Q3-Zahlen: Tesla wieder auf Wachstumskurs – aber wie nachhaltig?
Tesla gibt sich in seinem neuesten Geschäftsbericht gestärkt, ohne Tamtam und um Kontinuität bemüht. Wer auf Produktnews spekuliert hat, wird zwar enttäuscht, dafür legen die Texaner Zahlen vor, die die Anleger zufriedenstellen dürften: Der Umsatz schnellte im dritten Quartal 2025 auf 28,1 Milliarden Dollar hoch – neuer Rekord auf Quartalsbasis und 12 Prozent über dem Vorjahr. Interessanterweise tragen zu dieser Summe inzwischen nicht mehr nur die Autos bei, sondern zunehmend auch Teslas Energiegeschäft, Ladebusiness und sonstige Services. Betrachtet man den Automotive-Bereich isoliert, hat Tesla einen Umsatz von 21,2 Milliarden Dollar (+6% YoY) erwirtschaftet. Kein Rekord: Im Q2/2023 ging es schon einmal etwas höher hinaus.
Dass Teslas Wachstum fragil ist und noch nicht an die glorreichen Zeiten heranreicht, zeigt auch der Blick auf Gewinn und Marge: Mit unter dem Strich 1,37 Millionen Dollar GAAP-Überschuss und 5,8 Prozent operativer Marge stabilisiert sich Tesla zwar im Jahresverlauf weiter. Aber auf verhältnismäßig bescheidenem Niveau und 37 Prozent unterhalb des Vorjahres-Gewinns. Von Quartals-Überschüssen jenseits der 2 oder 3 Milliarden Dollar – wie in der Erfolgsphase der 2021er und 2022er Quartale – oder Margen im zweistelligen Bereich ist der US-Elektroautobauer aktuell weit entfernt.
Hohe operative Ausgaben schmälern den Gewinn
Als Gründe führt Tesla unter anderem steigende operative Ausgaben, die Zölle, höhere Durchschnittskosten pro Fahrzeug („wegen geringerer Fixkostendeckung für bestimmte Modelle“) und verhältnismäßig wenige Einnahmen durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten („regulatory credits“) auf. Letztere beliefen sich zwischen Juli und September auf „nur“ 417 Millionen Dollar, in einigen Vorquartalen fiel dieser verlässliche Posten teils doppelt so hoch aus.
Was Tesla im dritten Quartal ohne Zweifel gelungen ist, sind hohe Auslieferungszahlen: Mit dem Rekordwert von 497.099 verkauften Elektroautos in Q3 hatte Tesla Anfang des Monats positiv überrascht. Dazu baute das Unternehmen 447.450 Elektroautos. Damit liegt Tesla endlich wieder über den Vorjahreswerten, sprich: im Wachstumsbereich. Gleiches gilt für das Energiegeschäft mit installierten 12,5 GWh (+81% YoY) und das Ladegeschäft mit 3.500 neuen Supercharger-Ladestationen (+18% YoY).
Volumenmodelle sorgen im Alleingang für Umsatz
Bei den Fahrzeugen fällt unterdessen auf, dass die Bedeutung der großen Modelle quasi auf konstant niedrigem Niveau bleibt. Mit 435.826 gebauten und 481.166 ausgelieferten Model 3/Y entfiel in Q3 die überwiegende Mehrheit (wie gehabt) auf die beiden Mittelklasse-Modelle. Die „anderen“ Baureihen, also das Model S, Model X und vor allem der Cybertruck, stehen mit 11.624 produzierten und 15.933 ausgelieferten Einheiten in der Bilanz. Ihre Bedeutung bleibt marginal.
Interessant ist natürlich die Frage, worauf die guten Verkaufszahlen fußen: Die überarbeiteten Volumenmodelle? Die größere Variantenauswahl durch das Model Y Performance oder die neue Lang-Version des Model Y in China? (Wichtig: Die Verkäufe der abgespeckten Model 3 und Model Y Standard werden erst im vierten Quartal wirksam). Oder schlicht die auslaufende Förderung in den USA, die zu vorzeitigen Käufen geführt hat, was sich mit einer Verkaufsflaute im vierten Quartal rächen dürfte? Tesla selbst äußert sich dazu mit keiner Silbe.
Starkes US-Geschäft – dank Einmaleffekt?
Dass die gestrichene Steuererleichterung in den USA aber zumindest einen Teil des Verkaufsvolumens erklärt, dafür spricht eine sonst im Tesla-Geschäftsbericht eher wenig beachtete Statistik: Tesla veröffentlicht Quartal für Quartal den Marktanteil seiner Fahrzeuge nach Weltregion. Während dieser in Europa und China binnen eines Jahres von grob 2,5 auf 2 Prozent gefallen ist – Tendenz sinkend – ist der Marktanteil in den USA im vergangenen Quartal gegen den allgemeinen Trend auffällig gestiegen: auf 3,5 Prozent. Auch wenn es sich um relative Werte handelt, legen die Kurvenverläufe nahe, dass Tesla in den vergangenen drei Monaten speziell in den USA gute Geschäfte gemacht hat, wohl eines Einmaleffekts sei Dank. Abschließend lässt sich die Absatzdynamik aber erst mit den kommenden Verkaufsstatistiken bewerten.
Was die kommenden Monate angeht, sind bei Teslas Modellpalette unterdessen keine großen Neuerungen zu erwarten. Man fokussiere sich auf „den Absatz eines differenzierten und effizient verwalteten Produktportfolios“ sowie auf „Kosten, Skalierung und zukünftige Monetarisierungs-Möglichkeiten durch Dienstleistungen, die auf unserer KI-Software basieren“, teilt das Unternehmen mit. Statt neuer Werke, sollen zudem die bestehenden Stätten besser ausgelastet werden. Klingt alles recht geerdet. Immerhin lehnt sich die Musk-Firma insoweit aus dem Fenster, als dass sie das Cybercab und den längst überfälligen E-Lkw Tesla Semi bestätigtermaßen 2026 in Serie bringen will.
Diversifikation als Schlüssel zur Stabilität
Eine ganze Passage im Geschäftsbericht Wert ist Tesla zudem der im dritten Quartal in Austin gelaunchte Robotaxi-Dienst. Dieser sei bereits erweitert und ein weiterer Ableger in der San Francisco Bay Area eingeführt worden, betont der Elektroautobauer. Als weitere News verkündet die Firma, seine Lithiumraffinerie in Texas zur Stärkung der eigenen Batterie-Lieferkette im Schlussquartal 2025 zu eröffnen und seine LFP-Fertigungslinien in Nevada Anfang 2026 anwerfen zu wollen.
Die Diversifizierung in diesem Bereich soll Tesla ebenso wie die Investitionen in KI, Software- und Flottenservices sowie Ladeinfrastruktur vom reinen Autoverkauf unabhängiger machen. Das Unternehmen strebt an, sich so gegenüber geopolitischer Unwegsamkeiten abzusichern, konkreter gegenüber „schwer abschätzbaren Auswirkungen der sich verändernden globalen Handels- und Steuerpolitik auf die Lieferketten der Automobil- und Energiebranche“. Auch die eigene Kostenstruktur und die Nachfrage habe man nicht gänzlich in der eigenen Hand. Der Hersteller will daher sein Kapital zusammenhalten und in kommender Zeit nur „umsichtige Investitionen“ tätigen, um Fahrzeug-, Energie- und andere zukünftige Geschäftsbereiche auf Wachstum auszurichten. „Die tatsächlichen Ergebnisse hängen jedoch von verschiedenen Faktoren ab, darunter dem allgemeinen makroökonomischen Umfeld, der Beschleunigung unserer Autonomiebemühungen und dem Produktionsanstieg in unseren Werken.“
Tesla wäre aber nicht Tesla ohne zumindest einen Hauch von Großspurigkeit: „Wir glauben, dass wir dank unserer Größe und Kostenstruktur in der Lage sein werden, die sich weltweit verändernden Marktdynamiken effektiver zu bewältigen als unsere Mitbewerber“, heißt es aus der Firmenzentrale, die vor allem ihr KI-Knowhow als Wettbewerbsvorteil ins Feld führt und wiederholt: „Jedes heute ausgelieferte Tesla-Fahrzeug ist auf Autonomie ausgelegt.“ Verkaufsziele für das vierte Quartal oder das kommende Jahr, wie sie Tesla früher gern fixiert hat, sucht man unterdessen bereits seit einigen Quartalen vergeblich im Geschäftsbericht. Der Q3-Report bildet dabei keine Ausnahme.
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