E-Förderung bleibt probates Mittel zur CO2-Senkung

ccs-chademo-typ-2-ladestation-ladestecker

Von unpopulären Maßnahmen wie Tempolimits auf Autobahnen oder höheren Steuern hält Verkehrsminister Andreas Scheuer bekanntlich nichts. Darüber, wie er dennoch die Klimaziele bis 2030 im Verkehrssektor erreichen will, klärt nun ein internes Papier der NPM auf. E-Mobilität spielt dabei eine essenzielle Rolle.

Konkret handelt es sich bei dem Dokument um erste Empfehlungen für nachhaltige Mobilität, die der Lenkungskreis der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) am Freitag in seiner dritten Sitzung beschlossen hat. Erarbeitet wurden sie von der AG 1 der NPM, die seit September 2018 mit der Aufgabe betraut ist, Maßnahmen zur Senkung des CO2-Ausstoß im Verkehrssektor zu prüfen. Die Empfehlungen sollen als Handlungsgrundlage für die Politik dienen und werden in diesem Sinne als erste konkrete Vorschläge aus dem Verkehrsministerium zur CO2-Reduktion gehandelt.

Wo wir schon beim ersten Manko wären: Sehr konkret wird das Papier nicht. Die Rede ist davon, eine Trendwende schaffen zu wollen. Schließlich muss der Verkehrssektor seinen Kohlenstoffdioxid-Ausstoß laut der Koalitionsvereinbarung der aktuellen Regierung von 163 Mio auf 98 Mio Tonnen CO2 pro Jahr senken. „Dazu hat die AG 1 sechs Handlungsfelder identifiziert und mit einer systematischen Abschätzung der jeweiligen CO2-Minderungspotenziale sowie durch Berechnungen von Zielszenarien gezeigt, dass die Zielgröße des Sektorziels 2030 von 95 bis 98 Millionen Tonnen CO2-Emissionen im Verkehrssektor im Grundsatz erreichbar ist“, heißt es in einer Mitteilung der NPM. Die Handlungsfelder teilt das Gremium folgendermaßen ein:

  1. Antriebswechsel von Pkw und Lkw;
  2. weitere Effizienzsteigerung von Pkw und Lkw;
  3. regenerative Kraftstoffe;
  4. Stärkung von Schienenpersonenverkehr, Bus-, Rad- und Fußverkehr;
  5. Stärkung von Schienengüterverkehr und Binnenschifffahrt;
  6. Digitalisierung.

Ersichtlich wird beim Studium der Vorschläge allen voran, dass sie Autofahrern nicht wehtun sollen. Das größte Einsparungspotenzial sehen die Berater im Schwerverkehr – und zwar durch verbrauchsärmere Lkw und Nutzfahrzeuge mit alternativen Antrieben. Als zusätzlicher Anreiz für Spediteure, diese auch in die Flotten zu bringen, soll die Maut künfig nach Verbrauch der Lastwagen gestaffelt werden.

Im Pkw-Sektor wird u.a. der Umstieg auf Elektro-Fahrzeuge propagiert. Dieser soll durch die Fortführung der Kaufprämie, eine weitere Förderung klimafreundlicher Dienstwagen und einen ebenfalls dauerhaft durch Subventionen beschleunigten Ladeinfrastruktur-Ausbau gelingen. Vor diesem Hintergrund hat eine Untergruppe der NPM jetzt auch parallel geprüft, welche technischen, organisatorischen und regulatorischen Handlungsbedarfe ein Anteil von 10% E-Fahrzeugen an den Neuzulassungen mit sich bringen würde und welche Maßnahmen jetzt erforderlich sind, damit die Ladeinfrastruktur bedarfsgerecht mit der Anzahl der Elektrofahrzeuge wachsen kann.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will den Anteil von Elektroautos durch ein Förderprogramm für private Ladestationen erhöhen. Schon im Haushalt 2020 soll dafür eine Milliarde Euro zusätzlich eingeplant werden. „Wir wollen für die Bürger Ladepunkte und deren Einbau in der eigenen Garage zur Hälfte fördern. Dafür brauchen wir sofort eine Milliarde Euro. Das muss sich im Bundeshaushalt abbilden“, sagte Scheuer der „Bild am Sonntag“.

Keine Rolle spielen Elektroautoquoten für die Hersteller sowie eine sogenannte Bonus-Malus-Regelung, auf die sich die Mitglieder der AG 1 Anfang vergangener Woche nicht einigen konnten. Stattdessen werden regenerative und synthetische Kraftstoffe als wirksames Mittel zur CO2-Reduktion weiterverfolgt, was beim Industrieverband BDI auf Beifall, bei Umweltverbänden aber angesichts der schlechten Umweltbilanz solcher Kraftstoffe auf starken Widerstand stößt.
plattform-zukunft-mobilitaet.de (Zusammenfassung), plattform-zukunft-mobilitaet.de (Fokus Ladeinfrastruktur, PDF), plattform-zukunft-mobilitaet.de (Schlussfolgerung und Ausblick, PDF), spiegel.de, automobilwoche.de, heise.de (Heimlader)

9 Kommentare

zu „E-Förderung bleibt probates Mittel zur CO2-Senkung“
michael
01.04.2019 um 10:45
"synthetische Kraftstoffe al wirksames Mittel zur Energievernichtung" sollte es wohl lauten um von der Gewinnerzielungskette abzulenken.
stan
02.04.2019 um 19:11
Wieso, regenerative und synthetische "Kraftstoffe" kommen doch zukünftig immer mehr aus der Steckdose.Warum man das aber zum "Handlungsfeld" erklärt, erschließt sich mir nicht?
Dieter Rosenau
01.04.2019 um 12:31
Es wird Zeit, dass wir mit der alten Tradition brechen und den Bundesverkehrsminister endlich durch einen fähigen Politiker ersetzen!! So kann es ja nicht weitergehen, das widerspricht ja jeglichem gesunden Menschenverstand!
notting
01.04.2019 um 19:48
Andernorts heißt's, dass die Umweltfreundlichkeit von E-Autos sehr stark von der Akkugröße abhängt bzw. die Umweltfreundlichkeit schon sehr stark sinkt: https://www.heise.de/tr/artikel/Wie-klimafreundlich-sind-Elektroautos-4341963.html (Artikel über https://www.isi.fraunhofer.de/content/dam/isi/dokumente/sustainability-innovation/2019/WP02-2019_Treibhausgasemissionsbilanz%20von%20E-Fahrzeugen_final.pdf).notting
L. Roth
03.04.2019 um 16:28
Ja, in der Fraunhoferstudie ab ca. 600 - 800km Reichweite, was heute fast kein E-Auto hat. Außerdem wird auch klar gesagt, dass noch ein großes Einsparpotential bei der Batterieproduktion vorhanden ist, dass den Nutzen von E-Autos noch deutlicher werden lässt.
Manfred Stummer
02.04.2019 um 09:27
Solange Minister Scheuer kein BEV als Dienstwagen fährt glaube ich dem kein Wort!
Christian
02.04.2019 um 09:38
Wer glaubt, daß diese Maßnahmen zielführend sind muß Brite sein. Die können sich auch nicht entscheiden. Wer CDU wählt bekommt einen CSU Verkehrsminister!
Lothar M.
03.04.2019 um 16:30
Die CDU/CSU wird bei der nächsten Wahl die Quittung für Ihre Politik bekomme (und ich wählte seit 30 Jahren schwarz!). Die Jugend wird nicht ernst genommen in Bezug auf den Umweltschutz - sind aber bei der nächsten Wahl dabei und wie man heute sieht durchaus politisch aktiv. ;-)
L. Roth
03.04.2019 um 16:33
Nur E-Auto Quoten können die Hersteller zur Lieferung von Autos zwingen (wie in China) und damit die Wende vorantreiben. Aus eigener Erfahrung: Nur weil man ein e-Auto gekauft hat (KIA) bekommt man es noch lange nicht zum vereinbarten Termin geliefert (6 Monate + X später!). Weil KIA in anderen Märkten mehr Geld verdienen kann oder dort e-Autos liefern muss, gehen die halt da hin. Herrn Scheuer sein Dank!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Lesen Sie auch