
Tesla Model Y Performance im Fahrbericht: Spagat zwischen Fahrspaß und Alltag
Wenn bei den sportlichen Top-Versionen eines Automodells ein Modellwechsel ansteht, gibt es eine Gewissheit – der Nachfolger übertrumpft seinen Vorgänger in Sachen Leistung. Das neue Tesla Model Y Performance tanzt da aus der Reihe. Nachdem die Amerikaner ihr volumenstärkstes Modell im Rahmen des „Juniper“-Facelifts umfangreich überarbeitet haben, wurde auch die sportlichste Variante des Mittelklasse-SUV einer Frischzellenkur unterzogen und Ende August auf den Markt gebracht.
Dabei überraschte es, dass auf dem Datenblatt plötzlich eine Spitzenleistung von 338 kW (460 PS) und nicht wie bisher 393 kW beziehungsweise 534 PS stehen. Tesla verspricht jedoch, dass das Modell dank des neuen Performance-Antriebsstrangs auf Dauer 16 Prozent mehr Drehmoment und 32 Prozent mehr Leistung bietet, während der Stromverbrauch gesunken ist.
In 3,5 Sekunden auf Tempo Hundert
Insgesamt stellen die beiden Motoren 741 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, beim Vorgänger waren es 660 Newtonmeter. Bereits wenige Tage nach der Markteinführung des neuen Model Y Performance hatte ich die Gelegenheit, die brandneue Speerspitze des Model Y-Programms im Alltag und auf der Langstrecke ausgiebig zu testen.
Dabei gab der Performance ein ausgewogenes Bild ab und zeigte wenig Schwächen. Man kann das aus der Brandenburger Gigafactory in Grünheide stammende SUV fast schon als „eierlegende Wollmilchsau“ bezeichnen, die den Spagat zwischen einem alltagstauglichen Komfort und bei Bedarf brachialen Fahrleistungen ausgesprochen gut schafft.
Der Sprint von Null auf Hundert nimmt laut Tesla nur 3,5 Sekunden in Anspruch. Wir haben nicht mit der Stoppuhr nachgemessen, die Beschleunigung beansprucht aber definitiv die Nackenmuskulatur der Passagiere. Vor allem Mitfahrer mit wenig E-Auto-Erfahrung sind von dem brachialen Durchzug beeindruckt. Mir nichts, dir nichts, steht die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h auf dem Tacho – bei der das Model Y auch noch überraschend satt auf der linken Spur liegt.
| Tesla Model Y Performance | |
|---|---|
| Antrieb | AWD |
| Leistung | 338 kW |
| Drehmoment | 741 Nm |
| Beschleunigung | 3,5 s |
| Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
| WLTP–Reichweite | 580 km |
| Batteriekapazität | 82 bis 84 kWh |
| Ladeleistung DC | 250 kW |
| Ladezeit DC 10-80% | 29 min |
| Preis | 62.970 Euro |
Dynamik trifft auf akzeptablen Restkomfort
Auch in flott genommenen Kurven neigt der hohe SUV-Aufbau kaum zu Wankbewegungen. Das Fahrwerk wurde im Vergleich zum Vorfacelift-Model Y spürbar verbessert. Trotz der sportlichen Ambitionen bleibt ein akzeptabler Restkomfort. Teslas aufgefrischter Bestseller ist bei weitem keine Sänfte, das Gehoppel des Ur-Model-Y gehört aber definitiv der Vergangenheit an.
Selbst Kopfsteinpflaster bringt das Chassis dank der adaptiven Dämpfer nicht aus der Fassung. Eine Schwäche haben die Ingenieure aber immer noch nicht in den Griff bekommen. Wenn Kopfsteinpflaster auf welligen Untergrund trifft, fühlt es sich an, als wenn sich das Fahrzeug aufschaukeln würde.
Insgesamt gibt dss Tela Model Y ein gutes Reiseauto ab, was auch an der deutlich besseren Geräuschdämmung liegt. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten bleibt es im Innenraum angenehm ruhig.
Überraschend mitteilungsfreudige Lenkung
Der Härtegrad der Lenkung ist dreistufig einstellbar – in der höchsten Stufe erfordert sie fast schon BMW-artige Bedienkräfte. Außerdem ist sie direkt ausgelegt und gibt für Elektroauto-Verhältnisse überraschend viel Feedback, wodurch bei Bedarf fast schon Sportwagen-Feeling aufkommt. Dazu kommt die kräftige Bremse mit einem Pedalgefühl, das weniger synthetisch als bisher wirkt – die Hardware des Autos vermittelt dem Fahrer ein sicheres Gefühl.
Was man von den Assistenzsystemen inklusive des Autopiloten nicht uneingeschränkt behaupten kann. Auch wenn sich Tesla gerne als Vorreiter in Sachen autonomes Fahren inszeniert, lassen einen die Assistenzsysteme mit gemischten Gefühlen zurück. Wenn der Autopilot aktiviert ist, hat man teils das Gefühl, das System könnte jeden Moment ein unberechenbares Manöver hinlegen.
Der adaptive Abstandstempomat funktioniert im Grunde zuverlässig und geschmeidig. Bei einer Autobahnabfahrt hat er aber für einen kleinen Schreckmoment gesorgt: Trotz der eindeutigen Beschilderung beschleunigte das Fahrzeug kurz vor der Kurve nochmal, obwohl ich bereits in die Eisen gestiegen war.






Trotz der hohen Leistung effizient
Die WLTP-Reichweite gibt Tesla für das neue Model Y Performance mit 580 Kilometern an. Auch wenn das auf der Autobahn nicht wirklich realistisch ist, ist die Sportversion des SUV durchaus ein talentiertes Langstreckenauto. Trotz einer recht flotten Fahrweise reichte eine Akkuladung für die rund 300 Kilometer von Berlin nach Hamburg locker. Gestartet bin ich mit einem Ladestand von 90 Prozent und bei der Ankunft standen noch 15 Prozent auf dem Display.
Bei der Rückfahrt erhöhte ich das Durchschnittstempo dank einer freien Autobahn nochmals deutlich. Nachdem ich mit 95 Prozent in der Hansestadt gestartet war, rollte ich mit vier Prozent Rest-SOC an die Supercharger-Station auf dem EUREF-Campus in Berlin-Schöneberg. Nach den rund 700 Test-Kilometern stand ein Durchschnittsverbrauch von 19,6 kWh pro Hundert Kilometer auf dem Infotainment-Bildschirm.
Das ist zwar deutlich mehr als die Werksangabe von 16,2 kWh, angesichts des hohen Autobahnanteils und der recht hohen Geschwindigkeiten geht der Wert aber in Ordnung. Im Stadtverkehr unterbietet das SUV die Werksangabe sogar deutlich. Wenn man es sachte angehen lässt, sind hier um die 15 kWh drin.
Am Supercharger erreichte das Model Y Performance die werksseitig angegebene Peak-Ladeleistung von 250 kW nicht. Die Ladekurve erreichte mit 207 kW direkt bei 10 Prozent ihren Höhepunkt. Danach sackte sie in schnellen Schritten ab. Ab der 50 Prozent-Marke rutschte die Ladeleistung dann endgültig in den zweistelligen Bereich. Bei 80 Prozent lag sie dann noch bei moderaten 50 kW. Der Ladehub von 10 auf 80 Prozent nahm rund 32 Minuten in Anspruch. In der Zeit nahm die neue Batterie mit LG-Zellen insgesamt 62 kWh Strom auf.
Auch wenn dies durchaus langstreckentauglich ist, fällt die Lade-Performance des Model Y mittlerweile nur noch durchschnittlich aus. Daran ändert auch die jüngste Überarbeitung nichts. Einige Konkurrenten aus Asien bieten mittlerweile höhere Ladeleistungen und ermöglichen daher eine schnellere Weiterfahrt. Bestes Beispiel: Der als direkter Gegner des Tesla positionierte Xpeng G6, der nach seinem im Sommer vollzogenen Facelift zumindest theoretisch mit bis zu 451 kW lädt. Hier lesen Sie den Fahrbericht von dessen Performance-Variante.
Der Performance ist zu einem Hingucker avanciert
Die optischen Unterschiede zu den schwächeren Version des Model Y fallen zwar dezent aus – Teslas Design-Team rund um Franz von Holzhausen hat es bei dem Sportpaket bei einer dezent überarbeiteten Frontschürze, einem markanteren Heckdiffusor und einem kleinen „Entenbürzel“-Heckspoiler aus Carbon belassen. Und trotzdem hat das zu dem Zeitpunkt noch brandneue Model Y Performance bei unserer Testfahrt ziemlich viele Blicke auf sich gezogen. Angesichts des Image-Schadens, den Tesla aufgrund der politischen Verirrungen seines CEOs erlitten hat, war ich mir aber ehrlich gesagt nicht sicher, ob das Auto eher Begeisterung oder Missmut auslöst.
Zu der Aufmerksamkeit dürfte auch die 2.600 Euro Aufpreis kostende Farbe „Ultra Red“ beigetragen haben. Aber auch die 21 Zoll großen „Arachnid 2.0“-Leichtmetallräder schinden auf dem SUV ordentlich Eindruck. Da diese aber etwas über den Reifen hinaus stehen, dürften sie bei den meisten Laternenparkern nicht lange heile bleiben. Schon ein minimaler Kontakt mit dem Bordstein sorgt für hässliche Kratzer. Mit den großen Felgen, den schwarzen Akzenten und dem seidigen Rot kommt das Model Y-Design, das im Rahmen der „Juniper“-Überarbeitung seinen Kaulquappen-Charakter abgelegt hat, sehr gut zur Geltung. Die Performance-Variante wirkt nicht nur deutlich sportlicher, sondern vor allem hochwertiger als die anderen Versionen.
Die durchgehende Leuchtleiste an der Front liegt voll im Trend, sonderlich originell ist sie aber nicht. Auch wenn sie vom Cybertruck inspiriert wurde, wirkt das Modell so ziemlich chinesisch – der Xpeng G6 lässt grüßen. Und trotzdem lässt sie Teslas Mittelklasse-SUV, das optisch zuletzt deutlich in die Jahre gekommen war, deutlich moderner aussehen. Das eigentliche Highlight ist aber der hintere Leuchtstreifen bei Nacht. Durch die indirekte Beleuchtung entsteht ein warmes Licht, das dem Ganzen einen retrofuturistischen Touch gibt. Als wäre das Model Y Juniper einem Science Fiction-Film der Achtzigerjahre entsprungen.





Ein ordentlicher Sprung in Sachen Innenraum-Qualität
Das Cockpit ist gewohnt reduziert. Im Rahmen der Überarbeitung hat Tesla das Display von 15,4 auf 16 Zoll vergrößert und im Zuge dessen die Auflösung erhöht, vor allem bei Nacht wirkt es gestochen scharf. Der Touchscreen reagiert gewohnt flüssig, ohne jegliche Verzögerungen. Für die hinteren Passagiere gibt es seit der Juniper-Überarbeitung einen extra Bildschirm, über den beispielsweise die Klimasteuerung bedient wird.
Auch den Gang wechselt der Fahrer beim Model Y mittlerweile per Touch. Anfangs irritiert das etwas, man gewöhnt sich aber sehr schnell daran. Ähnlich sieht es bei folgender Funktion aus: Wenn man möchte, antizipiert das SUV bei Parkmanövern, ob man in der Situation den Vorwärts- oder Rückwärtsgang benötigt und legt diesen automatisch ein. Bevor man das Strompedal betätigt, sollte man sich nochmals vergewissern, ob die Software auch den richtigen Gang gewählt hat.
Das Interieur ist insgesamt eher dunkel gehalten, es wirkt aber durchaus stilvoll. Die Sitze bieten mit ihren hohen Wangen einen guten Seitenhalt und vermitteln einem das Gefühl, dass man fest eingepackt ist. Auf der Langstrecke machten sie trotzdem einen bequemen Eindruck. Cooles Detail: Die große Plakette mit Teslas Performance-Logo, die in die Sitzlehne integriert ist und dem Auto einen edlen Touch gibt. Carbon-Zierelemente und die Alu-Pedalerie runden das Performance-Make-up ab.
Qualitativ hat das Model Y Performance mit der Überarbeitung einen echt großen Sprung gemacht. Während man in den Innenräumen einiger europäischer Konkurrenten mittlerweile ganz deutlich den Einfluss der Rotstift-Abteilungen merkt, gibt es im überarbeiteten Model Y Performance aus der Gigafactory in Grünheide kaum etwas zu beanstanden. Das Interieur wirkt insgesamt solide und die Bauteile sind durch die Bank sauber eingepasst. Auch die einst doch recht günstig wirkende Materialauswahl ist weitestgehend passé.
Fazit
Dass Tesla das Model Y im Rahmen der „Juniper“-Überarbeitung an genau den richtigen Stellen optimiert hat, haben ja bereits diverse Tests gezeigt. Bei der Performance-Variante fallen die Verbesserungen in Sachen Fahrwerk und Qualität noch stärker auf – und aufgrund des höchsten Preises auch am meisten ins Gewicht.
Unter dem Strich muss man sagen, dass die Amerikaner mit dem neuen Model Y Performance einen gelungenen Allrounder auf die Räder gestellt haben. Er beeindruckt mit seiner Beschleunigung und macht insgesamt einen dynamischen Eindruck, gleichzeitig ist er aber auch ausreichend komfortabel und je nach Fahrweise überraschend sparsam. Vor allen Dingen hat er sich auch optisch gemausert und wirkt im Vergleich zum Vorgänger zumindest ansatzweise sportlich.
Dazu kommt Teslas konzerneigenes Ökosystem inklusive Ladenetzwerk, die das ohnehin schon gute Preis-Leistungs-Verhältnis nochmals verbessert. 62.970 Euro sind viel Geld, die Konkurrenten in der Leistungsliga sind aber großteils teurer. Zudem taugen sie oftmals nicht ohne Abstriche als Familien- oder Langstreckenautos.
Ob man sich für das Performance-SUV aus dem Hause Tesla oder einen der Konkurrenten entscheidet, bleibt letztlich auch eine Sache der persönlichen Haltung. Der Image-mäßige Tiefpunkt von Elon Musks Autobauer scheint aber ohnehin längst überwunden zu sein – nach einer monatelangen Durststrecke war das Model Y im September wieder das meistverkaufte Auto Europas, was angesichts des runden Gesamtpakets und der attraktiven Preise wenig verwundert.




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