Marktstart fraglich: Kia depriorisiert den EV4 in den USA
Während der Kia EV4 als klassischer Kompakter für den europäischen Markt vorbestimmt ist, sollte die Fastback-Version ein internationaler Erfolg werden – vor allem in den USA hätte sie dem Tesla Model 3, dem ewigen Bestseller in seinem Segment, in die Parade fahren können.
Ursprünglich hatte der koreanische Autobauer einen US-Marktstart der elektrischen Fließheck-Limousine angekündigt. Auf der New York Auto Show im April feierte das Modell sogar sein Nordamerika-Debüt. Doch seitdem haben sich die Marktbedingungen in den Vereinigten Staaten grundlegend verändert.
Der EV4 wäre in den USA teurer geworden
Zum einen wären da Präsident Trumps Strafzölle – da das EV4 Fastback im Gegensatz zum europäischen Schrägheck in Südkorea gefertigt wird, werden auf die importierten Fahrzeuge Zölle in Höhe von 15 Prozent fällig. Ursprünglich wollte Donald Trump den Südkoreaner sogar 25 Prozent aufhalsen, die beiden Staaten einigten sich Ende Juli im Rahmen eines Handelsabkommens aber auf eine Senkung.
Trotzdem würde das Fahrzeug für die US-Kunden deutlich teurer werden, als es vor dem Regierungswechsel erwartet worden war. Unter der Biden-Regierung galt nämlich noch das 2012 in Kraft getretene KORUS-Freihandelsabkommen. Dieses sah eine Zollbefreiung für koreanische Pkw auf dem US-Markt vor.
Das Ende der Subventionen hemmt die Nachfrage
Dazu kommt, dass die Steuergutschriften für Elektroautos zum 30. September ausgelaufen sind. Noch ist es zu früh für konkrete Zahlen, die Streichung dieser staatlichen Förderung dürfte aber eine deutliche Abkühlung des Marktes für vollelektrische Fahrzeuge zur Folge haben. Vor dem Ende des Programms gab es nochmal einen Run auf reine E-Autos, weshalb viele Interessenten erstmals bedient sein dürften.
Unter diesen Gesichtspunkten hat der US-Marktstart des EV4 für Kia erstmal keine Priorität mehr. Es kann gut sein, dass die Elektro-Limousine niemals ihren Weg zu den amerikanischen Kunden finden wird. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte diese Entscheidung gegenüber dem Medium InsideEVs: „Da sich die Marktbedingungen für Elektrofahrzeuge verändert haben, wird die Einführung der kommenden Elektro-Limousine EV4 bis auf Weiteres verschoben.“
Kia steht mit der Entscheidung nicht alleine da
Der Tesla Model 3-Konkurrent ist bei weitem nicht der einzige Stromer, der anders als ursprünglich geplant in den Vereinigten Staaten entweder gar nicht mehr oder erst deutlich später auf den Markt kommen wird. Volkswagens elektrische Mittelklasse ID.7 erging es beispielsweise ähnlich. Dem Nissan Ariya, der in den USA ohnehin hinter den Erwartungen zurückblieb, wurden Trumps Strafzölle auf Auto-Importe aus Japan zum Verhängnis. Nach nur drei Jahren soll das Modell dort aus dem Programm gestrichen werden.
Unter anderen politischen Bedingungen hätte das Kia EV4 Fastback auf dem US-Markt gute Karten gehabt – die attraktiv eingepreiste Limousine ist in einem der beliebtesten Segmente positioniert, sticht optisch aus der Masse heraus, bietet ein modernes Infotainmentsystem sowie viel Platz und spielt mit bis zu 633 Kilometern nach WLTP in Sachen Reichweite in seinem Segment ganz vorne mit.
Außerdem bietet er ein hohes Maß an Komfort, was die Schrägheck-Version in unserem Fahrbericht bewiesen hat. Attribute, die auf seinen in Korea und Europa sehr beliebten Technik-Bruder EV3 ebenfalls zutreffen. Auch das Kompakt-SUV sollte ursprünglich in den USA angeboten werden, aber auch wenn es um dessen US-Marktstart geht, scheint sich Kia umentschieden zu haben.





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