„Gestern Pionier, heute Taktgeber: EnBW und die Ladeinfrastruktur“ – Lars Jacobs
In seiner Keynote unserer Konferenz blickte Lars Jacobs, Chief Commercial Officer von EnBW mobility+, auf fünf Jahre Transformationsarbeit zurück – ein Zeitraum, der im Vergleich zur über 150 Jahre alten Mineralölbranche kaum ins Gewicht fällt, aber enorme Entwicklungen hervorbrachte. „Der Fortschritt ist schon sehr beachtlich oder sehr groß“, sagte Jacobs. Waren es 2020 erst reichlich 900 Schnellladepunkte, so betreibt EnBW heute bereits mehr als 8.000 Schnellladepunkte in Deutschland und bietet mit seiner App EnBW mobility+ Zugriff auf über 900.000 Ladepunkte in 17 Ländern Europas an.
Mit Investitionen von jährlich rund 200 Millionen Euro habe EnBW maßgeblich dazu beigetragen, Schnellladeinfrastruktur vor der E-Auto-Zulassungskurve aufzubauen. Jacobs betont: „Wir sind damit als Ladeinfrastruktur-Anbieter nicht der Hemmschuh, sondern der Enabler.“ Auslastungsquoten der Ladepunkte von derzeit durchschnittlich 15 Prozent zeigten, dass das Ladenetz der EnBW noch deutlich mehr Nachfrage aufnehmen könne. Es müssten nur mehr E-Autos her.
Flächendeckung und Ausblick bis 2030
EnBW sieht Deutschland heute bereits gut versorgt: 98 Prozent der Kunden finden innerhalb von 50 Kilometern einen Schnelllader von EnBW. „Unser Hypernetz weist weniger weiße Flecken auf als das 5G-Netz der Telekom“, behauptete Jacobs selbstbewusst. Bis 2030 will er 20.000 Schnellladepunkte betreiben und verspricht: „Bis 2030 wird es keinen weißen Fleck mehr geben.“
Wichtiger als die reine Anzahl sei jedoch der „bedarfsgerechte Ausbau“. Das Unternehmen plane Standorte stets für die erwartete Nachfrage der kommenden fünf Jahre und setze auf Erweiterbarkeit. Diese Prognosen werden laufend überprüft: Aktuell rechnet EnBW bis 2030 mit einem Bedarf von rund 100.000 öffentlichen Schnellladepunkten – wovon man selbst etwa ein Fünftel stellen will.
Übergang vom Early Adopter zum Massenmarkt
Die Branche befinde sich nun in einer neuen Phase: weg von Elektroauto-Enthusiasten hin zu alltäglichen Nutzerinnen und Nutzern. „Die Kundengruppe von morgen hat andere Bedürfnisse als die Early Adopter“, sagt Jacobs. Entscheidend werde dabei, dass sich das Laden „so einfach wie möglich in den Alltag integrieren lässt“.
Die EnBW will dabei künftig stärker nach Anwendungsszenarien unterscheiden:
– Langstrecken-Hubs mit Dach, Sanitäranlagen und Komfortangeboten
– Ladepunkte im Einzelhandel für den 20- bis 40-minütigen Einkauf
– sowie urbane City-Hubs für Menschen ohne Heimladeoption.
Oder wie es Lars Jacobs beschreibt: „Wir stellen eine Infrastruktur bereit, die es jedermann erlaubt, das Laden einfach in seinen Alltag zu integrieren.“
Preise, Wettbewerb und neue Ökosysteme
Der Manager verweist auf sinkende Preise bei EnBW und betont, dass Wettbewerb der Branche guttut: „Der Wettbewerb schafft Wahl.“ Mit dem Vorteilstarif von nur 35 Cent/kWh für Haushaltskunden wolle EnBW Preissicherheit bieten, gleichzeitig jedoch ein tragfähiges Geschäftsmodell aufbauen. „Wir haben 2024 erstmals ein positives, operatives Ergebnis erwirtschaftet. Aber es wird noch Jahre dauern, bevor wir auch in der Lage sind, dass das Geschäftsmodell sich selber trägt mit allen Investitionskosten und Abschreibungen. Und da gilt es immer, die Balance zu finden“, so Jacobs.
Zugleich entstehen neue Energiewelten – Smart Charging, Loyality-Programme, bidirektionales Laden. Dafür brauche es Kooperation: „Wir müssen die Offenheit haben, miteinander zu arbeiten, statt geschlossene Ökosysteme zu bauen.“
Abschließend appellierte Jacobs, dass die Branche weniger über vermeintliche Defizite und mehr über künftige Lösungen sprechen sollte. „Lasst uns darüber reden, wie wir das Ladeerlebnis noch besser gestalten können.“ Die schwierigste Phase habe man gemeistert – nun gelte es, die Mobilität von morgen zu formen.
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