Interview mit Coup-CEO Schmaul: „Wir wachsen sehr stark.“

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Die Bosch-Tochter Coup stockt ihre E-Scooter-Flotten für die neue Saison deutlich auf. Wir haben mit Coup-Chef Bernd Schmaul über neue Mobilität in den Städten, die Expansion des Scooter-Sharings, die Herausforderungen des Ladens und neuen Wettbewerb durch elektrische Kleinstfahrzeuge gesprochen. 

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Herr Schmaul, E-Scooter, immer mehr Fahrräder, Stehroller, Verleihsysteme aller Art – die Mobilität in den Städten verändert sich rasant. Woher kommt das Ihrer Meinung nach?

Ich glaube zunächst mal, dass das gut ist. Es rührt daher, dass Städte heute mit Verkehrsproblemen zu kämpfen haben. Ob das die Parkplatzsituation ist, ob das Staus sind oder ob es das Thema Umweltverschmutzung ist. Über die Jahre hinweg haben sich neue Mobilitätsformen entwickelt. Es arbeiten immer mehr Menschen daran, die Verkehrsprobleme zu lösen. Das Thema Vernetzung spielt dabei eine ganz große Rolle.

Kommt Ihnen letztlich zugute, dass die Autobranche die Städte verstopft hat?

Wir entwickeln uns aus der Automobilbranche heraus. Wir selbst sind eine hundertprozentige Tochter der Robert Bosch GmbH. Auch andere Anbieter innerhalb der Stadt kommen aus der Automobilbranche. Ich bin davon überzeugt, dass das eine natürliche Entwicklung ist, wenn sich das Mobilitätsverhalten verändert. Es ist wichtig, die Meinung der Nutzer zu hören und nutzerfreundliche, neue Mobilitätsangebote aufzubauen und tatsächlich auch zu erfinden. Insofern gehört das beides zusammen.

Die Coup-Roller haben sich inzwischen im Stadtbild von Berlin fest verankert. Man sieht sie immer wieder und man hört auch diesen leichten Sound, den ich sofort erkenne und ganz angenehm finde. Wie blicken Sie auf das vergangene Jahr zurück?

Zum einen mit Stolz. Das vergangene Jahr war geprägt durch Wachstum. Wir haben in Berlin unser Geschäftsgebiet an einigen Stellen erweitert. Wir haben in Paris aufgestockt mit weiteren 1.100 E-Scootern von Gogoro und betreiben dort jetzt 1.700 Elektro-Scooter. Wir haben ein Pilotprojekt in Tübingen aufgesetzt mit dreißig E-Scootern. Seither findet man uns auch in einer kleineren Stadt mit fast hunderttausend Einwohnern. Tübingen hat ebenfalls mit Verkehrsproblemen zu kämpfen, ist sehr modern und als Universitätsstadt ohnehin offen für neue Mobilitätsformen. Schlussendlich sind wir dann im September auch in Madrid an den Start gegangen mit 850 E-Scootern. Das ist eine Fülle von Wachstumsthemen und das macht uns stolz, denn es ist ein erfolgreiches Jahr gewesen. Und auf diesem bauen wir jetzt in 2019 auf.

Wie steht es denn um die Auslastung der Roller in den verschiedenen Städten?

Wir sind zufrieden mit der Auslastung und der Nutzung unseres Services, so dass wir in diesem Jahr weiter aufstocken werden. Die große Neuigkeit für 2019 ist, dass wir 1.500 weitere Elektro-Scooter in den drei Städten Madrid, Berlin und auch Paris einflotten werden. Das ist ein Wachstum von über vierzig Prozent. Wir möchten in 2019 die drei bestehenden Standorte stärken, und das nicht nur flottenseitig, sondern auch was unsere App-Entwicklung und unseren Service anbelangt, um noch nutzerfreundlicher auf die Bedürfnisse einzugehen.

Was können die Coup-Nutzer 2019 an Neuerungen erwarten?

Das Wachstum ist natürlich die zentrale Botschaft: 1.500 Scooter, 40 Prozent Wachstum. Warum ist das wichtig? Nicht nur, weil wir der Auffassung sind, dass wir mit dem Gogoro E-Scooter eines, wenn nicht sogar das beste Sharing-E-Scooter-Modell am Start haben. Es ist ein sehr solides, sehr intuitives und tolles Fahrzeug, welches auch unsere Markenpositionierung als Premium-Lifestyle-Marke im Mobilitätssektor unterstreicht. Das ist natürlich eine starke Botschaft.

Warum sind mehr Fahrzeuge aus Ihrer Sicht so entscheidend?

Am Ende hat der Nutzer mit dieser Einflottung noch mehr Möglichkeiten, uns als Sharingservice zu nutzen. Beispielsweise werden wir in Berlin, wo wir uns gerade befinden, von heute 11 E-Scooter pro Quadratkilometer auf 16 E-Scooter pro Quadratkilometer aufstocken. Das heißt, dass wir hier in Berlin die Verfügbarkeit der Roller um fünfzig Prozent erhöhen. Das sorgt für ein noch größeres Angebot und noch mehr Flexibilität für unsere Nutzer. Darüber hinaus werden wir unser Preismodell dem Markt anpassen und ab dem 01. April 2019 ein minutenbasiertes Modell einführen. Coup kostet dann in Berlin 21 Cent pro Minute mit einer Mindestmietzeit von zehn Minuten. Damit werden kürzere Fahrten günstiger.

Sie setzen auch das Mindestalter auf 18 Jahre herunter. Welche Strategie steckt dahinter, denn schließlich machen junge Leute angeblich immer seltener den Führerschein?

Insgesamt bedeutet es, dass wir unsere Nutzerschaft auch auf diejenigen ab 18 Jahren ausweiten. Ein Führerschein der Klasse B oder AM ist Voraussetzung, um sich bei Coup zu registrieren. Sicherheit hat bei uns natürlich oberste Priorität. Wir haben uns über die Jahre angesehen, wie unsere Nutzer mit unserem Service umgehen und stellen fest, dass sie sehr verantwortungsvoll und umsichtig fahren. Das hat uns dazu bewegt, auch jüngeren Nutzern ab 18 Jahren, die einen passenden Führerschein haben, die Nutzung zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass wir auch regelmäßig kostenlose Fahrtrainings für ungeübte Rollerfahrer anbieten. Im letzten Jahr haben wir sechs Kurse angeboten, die alle ausgebucht waren.

Ist diese Absenkung auch eine Reaktion darauf, dass mit elektrischen Stehrollern, die auch in Verleihsystemen bald legal auf die Straßen dürfen, Anbieter ohne Führerschein-Zwang Ihnen bald Konkurrenz machen werden?

Die Absenkung des Mindestalters ist unabhängig von der Konkurrenz. Die Erfahrung der letzten 2,5 Jahre hat gezeigt, dass unsere Nutzer sehr umsichtig mit unseren Fahrzeugen umgehen. Unsere Elektroroller sind sehr gut für Einsteiger geeignet. Der Roller weist einen tiefen Schwerpunkt, gute Bremseigenschaften, eine gute Beschleunigung und auch intuitives Handling auf.

Wie bewerten Sie elektrische Kleinstfahrzeuge, die jetzt legalisiert werden? Und welche Folgen haben diese auch für Coup? Werden Sie immer nur E-Scooter anbieten oder werden sie möglicherweise auch solche neuen Fahrzeuge einflotten?

Das ist ein spannendes Thema. Wir beobachten den Markt natürlich. Wir konzentrieren uns allerdings auf unsere E-Scooter. Das machen wir bereits seit 2016, seitdem wir Coup hier in Berlin gegründet haben und dann den Service nach Paris und in Madrid erweitert haben. Wir konzentrieren uns dieses Jahr auf das E-Scooter-Sharing in diesen drei Städten.

Schauen Sie sich keine anderen Städte an? Vielleicht auch kleinere? Schließlich haben Sie mit Tübingen jetzt bereits ein Beispiel dafür im Programm.

Aktuell konzentrieren wir uns auf die drei existierenden Standorte. Wir sind 2016 hier in Berlin an den Start gegangen und einer der ersten und führenden Sharing-Anbieter im Elektroscooter-Bereich. Unseres Wissens nach sind wir der einzige Anbieter, der in drei Ländern tätig ist.

Wann wird Coup erstmals Gewinne erwirtschaften?

Coup ist natürlich seit 2016 ein Investitionsthema. Wir wachsen sehr stark und darauf konzentrieren wir uns aktuell.

Vielleicht noch kurz zur Technik: Der elektrische Antrieb ist gesetzt. Wie lösen Sie das Thema Aufladen aktuell und in Zukunft?

Das ist tatsächlich entscheidend für unseren Service. Gerade das Laden und die Logistik dahinter sind das, was der Nutzer nicht sieht und nicht sehen soll. Es soll für den Nutzer sehr einfach sein. Er soll nicht irgendwo an eine Ladesäule fahren müssen, das übernehmen wir für den Kunden und stellen sicher, dass unsere E-Scooter über eine ausreichende Batterieladung verfügen. Wenn die Batterieladung eines E-Scooters unter 20 Prozent fällt, wird das Fahrzeug nicht mehr in der Kundenapp angezeigt. Roller mit einem niedrigen Ladelevel werden von unseren Fahrern bevorzugt angefahren, um zu jedem Zeitpunkt die größtmögliche Verfügbarkeit unserer E-Scooter anbieten zu können.

Machen Sie das so weiter? Denn Gogoro betreibt in seinem Heimatmarkt selber auch ein System mit Wechselstationen. Das wäre doch auch ganz attraktiv oder?

Das Thema Batteryswapping ist sehr spannend. Tatsächlich tauschen in Taiwan die Nutzer selbst die Batterien. Dafür sind die Roller und die Ladeinfrastruktur von Gogoro sehr gut geeignet. Vorerst bleibt es dabei, dass wir das Aufladen der Batterien und auch den Austausch übernehmen.

Wenn ich das richtig heraus höre, bleiben Sie dem Gogoro aber treu? Alternativ könnten Sie ja auch Fahrzeuge mit Bosch-Antrieben anbieten…

Wir sind mit dem Gogoro-Scooter absolut zufrieden. Es ist ein sehr hochwertiger E-Scooter, der unsere Markenpositionierung als Premium-Lifestyle-Marke unterstreicht. Daher haben wir uns auch für die weiteren 1.500 E-Scooter, die wir in diesem Jahr an den drei Standorten einflotten werden, für das Gogoro-Modell entschieden.

Lassen Sie uns am Schluss noch einen Blick in die Zukunft werfen, und zwar in das Jahr 2025: Wie groß wird Ihre Flotte dann sein und in wie vielen Städten werden Sie aktiv sein?

Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, wir können zurückblicken und sehen, dass wir in jedem Jahr gewachsen sind und uns weiterentwickelt haben. Was in der Zukunft passiert, werden wir zu einem geeigneten Zeitpunkt sehen und dann natürlich auch kommunizieren.

Herr Schmaul, vielen Dank für das Gespräch!

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