Kostensenkung für E-Flotten: Peter Siegert (EnBW) und Tobias Wolff (Smatrics)
Der Ansatz von Siegert und Wolff: Ein 360-Grad-Modell, das Ladeprozesse vom Arbeitsplatz über Zuhause bis zum Schnellladen unterwegs abdeckt – und damit Einsparungen in fünfstelliger Höhe ermöglicht. Dieses Modell haben Siegert und Wolff bei electrive LIVE näher vorgestellt. Hier unsere Zusammenfassung.
Siegert eröffnete mit einem Überblick über die EnBW, die heute schon mehr als 7.000 Schnellladepunkte betreibt und plant, bis 2030 auf 20.000 auszubauen. Damit decke das Unternehmen bereits „[ein] Drittel der öffentlichen Schnellladeinfrastruktur in Deutschland“ ab. Besonders stolz zeigte sich Siegert über die Marktdurchdringung: Laut einer DataForce-Studie nutze fast ein Drittel der deutschen Flotten die EnBW-Ladekarte. Dies sei die höchste Quote im Markt. „Wir haben eine reine Ladekarte“, keine Hybridlösung, betonte er und verwies damit indirekt auf Flottenkarten anderer Anbieter, die auch die Betankung von Verbrennern ermöglichen. Der Fokus auf ein reines Ladeangebot für Elektrofahrzeuge sorge für klare Prozesse und transparente Kosten.
Mit der österreichischen Smatrics als Joint-Venture-Partner deckt EnBW zudem auch das Laden am Arbeitsplatz und zu Hause ab. Smatrics betreibt in Österreich das größte Schnellladenetz und betreut darüber hinaus mehr als 3.000 Ladepunkte an Firmenstandorten sowie 2.000 private Ladepunkte. „Damit kommen wir in die 360-Grad-Welt hinein“, erklärte Siegert. Dies sei „ein elementarer Baustein, um in Deutschland das Flottenprodukt ganzheitlich anbieten zu können.“ Ziel sei es, alle Ladeorte wirtschaftlich miteinander zu verknüpfen.
Zahlen, die überzeugen
Wie sich das auf die Kosten auswirkt, belegte Siegert mit zwei Beispielen aus der Praxis. Ein Unternehmen mit 1.000 elektrischen Fahrzeugen habe im ersten Halbjahr 2025 rund 280.000 Kilowattstunden geladen – teils mit anderen Anbietern. Hätte dieses Unternehmen komplett auf die EnBW-Karte gewechselt, wären 150.000 Euro eingespart worden, so Siegert.
Ein zweiter Kunde mit 50 Elektrofahrzeugen konnte durch gezielte Optimierung – Schulungen, App-Nutzung und Standortanalyse – den Anteil an EnBW-Ladungen von 45 auf 65 Prozent steigern. Allein dadurch konnten 11.000 Euro zusätzlich gespart werden, berichtete Siegert. Entscheidend sei, Kunden langfristig zu begleiten: „Nicht nur den nächsten suchen, sondern mit dem Bestandskunden […] schauen, wie kann man […] weiter optimieren.“
Der Ingenieur denkt in Hebeln
Tobias Wolff von Smatrics setzte den Fokus auf die technischen und organisatorischen Hebel. „Was mein Ingenieursherz aber immer höher schlagen lässt – wenn ich solche klassischen etablierten Modelle mit Technologien letztendlich verändern kann“, sagte er. Smatrics unterstütze Unternehmen bei der Umsetzung des Ladens zu Hause und am Arbeitsplatz – inklusive Installation, Datenmanagement und automatisierter Kostenerstattung.
Die Zahlen sprechen für sich: Dienstwagenfahrer laden im Median 3.000 Kilowattstunden pro Jahr zu Hause – fast so viel wie ein Einfamilienhaushalt verbraucht. „.Und wenn man das natürlich in Relation sieht zu dem durchschnittlichen Haushaltsstromtarif, den ein Dienstwagenfahrer angibt mit 32 Cent netto, […] dann habe ich einen Hebel von bis zu 600 Euro pro Dienstwagenfahrer pro Jahr“, erklärte Wolff. Der entscheidende Punkt: Die Investition in Heimladeinfrastruktur sei gering, der Kosteneffekt dagegen hoch.
Arbeitsplatzladen als strategischer Faktor
Beim Laden am Arbeitsplatz zeigten die Analysen von Smatrics deutliche Unterschiede zwischen Unternehmen. Zwei ähnlich große Flotten mit rund 130 Fahrern erzielten je nach Auslastung der Ladepunkte sehr unterschiedliche Ergebnisse: „Und diese Unterscheidung zwischen 39 Prozent zu 21 Prozent zwischen den beiden Unternehmen haben natürlich enormen Einfluss auf die jährliche Lademenge pro Dienstwagenfahrer“, erläuterte Wolff. „.Und wenn man das letztendlich in Relation setzt zu den geladenen Mengen […], [ergibt sich] die Range zwischen 28.000 bis 55.000 Euro, die man jährlich [an] Kosten einsparen kann.“ Der Schlüssel sei die Planung: „[D]ie Bedarfsanalyse ist für die Auslastung eben enorm wichtig.“ Nur wer seine Ladepunkte effizient nutzt, hat den Return on Invest schnell erreicht.
Darüber hinaus beobachte Smatrics einen neuen Trend: Immer mehr Mitarbeitende ohne Dienstwagen nutzen die firmeneigene Ladeinfrastruktur. „Das darf man gar nicht so unterschätzen“, betonte Wolff. Dadurch entstünden zusätzliche Geschäftsmodelle – etwa für Besucher oder Logistikfahrzeuge.
Ein gemeinsames Ökosystem
Wie EnBW und Smatrics zusammenarbeiten, erklärten beide Speaker zum Abschluss. „Die EnBW ist in Deutschland oft der Eingangskanal durch den Bekanntheitsgrad“, sagte Siegert. „[U]nser Part ist der des Kartenanbieters, derjenige, der den Tarif anbietet für den Kunden, der das Portal liefert, also diesen kompletten Zugang erst mal zur gesamten öffentlichen Ladeinfrastruktur. [D]ann kommt Smatrics mit der Infrastruktur.“ Wolff ergänzte: „Wir unterstützen den Fuhrparkmanager bei der Bedarfsplanung“, aber auch bei der Standortanalyse und mit einem eigenen, bundesweit aktiven Team beim Rollout. Selbst das heimische Laden sei voll digitalisiert – vom Bestellprozess bis zur Stromkostenerstattung. Für beide Unternehmen ist die Zukunft klar elektrisch – und datengetrieben. „[D]ie Technik setzt sich durch, und die hält keiner mehr auf“, sagte Wolff.
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