E-Pickup vor dem Aus? Ford soll Ausmusterung des F-150 Lightning prüfen
Das berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Insider. Hintergrund ist, dass die Verkäufe von Fords Elektrofahrzeugen schon länger hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Durch die gestrichene US-Förderung soll das Unternehmen nun noch größere Einbrüche befürchten. Dabei seien große elektrische Pickups und SUVs am stärksten betroffen, schreibt das Wirtschaftsblatt. Einen Vorgeschmack gab der Oktober (der erste Monat nach Auslaufen der US-Steuergutschrift): Fords E-Fahrzeug-Verkäufe sanken in den USA um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr, unter den abgesetzten Einheiten waren nur 1.500 F-150 Lightning.
Noch soll keine endgültige Entscheidung über die Zukunft des elektrischen F-150 Pickups gefallen sein. Doch bestätigt sich das Aus, „wäre der defizitäre Pickup das erste große Elektrofahrzeug-Opfer in den USA“, wie es das Wall Street Journal formuliert. Dass Ford das verlustbringende Modell mit Produktionsort im „Rouge Electric Vehicle Center“ auf den Prüfstand stellt, verwundert dabei angesichts von 13 Milliarden US-Dollar Verlust, die Ford seit 2023 in seinem E-Auto-Geschäft angehäuft hat, nicht wirklich. Allerdings ist die Sache komplex: Die Zukunft des E-Pickups wirkt sich auch auf weitere Geschäftsbereiche aus. So soll Ford mit dem Gedanken spielen, das Werk „Rouge Electric Vehicle Center“ stillzulegen, während es auf kleinere, günstigere Elektrofahrzeuge umstellt, zitiert das Wirtschaftsblatt Insider. Offiziell erklärt Ford, die Produktion „zum richtigen Zeitpunkt“ wieder aufzunehmen.
Unterbrochen ist die Produktion des F-150 Lightning im „Rouge Electric Vehicle Center“ seit Oktober – nachdem es im vergangenen Jahr schon einmal eine Pause gab. Als Grund gelten diesmal Lieferschwierigkeiten bei Aluminium, die durch einen Brand in der Fabrik des wichtigen Zulieferers Novelis verursacht wurden.
Die Fertigung des F-150 mit Verbrennungsmotor oder Hybridantrieb läuft dagegen weiter und soll sogar aufgestockt werden, um die Verluste durch den kurzfristigen Wegfall des Lightning auszugleichen. Ford begründete die Entscheidung, die Verbrenner-Version zu bevorzugen, im Oktober damit, dass für deren Produktion weniger Aluminium als für die der Elektroversion benötigt werde.
Die Verbrenner-Produktion wird aufgestockt
Laut dem Autobauer könnte der Brand den Gewinn vor Steuern um eine Milliarde senken. Um diese Summe auszugleichen, kündigte Ford im Oktober an, 1.000 neue Mitarbeiter einzustellen, um die Produktion des herkömmlich angetriebenen F-150 deutlich steigern zu können. Wenn man alle Varianten zusammenrechnet, ist Fords F-Series immer noch das meistverkaufte Fahrzeug-Modell der USA. 2026 soll die Jahresproduktion um ganze 50.000 Stück gesteigert werden.
Ford hatte große Hoffnungen in den vollelektrischen F-150 Lightning gesetzt, die er seit seinem Marktstart 2021 bisher aber nicht erfüllen konnte. Der Elektro-Pickup ist in dem Segment zwar erfolgreicher als seine Konkurrenten Tesla Cybertruck und Rivian R1T. Doch insgesamt scheint die Zielgruppe der US-Pickups noch Vorbehalte gegenüber der Antriebsart zu haben.
Im dritten Quartal konnte Ford zwar 10.000 F-150 Lightning verkaufen, was einen Rekordwert darstellte. Allerdings dürfte dies vor allem am Auslaufen der staatlichen Steuergutschrift für Elektroautos gelegen haben. Da diese zum 30. September gestrichen wurde, gab es in den Vereinigten Staaten nochmal einen Run auf vollelektrische Modelle.
Ford macht mit E-Autos weiterhin Verlust
Insgesamt spielen Pritschenwagen mit Elektroantrieb eine noch eher untergeordnete Rolle. Angesichts der insgesamt deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen unter der Trump-Regierung und den aktuell vergleichsweise niedrigen Spritpreisen dürfte sich daran in absehbarer Zukunft auch wenig ändern.
„Die Nachfrage nach dem F-150 Lightning und anderen Full-Size-Trucks ist einfach nicht da“, zitiert das Wall Street Journal auch Adam Kraushaar, Inhaber der Lester Glenn Auto Group in New Jersey. Er vertreibt Fahrzeuge von Ford, GMC, Chevy und anderen Marken. „Wir bestellen nicht viele davon, weil wir sie nicht verkaufen.“ Auch der Ram-Truck-Hersteller Stellantis gab Anfang des Jahres die Pläne für eine E-Version seines Pickups auf. Die Verkaufszahlen von Teslas kantigem Cybertruck sind dieses Jahr ebenfalls eingebrochen und auch Rivian baut Stellen ab.





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