeuge bis 4,25 Tonnen weitgehend den herkömmlichen Lieferwagen bis 3,5 Tonnen gleichzustellen. Zwar dürfen solche Fahrzeuge seit April 2022 bis zu 750 Kilogramm schwerer sein, um das Mehrgewicht durch die Hochvoltbatterien auszugleichen. Allerdings gelten für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen bislang zusätzliche Anforderungen wie die Fahrtenschreiberpflicht und ein Tempolimit von 80 km/h auf Autobahnen, was nun beides entfallen soll. Auch Schilder mit Lkw-Verbot sollen künftig für Elektro-Transporter bis 4,25 Tonnen nicht mehr gelten.

admin.ch, foodaktuell.ch (E-Nutzfahrzeuge)

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28 Kommentare

zu „Schweiz will 2030 Verkehrsinfrastruktur-Steuer für E-Autos einführen“
ID.alist
29.09.2025 um 11:45
a) Steuerbefreiung für E-Autos als Fördermaßnahme hat man am Anfang gebraucht. b) Eine komplette Steuerbefreiung für E-Autos ist nicht tragbar.Aber 22Rp/kWh, das ist heftig.Wäre interessant zu wissen wie aktuell Strom besteuert wird.
Mark Müller
29.09.2025 um 12:54
Im Moment wird mein Strom primär mit der Mehrwertsteuer von 8.1% besteuert. Darüber hinaus sind in der Schweiz solche Steuern meist zweckgebunden. Aktuell gibt es einen sogenannten Netzzuschlag von 2.3 Rappen/kWh zur Förderung von Energiewende-Massnahmen. Nebst der üblichen Netzgebühr (SwisGrid) zahlen wir aktuell noch einen Zuschlag für die Vergeltung der Winterreserve von 0.23 Rappen/kWh.
h
30.09.2025 um 08:39
und den eingespeisten Solarstrom wird als Einkommen versteuert, ohne die Anlage vorher zu amortisieren. Freuen wir uns an der Förderung der CO2 Produktion und dem warmen Wetter
Martin Streitl
05.10.2025 um 11:40
Ja das geht nicht .Für mich und hoffentlich für alle anderen Menschen in der Schweiz ist eine Verursacher gerechte Abgabe nötig und auch Richtig. Pro Km einen Betrag abhängig von Gewicht und Leistung. Der km Stand kann via SIM ausgelesen werden oder eine Selbst Deklaration via Steuerformular. Schon lange sollten wir für Tunnels eine Gebühr erheben, hier in Norwegen wird das gemacht bis die Baukosten, Revision bezahlt ist. Allen einen schönen Tag.
Ebikethoemmel
29.09.2025 um 12:51
Strom wird aktuell mit gut 8% Mehrwertsteuer belastet. Schade finde ich, dass nicht Varianten berücksichtigt wurden, die auf bereits bestehenden Inkassomechanismen fussen. Da wäre z. B. eine teurere Autobahnvignette oder eine Anpassung der bereits erhobenen Motorfahrzeugsteuer denkbar.
Mark Müller
29.09.2025 um 13:02
Solche einmalige Beträge berücksichtigen weder den tatsächlichen Gebrauch der Infrastruktur, noch das Gewicht des Fahrzeugs und das wäre dann auch irgendwie unfair. Die aktuelle Mineralölsteuer ist da eben ein sehr zielgerichtetes Instrument, da es direkt vom Treibstoffverbrauch (und somit Strecke, Gewicht, Verbrauch) gesteuert wird. So oder so gehe ich davon aus, dass es langfristig Richtung 'road pricing' geht. Da müsste man dann sowieso wissen, welches Fahrzeug welche Strecke gefahren wird. Typischerweise erfasst man das dann über Kameras, welche die Autonummer lesen. Das geschieht in vielen Ländern ja heute schon für Autobahn- und Tunnelgebühren.
Steff
02.10.2025 um 21:43
Die Autobahn-Vignette ist auch eine einmalige Abgabe ohne Berücksichtigung des tatsächlichen Gebrauchs der Infrastruktur, noch des Gewichts des Fahrzeuges...
Anjinsan
29.09.2025 um 14:55
Unglücklicher Zeitpunkt dieser Kommunikation seitens der Politik, das nimmt dem soeben angefangenen Hauch aus den Segeln der BEV Verkäufe in der Confederatio Helvetica.
BauRi
29.09.2025 um 15:01
Mineralölsteuer anheben, mehr braucht es nicht.
Stuker Walter
29.09.2025 um 16:11
Zuerst sollte die Autosteuer im ganzen Land einheitlich sein.Am einfachsten ist die km Besteuerun .Ende jahr Foti vom Zähler an Astra und fertig,mit jedem eingelösten Fahrzeug
Der Beobachter
29.09.2025 um 21:43
Und was ist mit den Auslandskilometern? (Wie schon im Text amgemerkt.) So einfach ist es nämlich nicht. Prinzipiell bin ich für eine Besteuerunng, fahre selber zwei Tesla. Ich frage mich nur, wie das vernünftig umgesetzt werden soll. Strassengebühr ist korrekt, aber die Umweltschäden eines Verbenners sid ungleich grösser. Da sollte es schon Unterschiede geben.
Frank
29.09.2025 um 21:42
Also ist die Nutzung eines Juice Booster in der Schweiz bald „Schwarzladen“?
Lanzu
30.09.2025 um 09:58
Aus diesem Grund halte ich die Lösung über Energiemenge für schwierig umzusetzende Maßnahme. Die Stromabnahme nur an gemeldeten Wallboxen, die einen eigenen Zähler brauchen, macht es total bürokratisch. Alleine wenn man mit Ladeziegel einmalig irgendwo lädt, würde das nicht erfasst und wäre potentiell Steuerbetrug.Sinnvoll wäre eine allgemeine Gebühr nach km, aber auch das ist alles andere als trivial einzuführen. Kilometerstände reichen nicht aus. Zum einen haben diese das Problem der Manipulation, aber daneben müssen Entfernungen im Ausland abgezogen werden.Das wird nicht einfach, wie der Artikel mit dem "bürokratischen Monster" auch richtig feststellt.
martin g.
29.09.2025 um 23:01
D.h. danach folgt dann nocg eine Steuer auf Wärmepumpen, da ja steuern auf Öl und Gaseinnahmen entfallen? Und auch auf Wärmedämmsysteme und gut Isolierte Fenster, da ja auch hier Öl und Gas eingespart wird? Und was ist mit Dusch Sparbrausen? Die soaren ja wasser ein und somit seuern.Usw.:-)
Theodor
30.09.2025 um 09:27
Habe ich ganz vergessen. Mit E-Autos müssen Straßen ja nicht mehr gebaut und gewartet werden. Dann braucht es natürlich die Steuer eigentlich nicht.
Thomas Fath
30.09.2025 um 07:32
Wenn das die Reiche mitbekommt, führt sie das in Deutschland auch ein und senkt gleichzeitig die Mineralölsteuer.
Micha
30.09.2025 um 08:53
Totaler Schwachsinn weil die E Autos über die viel zu teuren Strompreise an den Ladesäulen bereits einen hohen Betrag durch enthaltene Abgaben und Steuern sowie die Ertragssteuern leisten.
Mark Müller
30.09.2025 um 12:00
Was du so alles weisst - oder zu wissen glaubst! In der Schweiz zahlt der Verkehr die Verkehrsinfrastruktur, basta. Über zweckgebundene Sonderkassen, die bisher von einem grossen Anteil des Treibstoff-Preises alimentiert wurden. Temporär kann es mal Ausnahmen von diesem Prinzip geben, aber langfristig muss auch die Elektromobilität ihren Anteil zur Finanzierund der Verkehrsinfrastruktur leisten. Wenn mal alle elektrisch fahren, sowieso. Den Strom belastet der Staat 'nur' mit 8.1% Mehrwertsteuer, aber die ist für andere Zwecke vorgesehen.
Steff
02.10.2025 um 21:31
Falsch. Der Verkehr bezahlt, auch in der Schweiz, keineswegs seine Kosten selber. Die Strasseninfrastruktur der Gemeinden finanziert sich ausschliesslich aus ordentlichen Steuereinnahmen!!!
Mark Müller
03.10.2025 um 13:25
Fast richtig. Aber das heisst ja dann nur, dass die sehr hohen Mineralölsteuern noch nicht einmal die ganze Verkehrsinfrastruktur finanzieren. Und 'ausschliesslich' ist dann aber auch wieder ziemlich falsch, da es für Gemeindestrassen oft hohe Beiträge des Bundes und der Kantone gibt.
Steff
04.10.2025 um 16:05
Der Verkehr bezahlt sich nie selbst (basta). Die Umwelt- und Gesundheitskosten fehlen immer (24 Mrd). Die Strassenkosten alleine betragen 8,5 Mrd. Die Mineralölsteuer Einnahmen betragen 9Mrd. Allerdings werden davon nur 50% zweckgebunden verwendet. Das schweizer System ist maximal verwirrend. Die fehlenden Mrd werden über Abgaben und Steuern gedeckt. Die grösste Belastung der Strassen kommt von den LKWs. Diese leisten aber einen vergleichsweise geringen Beitrag (1,8 Mrd) über die LSVA.
Julian Manz
30.09.2025 um 10:54
Bin immer amüsiert davon, wenn Elektrofahrer mir vorschwärmen, wie viel günstiger sie fahren würden. Also so 1-2c/km gegenüber dem Diesel...und der Preisvorteil fußt nur darauf, dass Diesel so hoch besteuert wird. Da lohnt es sich doch, dass man einen hohen Aufpreis fürs Elektroauto zahlen...sowas kommt sicherlich in Deutschland auch irgendwann. Wenn ich irgendwann mal umsteige, ist jedenfalls klar, dass die Wallbox nicht angemeldet wird.
Mark Müller
30.09.2025 um 12:02
Nur ein ziemlich doofer Staat wird es nicht bemerken, wenn ein angemeldetes BEV kaum Strom braucht.
Urs Ferrario
30.09.2025 um 14:17
Zum Glück werden wir Schweizer darüber abstimmen können. Es gibt eine viel bessere Alternative zu diesen beiden Vorschlägen: Road Pricing. Dann können sich auch alle Grenzgänger und alle Autofahrenden, die die Schweiz auf dem Weg nach Süden (oder Norden) durchfahren, an den Kosten für die Infrastruktur beteiligen.
Anjinsan
30.09.2025 um 18:11
Bravo, gute Idee, die nennen wir dann PLVA Pauschale Leichtverkehrs-Abgabe und dann ist auch das Thema vom Tisch mit der Besteuerung des Transitverkehrs. Machen wir sie gleich so, dass die Kantonale Verkehrssteuer und Haftpflichtversicherung auch gleich enthalten ist, dann ist eine ehrliche Leistungsabhängige Verteilung endlich gegeben und alle Benutzer zahlen Leistungsbezogen. :-)
Peter
30.09.2025 um 19:43
Eine Abgabe pro gefahrenen km wäre durchaus nachvollziehbar, dies aber für ALLE Fahrzeuge, unabhängig von der Antriebsart. Wenn jemand meint, von der gezahlten Mineralölsteuer bleibe auch nur ein Rappen für den Straßenbau übrig, nachdem man die Kosten für Umwelt und Klima abgezogen hat, dann irrt er gewaltig. Man darf heute getrost 300 CHF pro Tonne CO2 als Klimafolgekosten ansetzen, damit ist die ganze Mineralölsteuer bereits "aufgebraucht".
Zwirchmayr
01.10.2025 um 06:15
Habe ich richtig gelesen? 22,8 Rp./kWh, das macht ein E-PKW komplett unwirtschaftlich, da der Ladestrom jetzt schon zu hoch ist. Bei der KM-basierten Variante müsste die derzeitige fällige Maut aufgehoben werden, da man sonst 2 x Gebühren für die gleiche Sache verlangen würde, und ich glaube nicht, dass es rechtlich konform ist.Es wurde schon so oft die Mineralölsteuer erhöht, unter dem Deckmantel Ökologie und Umwelt, und in Wirklichkeit wurde es für Steuerlöcher verwendet, und ist dann Infrastruktur.
Ulrich Meier
02.10.2025 um 18:52
Erst kann es vielen nicht schnell genug gehen, von fossilen Treibstoffen wegzukommen, und nun wird die E - Mobilität durch Preiserhöhungen und neue Steuern ausgebremst Als ob die Kaufpreise für E - Autos nicht auch schon ohnehin viel zu hoch sind. Hoffentlich macht das nicht in Deutschland und anderen Ländern Schule, sonst wird wieder mehr Benzin und Diesel gefahren; der Klimawandel wird es danken .

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