Volkswagen entwickelt System-on-Chips in China

Der VW-Konzern hat Pläne für die Entwicklung seines ersten selbst entwickelten System-on-Chip (SoC) für intelligentes Fahren in China bekannt gegeben. Der Chip wird von Carizon, einem Joint Venture zwischen Cariad und Horizon Robotics, entwickelt.

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Bild: Volkswagen

Der neue SoC wird als zentrale Rechenplattform für die Fahrzeuge der nächsten Generation der Volkswagen Group in China dienen, wie das Unternehmen mitteilt. Der Chip wird für hohe Leistung und Energieeffizienz entwickelt und soll große Mengen an Sensordaten in Echtzeit verarbeiten, „um die Entscheidungsfindung und Sicherheit unter komplexen Fahrbedingungen zu verbessern“.

Der SoC mit einer Rechenleistung von 500 bis 700 Billionen Operationen pro Sekunde (TOPS) ist auf die komplexen Straßen- und Verkehrsbedingungen in China ausgelegt. Durch die Nutzung der Hardware- und Software-Expertise von Horizon Robotics in Verbindung mit den Systemintegrationsfähigkeiten von Cariad soll das Projekt Volkswagen eine leistungsstarke, energieeffiziente und kostengünstige ADAS- und AD-Plattform bieten, die auf den lokalen Markt zugeschnitten ist.

Der Konzern hat sein erstes automatisiertes Fahrsystem auf Basis eines solchen SoC auf der Auto Shanghai im April dieses Jahres vorgestellt. Es soll hochpräzise Fahrfunktionen bis Level 2++ bieten, die ganz auf Sicherheit ausgerichtet sind und den Weg für die Weiterentwicklung zu Level 3 und höher ebnen. Level 2 bietet sogenannte halbautomatische Fahrhilfen im Spektrum des automatisierten Fahrens (von L1 bis L5). Im Falle von 2++ gilt dies sowohl für Autobahn- als auch für Stadtverkehrsszenarien. Der Sprung zu Level 3 („hochautomatisiertes Fahren“) besteht darin, dass sich der Fahrer erst dann vorübergehend von den Fahraufgaben und dem Verkehr abwenden kann.

Lokalisierte Innovation im Rahmen der Strategie „In China, für China“

Volkswagen kündigte an, 2,4 Milliarden Euro (teils in Horizon Robotics, teils in das Joint Venture) zu investieren und bei der Gründung von Carizon Ende 2023 einen Anteil von 60 Prozent an dem Joint Venture zu halten. Der Partner Horizon Robotics ist ein Technologieunternehmen mit Sitz in Peking, das sich auf ADAS-Software- und Hardwarelösungen konzentriert. Bei der Hardware konkurriert das Unternehmen mit dem Branchenführer Nvidia.

Der deutsche Automobilhersteller versucht damit, zu seinen chinesischen Konkurrenten aufzuschließen, da der Markt für Elektroautos in China mittlerweile so umkämpft ist, dass die Fahrassistenten zunehmend zu einem entscheidenden Verkaufsargument werden. Nach Angaben von Volkswagen sollen die ersten Fahrzeuge, die mit dem ADAS-System von Carizon und der regionalen Elektronikarchitektur des Konzerns CEA ausgestattet sind, ab 2026 auf den Markt kommen – zunächst aber mit zugekauften Chips. Die Serienproduktion des neuen System-on-Chip ist innerhalb von drei bis fünf Jahren geplant.

„Als globales technologieorientiertes Unternehmen stärkt der Volkswagen Konzern weiterhin seine Innovationsbasis in wichtigen Zukunftstechnologien“, sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender des Volkswagen-Konzerns. „Durch die eigenständige Konzeption und Entwicklung von System-on-a-Chip in China beherrschen wir Schlüsseltechnologien für die intelligente Mobilität der Zukunft, was die langfristigen Innovationsfähigkeiten des Konzerns weiter festigen wird.“

Die SoC-Entwicklung ist Teil der Strategie „In China, für China“ des Konzerns, die den lokalen Forschungs- und Entwicklungsbereich für Kerntechnologien wie Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren erweitert. Volkswagen plant, bis 2027 mehr als 20 elektrifizierte Modelle in China einzuführen und bis 2030 rund 30 reine Elektrofahrzeuge.

„Wir beschleunigen die Umsetzung unserer Strategie ‚In China, für China‘ und gehen von der lokalisierten Produktion zur lokalisierten Forschung und Entwicklung von Kerntechnologien über, die die Zukunft der Mobilität prägen“, fügt Ralf Brandstätter, CEO der Volkswagen Group China und Mitglied des Konzernvorstands, hinzu. „Der Start unseres selbst entwickelten System-on-a-Chip-Projekts ist ein weiterer wichtiger Schritt auf unserem Weg der technologischen Innovation.“

Peter Bosch, CEO von Cariad, bezeichnet die Entwicklung als „einen entscheidenden Schritt vorwärts in unserer Strategie für intelligentes Fahren“ und fügt hinzu, dass sie „die Leistung fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme durch diesen Chip weiter optimieren und den chinesischen Verbrauchern ein intelligenteres, zuverlässigeres und zugänglicheres Reiseerlebnis bieten wird“.

volkswagengroupchina.com

Dieser Artikel von Carla Westerheide ist zuerst bei unserer internationalen Ausgabe electrive.com erschienen.

2 Kommentare

zu „Volkswagen entwickelt System-on-Chips in China“
Peter
05.11.2025 um 13:17
Mit Nvidia bei Automotive konkurrieren? Wie es bereits AMD, Qualcomm, HiSilicon und andere machen? Na hoffentlich ist VWs Geldsack groß und der Atem lang genug.
Jörg
05.11.2025 um 14:50
uuuh CARIAD ist mit an Bord, ich hol schon mal mein Popcorn....

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