Norwegens Regierung will E-Autos Steuer-Privilegien streichen
Norwegens Regierung hat einen Etatentwurf vorgelegt, der große Änderungen bei den E-Auto-Steuervergünstigungen vorsieht: Statt weiter für rein elektrische Autos bis zur Marke von 500.000 Norwegischen Kronen (rund 42.500 Euro) die Mehrwertsteuer zu erlassen, soll dieses Privileg ab dem 1. Januar 2026 nur noch bis zur Marke von 300.000 NOK (rund 25.500 Euro) gelten. 2027 will die Regierung die Mehrwertsteuer-Befreiung für Elektroautos dann vollständig abschaffen.
„Wir hatten das Ziel, dass bis 2025 alle neuen Personenkraftwagen elektrisch sein werden, und mit einem Elektroauto-Anteil von 95 Prozent in diesem Jahr können wir sagen, dass dieses Ziel in der Praxis erreicht wurde. Daher ist es an der Zeit, die Vorteile auslaufen zu lassen“, sagt Finanzminister Jens Stoltenberg (Arbeitspartei). Die Mehrwertsteuerbefreiung sei eines von mehreren Instrumenten zur Elektrifizierung des Fahrzeugbestands und habe dazu beigetragen, dass Norwegen einen höheren Anteil an Elektroautos hat als jedes andere Land. Da mittlerweile fast alle neuen Pkw elektrisch sind, sei die Befreiung praktisch zu einer allgemeinen Förderregelung für den Autokauf in Höhe von 17,5 Milliarden NOK geworden, so Stoltenberg. Und: „Es ist weder gut für die Umwelt noch für die Staatsfinanzen, den Kauf neuer Personenkraftwagen gegenüber anderen Konsumgütern zu fördern. Wir schlagen daher vor, die Förderung zunächst zu reduzieren und dann ganz einzustellen. Dies gibt uns die Möglichkeit, der Senkung anderer Steuern und Gebühren Priorität einzuräumen.“
Die Änderung soll auch schon für Fahrzeuge gelten, die bereits bestellt wurden, aber erst im Jahr 2026 ausgeliefert werden. Die Mehrwertsteuer in Norwegen beträgt 25 Prozent. Wird der Regierungsvorschlag eins zu eins umgesetzt, würde sich die Steuer für die etliche Elektroautos bereits im Januar um 50.000 Kronen (rund 4.250 Euro) erhöhen – und im Jahr 2027 um weitere 75.000 Kronen (rund 6.375 Euro). In diesem Beispiel ist ein Fahrzeug für 500.000 Kronen veranschlagt, bei dem nur noch 300.000 NOK steuerfrei sind und bei dem auf die restlichen 200.000 NOK dann die Mehrwertsteuer von 25 Prozent anfällt. So ergeben sich die 50.000 NOK Steuern. Gibt es gar keine Befreiung mehr, müssen auch die anfänglichen 300.000 NOK mit 25 Prozent besteuert werden, was die 75.000 Kronen ergibt.
Parallel will die Regierung übrigens auch Verbrenner höher besteuern – um 20.000 bis 30.000 NOK (rund 1.700 bis 2.550 Euro), damit „die Anreize zum Kauf emissionsfreier Autos auch bei einer Kürzung der Subventionen erhalten bleiben“, so die Regierung. Noch muss der Haushaltsentwurf allerdings durchs Parlament. So muss die Arbeiterpartei, die in Norwegen seit Anfang des Jahres alleine eine Minderheitsregierung stellt, mit der Zentrumspartei, SV, Rot und MDG verhandeln, um eine Mehrheit zu erreichen.
Kritik an den Plänen kommt erwartungsgemäß vom norwegischen Elektrofahrzeugverband: „Das ist eine größere Steuererhöhung, als Autos mit fossilen Brennstoffen jemals erhalten haben, und eine schrecklich schlechte Klimapolitik“, moniert Christina Bu, Generalsekretärin des norwegischen Elektrofahrzeugverbands. „Es ist ein unverantwortlicher Vorschlag, der die Geldbörsen aller Menschen treffen wird, die ein Auto brauchen. Dies wird auch die Preise für Gebrauchtwagen erhöhen und die Finanzen normaler Familien beeinträchtigen, die im Alltag ein Auto brauchen und eine umweltfreundliche Entscheidung treffen wollen.“
Bu sieht auch das Erfolgsmodell Norwegens in Gefahr: „ Der Automarkt reagiert extrem empfindlich auf Steueränderungen. Plötzliche und gravierende Änderungen bereiten mir Sorgen, dass sich wieder mehr Menschen für Autos mit fossilen Brennstoffen entscheiden werden, und ich denke, alle sind sich einig, dass wir nicht dorthin zurückkehren wollen.“ Es sei völlig klar, dass „wir irgendwann die volle Mehrwertsteuer auf Elektroautos erheben, aber die Einführung sollte schrittweise erfolgen und rechtzeitig angekündigt werden. Dies hier ist weder schrittweise noch früher angekündigt“.
Die aktuell noch geltende Mehrwertsteuer-Befreiung von E-Autos verlängerte Norwegen übrigens noch Ende 2024, während das Land seinerzeit gleichzeitig die Steuern für Verbrenner und Plug-in-Hybride anhob: Bei Plug-in-Hybriden ging es im Schnitt um über 45.000 NOK (rund 3.850 Euro) rauf, bei allen anderen Autos mit Verbrennungsmotoren um durchschnittlich 14.500 NOK (rund 1.240 Euro). Damit wurden die ohnehin in Norwegen stark rückläufigen Verkäufe von nicht bzw. nicht vollständig elektrifizierten Autos noch unattraktiver. Ihr Anteil an den Zulassungen liegt seit Monaten im niedrigen einstelligen Bereich. Reine Elektroautos erreichten dagegen beispielsweise im September einen Marktanteil von 98,3 Prozent.
regjeringen.no, elbil.no (Statement des norwegischen Elektrofahrzeugverbands), elbil.no (alle auf Norwegisch)





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