Tesla berechnet Supercharger in Deutschland nach Zeit

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Bereits im November hatte Tesla (wir berichteten) das Ende der unbegrenzt kostenfreien Nutzung seiner Supercharger angekündigt. Nun haben die Kalifornier Details zu den Preisen bekanntgegeben – und definieren damit das Geschäftsmodell für schnelles DC-Laden neu. 

Tesla-Fahrer erhalten beim Kauf eines Fahrzeugs ab dem 15. Januar 2017 ein Guthaben von 400 kWh pro Jahr für die Nutzung der Supercharger. Darüber hinaus erhebt Tesla künftig lokal unterschiedliche Gebühren, die sich in der Regel an der Strommenge orientieren. In Deutschland wird nach Zeit abgerechnet.

Tesla betont, mit den Supercharger-Einnahmen keinen Gewinn machen zu wollen, sondern lediglich die Kosten decken zu wollen. Doch das ist Marketing. Denn der Schritt war überfällig, zu kostspielig ist auf lange Sicht der aufbau und Betrieb eines weltweiten Schnellladenetzes. Da die Gebühren regional unterschiedlich ausfallen werden, verdeutlicht Tesla die Kosten anhand einiger Strecken exemplarisch: Eine Fahrt von San Francisco nach Los Angeles soll 15 Dollar kosten, eine Tour quer durch die USA von L.A. nach New York rund 120 Dollar. Etwa 60 Euro nennt Tesla an Supercharger-Gebühren für eine Fahrt von Paris nach Rom – natürlich nur, wenn das Jahreskontingent von 400 kWh bereits ausgeschöpft ist.

Zweistufiges Preismodell für Deutschland

Für die Nutzung der Supercharger in Deutschland hat Tesla ein zweistufiges Preismodell bekanntgegeben. Bei Option 1 fallen 0,17 Euro pro Minute an, bei einer Leistung bis maximal 60 kW oder gleichzeitiger Nutzung einer Station mit zwei Fahrzeugen. Die zweite Option kostet 0,34 Euro pro Minute, wenn mit mehr als 60 kW geladen wird. Heißt übersetzt: Superschnelles Laden kostet künftig mehr. Denn es muss sich irgendwie rechnen. Man könnte den Vergleich zum Super Plus an der Tankstelle ziehen, doch der hinkt: Denn Strom bleibt Strom. Er fließt nur schneller in den Akku. Zeit ist Geld, denkt sich Tesla – und definiert damit das Geschäftsmodell der Zukunft für schnelles DC-Laden. Die deutschen Autobauer werden sich das genau anschauen.

In Österreich und der Schweiz gibt es dieses Zeitmodell übrigens nicht. Dort berechnet Tesla die Kosten nach abgegebenen Kilowattstunden. So gilt für Österreich der Preis von 0,23 Euro pro kWh und in der Schweiz sind es 0,25 CHF pro kWh.
handelsblatt.comautomobilwoche.de, teslamag.detesla.com (Preise)

4 Kommentare

zu „Tesla berechnet Supercharger in Deutschland nach Zeit“
Ralf Steikert
13.01.2017 um 14:10
Woher kommt es eigentlich, dass es in Deutschland so viele Bezahlsysteme nach Zeit für Fahrstrom gibt? Das ist doch nicht sinnvoll. Wie an einer Benzintankstelle möchte ich selbstverständlich nach getankter Menge bezahlen.
Peter Schwierz
13.01.2017 um 14:16
Das ist eine Besonderheit unserer Strommarkt-Gesetze. Bis vor kurzem durften nur Unternehmen mit dem Status Energieversorger Strom nach kWh abrechnen. Alle anderen (wie Allego usw.) mussten auf Zeit als Alternative ausweichen. Vor kurzem wurden diese Vorgaben allerdings geändert, es gibt jetzt eine Ausnahme für Ladestationen. Deshalb wundert es uns auch ein wenig, dass Tesla hier dennoch auf Zeit setzt. Denkbar, dass es am Eichrecht liegt. Der Ladestom muss eichrechtskonform abgerechnet werden. Hier liegt der Hase im Pfeffer: Entsprechende Zähler gibt es fast nicht. Und die wenigen verfügbaren sind sehr teuer.
Timo
16.01.2017 um 12:33
. Ja, es liegt am Eichrecht. Nicht Teslas Schuld. Gleiches gilt z.B. auch für die Ladestationen in Hannover, die von Enercity betrieben werden. Es könnte so einfach sein...
Peter
13.01.2017 um 20:51
Na? Was hab ich gesagt? Schnelles Laden wird teuer. Und wenn unsere deutschen Energieversorger, Autobauer und sonstige Abzocker mal auf den Geschmack gekommen sind, werden sie uns Autofahrer melken und bluten lassen. In 20 Jahren werden wir uns an den billigen Sprit mit Wehmut erinnern.

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