Norwegen behält Steuervorteile für E-Autos etwas länger bei

In Norwegen haben sich die Parteien auf einen Haushaltskompromiss für 2026 geeinigt. Die Steuer-Privilegien für Elektroautos werden zwar beschnitten, laufen aber dennoch nicht so früh aus wie zunächst vorgeschlagen – jedoch mit einem Haken.

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Bild: Lotus

Der Etat-Entwurf der Regierung aus dem Oktober sah unter anderem vor, ab dem 1. Januar 2026 eine Mehrwertsteuer auf den Kaufpreis von Elektroautos über 300.000 Kronen zu erheben – diese Maßnahme bleibt auch bestehen. Bisher sind E-Autos bei der Anschaffung bis zu einem Preis von 500.000 Kronen (derzeit etwa 42.600 Euro) von der Mehrwertsteuer befreit. Da der Standard-Steuersatz in Norwegen bei 25 Prozent liegt, ist macht das E-Autos in dieser Preisklasse finanziell deutlich attraktiver. Mit künftig 300.000 NOK (ca. 25.500 Euro) sinkt die Preisgrenze deutlich und schränkt die Fahrzeug-Auswahl, welche diese Kriterien erfüllt, spürbar auf die kleineren und günstigeren E-Autos ein.

Die in dem Entwurf vorgeschlagene vollständige Abschaffung der Mehrwertsteuerbefreiung für Elektroautos im Jahr 2027 wurde aber in dem Haushaltskompromiss gekippt. Die nun gefundene Einigung sieht vor, die Obergrenze im Jahr 2027 auf 150.000 Kronen (derzeit ungefähr 12.800 Euro) zu senken und die Mehrwertsteuerbefreiung erst 2028 vollständig aufzuheben.

Mit dieser Preisgrenze hat die Politik aber einen harten Einschnitt gesetzt: 2026 bei 300.000 NOK dürfte noch ein nennenswerter Anteil der Norweger davon profitieren, wenn sie sich ein günstigeres E-Auto anschaffen wollen. 2027 mit nur noch 150.000 NOK werden aber selbst die kommenden E-Kleinwagen, die preislich um die 20.000 bis 25.000 Euro angesiedelt sind (also knapp unterhalb der 300.000 Kronen) nicht mehr für die Mehrwertsteuer-Befreiung qualifiziert sein. Bei 150.000 NOK wird das Modellangebot sehr reduziert ausfallen, praktisch dürfte diese Maßnahme kaum noch genutzt werden.

Dennoch zweigt sich der norwegische Elektroauto-Verband Norsk Elbolforening sehr zufrieden mit dem Haushaltskompromiss. „Jetzt sind wir erleichtert und glücklich. Es ist sehr wichtig für die Elektroauto-Initiative, dass die Mehrwertsteuer nun schrittweiser eingeführt wird als ursprünglich von der Regierung geplant“, sagt Elbil-Generalsekretärin Christina Bu. „Dadurch werden weitere Emissionen reduziert. Wir möchten uns bei allen Budgetpartnern und insbesondere bei SV bedanken, die diesem Ziel in den letzten Runden Priorität eingeräumt haben.“

Die SV ist die „Sosialistisk Venstreparti“ oder auf Deutsch Sozialistische Linkspartei. „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die neu verkauften Autos weiterhin emissionsfrei sind. In den letzten Verhandlungsstunden einigten wir uns darauf, die Mehrwertsteuerbefreiung für Elektroautos schrittweise und nicht über Nacht, wie von der Regierung vorgeschlagen, abzuschaffen“, sagt SV-Chefin Kirsti Bergstø. „Es ist entscheidend, dass Elektroautos so bezahlbar sind, dass sich auch Menschen mit normalem Einkommen ein Auto leisten können. Die Umstellung muss für alle erschwinglich sein. Diese Veränderungen greifen auch auf den Gebrauchtwagenmarkt über, wo viele von uns tätig sind.“

Dass die Steuer-Privilegien für Elektroautos angesichts von über 97 Prozent Neuzulassungs-Anteil im November abgeschmolzen werden, ist keine Überraschung. In der Vergangenheit hat sich aber in mehreren Ländern gezeigt, dass zu abrupte Maßnahmen der Regierung eine eigentlich stabile Nachfrage-Entwicklung stark beeinflussen können. Und auch in Norwegen war die bisherige Unklarheit über die Steuerbefreiung ab dem Jahreswechsel schon in den Verkaufszahlen zu sehen: Mit 19.427 E-Autos wurden im November 2025 fast doppelt so viel E-Autos zugelassen wie vor einem Jahr. Zwar haben auch Rabattaktionen und die bessere Verfügbarkeit preiswerter Fahrzeuge dazu beigetragen, aber die  norwegische Straßeninformationsbehörde OFV hat den Zulassungs-Peak vor allem auf die anstehenden Steuer-Änderungen zurückgeführt.

Einen anderen Effekt hatten die fast 20.000 neuen E-Autos im November: Elektroautos haben in Norwegen beim Bestand Diesel-Pkw überholt: Ende November waren 918.603 Dieselautos und 914.588 Elektroautos registriert. Denn neue Diesel wurden im November nur noch 140 Mal registriert.

elbil.no (Steuern), elbil.no (Diesel, beide auf Norwegisch)

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