E.ON, Voltix und GreenWay bauen europaweit 330 MCS-Lader für Lkw
Als Ziel des Projekts nennt E.ON die Installation eines Ladenetzes, das die Elektrifizierung des europäischen Schwerlastverkehrs „entscheidend beschleunigt“. Das Netz soll sich über 55 strategische Standorte in Deutschland, Österreich, Dänemark, Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Polen und Ungarn spannen. Jeder Standort umfasst dabei mindestens vier MCS-Ladepunkte mit jeweils 1 Megawatt (oder mehr) Ladeleistung.
Die Europäische Union will das Konsortium mit 70,3 Millionen Euro unterstützen. Das Projekt gehört zu den 70 ausgewählten Vorhaben, die die Europäische Kommission in einer neuen Förderrunde im Rahmen des Programms Alternative Fuels Infrastructure Facility (AFIF) bezuschusst. Insgesamt verteilt die EU in dieser Runde 600 Millionen Euro. Die Allianz aus E.ON, Voltix und GreenWay ist dabei der größte Fördernehmer. In der Projektliste der EU ist allerdings nicht das Konsortium genannt, sondern E.On und Voltix werden separat mit 8,8 Millionen Euro für das Projekt “24-EU-TC-HDV-E Cohesion” bzw. mit 61,5 Millionen Euro für “24-EU-TG-HDV-E General” bedacht. Zusammen ergibt sich hier die genannte Summe von 70,3 Millionen Euro.
Ladestandorte sind rund um die Uhr zugänglich
Die Initiatoren betonen, dass HDV-E zu den derzeit größten europäischen Initiativen zur Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs zähle. Damit erhält erstmals das Joint Venture Milence Konkurrenz im MCS-Bereich, das 2022 von den Herstellern Daimler Truck, Traton und Volvo Group gegründet wurde und europaweit öffentliche Lkw-Ladestationen baut. Milence peilt 1.700 Ladepunkte bis 2027 an, darunter 284 MCS-Ladepunkte. Auch wenn der Gesamtumfang des Rollouts bei Milence also wesentlich größer ist, sind beide Initiativen in puncto Megawattladen vergleichbar. Übrigens: Auch bei Milence sind die MCS-Lader (und auch gut 250 CCS-Lader) AFIF-gefördert, wobei das Joint Venture nicht in der aktuellen, sondern in einer früheren Förderrunde mit 111 Millionen Euro aus dem EU-Topf bedacht wurde.
E.ON, Voltix und GreenWay bilden nun also eine erste Privatinitiative in diesem Sektor ohne Hersteller-Beteiligung. Die Partner betonen mit Blick auf das geplante eigene Netz, dass „alle Ladestandorte rund um die Uhr öffentlich zugänglich sind, offenes Roaming unterstützen und einfache Bezahlmöglichkeiten bieten“. Weiter ins Detail gehen die Unternehmen noch nicht. Laut Dokumenten der EU wird E.ON aber innerhalb der Initiative den Aufbau von 46 MCS-Ladern an zehn Standorten in Polen und Ungarn verantworten (samt weiterer CCS-Lader und an einigen Locations auch PV und Batteriespeicher). Voltix stemmt die übrigen 288 MW-Ladepunkte an 45 Standorten in Frankreich, Spanien, Niederlande, Österreich, Dänemark, Deutschland und Schweden. Die Gesamt-Investitionen in das Projekt sollen sich für E.ON auf 17,6 und für Voltix auf über 205 Millionen Euro belaufen. GreenWay wird in den EU-Dokumenten nicht als eigenständiger Fördernehmer erwähnt.
Timo Sillober, CEO von E.ON Drive Infrastructure, kommentiert: „Nur mit Ladeleistungen im Megawatt-Bereich können elektrische Lkw in der Praxis das leisten, was heute Diesel schaffen. Mit HDV-E bauen wir die Infrastruktur, die diesen Schritt möglich macht. So wird aus Klimazielen Realität auf Europas Straßen.“
Bei Partner Voltix handelt es sich um ein 2023 gegründetes, französisches Unternehmen, das zu VINCI Concessions gehört. VINCI Concessions wiederum betreibt Flughäfen, Autobahnen oder Bahnprojekte und gilt als internationaler Akteur im Bereich Transport und öffentliche Infrastruktur. Voltix hat innerhalb der Gruppe die Aufgabe, öffentliche Ladestationen für schwere E-Lkw und E-Busse zu entwickeln und zu bauen. Dabei steht Voltix noch am Anfang: Erste Inbetriebnahmen solcher Stationen sind auf der Webseite des Unternehmens für dieses Jahr vorgesehen. Präziser wird der Anbieter an dieser Stelle nicht.
„Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann“
Die EU-Gelder für das Projekt HDV-E geben Voltix natürlich Rückenwind. Bis 2028 wollen allein die Franzosen auf 50 Ladehubs kommen. Louis Du Pasquier, Geschäftsführer von Voltix, gibt sich überzeugt, dass die Frage in Europa nicht mehr sei, ob dekarbonisierte Lastwagen elektrisch sein werden, sondern wann. „Ein zuverlässiges Netz leistungsstarker Ladestationen für Lkw auf den wichtigsten europäischen Straßen ist entscheidend, um den Übergang zu elektrischen Fahrzeugen zu beschleunigen“, so Du Pasquier. „Das HDV-E-Projekt wird einen wichtigen Beitrag leisten, diese Einschränkung zu überwinden.“
Mit GreenWay ist auch ein bewährter Anbieter von Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Mittel- und Osteuropa mit an Bord – wenn auch bisher vor allem im Pkw-Bereich. Das Unternehmen betreibt aktuell nach eigenen Angaben 4.800 Ladepunkte an über 1.400 Standorten in Polen, der Slowakei und Kroatien. Die Standorte verfügen über AC- und DC-Ladegeräte sowie teils über Energiespeicher sowie Solarpaneele zur lokalen Nutzung erneuerbarer Energie. GreenWay bring in das Konsortium zudem seine Erfahrung im Kundensupport, beiRoaming-Partnerschaften sowie gewerblichen Lösungen ein.
Peter Badik, Gründer und Vorsitzender des GreenWay Vorstands, äußert: „Megawatt- und ultraschnelles Laden für elektrische Schwerlastfahrzeuge sind ein bedeutender Schritt hin zu einem saubereren Transportsystem. Bei GreenWay freuen wir uns, an dieser nächsten Phase der E-Mobilität mitzuwirken und unsere Logistikpartner in der gesamten Region auf ihrem Weg zu emissionsfreien Langstreckentransporten zu unterstützen.“
E.ON baut auch mit MAN schon systematisch E-Lkw-Lader auf
Für E.ON ist HDV-E bereits das zweite große E-Lkw-Ladenetzprojekt. Denn E.ON engagiert sich bereits seit vergangenem Jahr mit Hersteller MAN, um 170 Standorte mit rund 400 Lkw-Ladepunkten in Europa aufzubauen – das Gros davon in Deutschland. In diesem Fall geht es um CCS-Lader und als Standorte für das Laden dienen bestehende MAN-Servicefilialen. Wichtig: Das Netz ist dennoch für Nutzfahrzeuge anderer Hersteller zugänglich.
Mit Entfernungen von rund 180 bis 300 Kilometern zwischen den geplanten Standorten schaffen MAN und E.ON eigenen Worten zufolge „bereits eine verlässliche öffentliche Ladeinfrastruktur für moderne E-Lkw auf vielen Transportrouten im Land“. Neben Österreich und Deutschland bauen die Partner im Rahmen ihrer strategischen Zusammenarbeit auch öffentliche E-Lkw-Ladestationen in Großbritannien, Dänemark, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn auf.
Die beiden Initiativen werden sich also geografisch überlappen. Da sich HDV-E aber auch Megawattladen spezialisiert, sind die Zielgruppen aber unterschiedlich. Neben seinen Ambitionen im E-Lkw-Lademarkt (und damit verbunden übrigens auch im Bereich Reservierungssysteme für Ladestationen) betreibt Tochter E.ON Drive Infrastructure mit Blick auf Pkw und leichte Nutzfahrzeuge zurzeit parallel gut 8.000 öffentliche Ladepunkte in elf europäischen Ländern.





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