Norwegen: Explosion an Wasserstoff-Tankstelle

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Am Pfingstmontag ist es in Sandvika nahe Oslo offenbar zu einer Explosion an einer Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Autos gekommen. Bis die Ursache geklärt ist, hat der Anbieter Nel zehn weitere Stationen geschlossen.

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Norwegischen Medien zufolge ereignete sich die Explosion am Montag gegen 17:30 Uhr an der Uno-X-Station in dem Osloer Vorort Sandvika. Personen sollen laut dem Unternehmen keine zu Schaden gekommen sein. In einem Medienbericht ist jedoch von zwei Leichtverletzten die Rede.

„Es ist zu früh, um über die Ursache zu spekulieren“, sagte Nel-Chef Jon André Løkke in einer Telefonkonferenz. „Unser oberstes Gebot ist der sichere Betrieb der von uns gelieferten Stationen. Vorsorglich haben wir zehn weitere Stationen vorübergehend geschlossen, bis weitere Informationen vorliegen.“ Die Stationen, die geschlossen sind, befinden sich laut dem Portal „E24“ in Norwegen, Dänemark und anderen Ländern.

Die Fahrer von Brennstoffzellen-Autos in Norwegen werden in den kommenden Tagen wahrscheinlich einige Schwierigkeiten haben, da Uno-X der führende Anbieter in dem Land ist. Wie lange die H2-Tankstellen außer Betrieb sein werden, ist noch nicht absehbar.

Noch in der Nacht sollen zwei Experten aus Dänemark eingeflogen worden sein, um die Rettungskräfte vor Ort zu beraten und die Behörden bei den technischen Ermittlungen zu unterstützen.

Die Betreiberfirma Uno-X Hydrogen ist ein Joint Venture aus Uno-X, Nel und Praxair. Die betroffene Station wurde im November 2016 eingeweiht und war das erste Exemplar einer neuen Tankstellen-Generation, die Nel entwickelt hatte. Neben einem geringeren Platzbedarf soll sich der Tankstellen-Typ durch eine neue Aufteilung unterscheiden: Wegen der verbesserten Kühlung des Wasserstoffs kann die Pumpe bis zu 50 Meter weit von den anderen Komponenten platziert werden.

Update 12.06.2019: Toyota und Hyundai haben die Auslieferung von Brennstoffzellen-Autos in Norwegen vorerst gestoppt. Das haben verantwortliche Manager beider Unternehmen norwegischen Medien bestätigt. Sowohl Hyundai als auch Toyota bekräftigten, dass sie Wasserstoff grundsätzlich für sicher halten. Der Auslieferungsstopp erfolge vielmehr aus praktischen Gründen, da ohne die Uno-X-Tankstellen das Nachtanken nicht möglich sei. Toyota bot seinen Mirai-Kunden an, für die Dauer der Tankstellenschließung kostenlos ein anderes Auto auszuleihen.

Update 14.06.2019: Laut den vorläufigen Untersuchungsergebnissen konnten erste Bauteile als Ursache für die Explosion ausgeschlossen werden. „Basierend auf dem, was wir auf der Baustelle gesehen haben, können wir den Schluss ziehen, dass weder der Elektrolyseur noch der von Kunden verwendete Dispenser etwas mit diesem Vorfall zu tun hatten“, sagt Geirmund Vislie von der Sicherheitsberatung Gexcon. Bei dem Dispenser handelt es sich um die Zapfsäule, die der Kunde bedient.

Die Station in Kjørbo besteht neben dem Elektrolyseur und dem Dispenser aus einem Niederdruckspeicher, einer Niederdrucktransporteinheit, einem Hochdruckspeicher, verschiedenen Ventilblöcken und der Wasserstofftankstelle selbst. Die Fehlersuche ist somit noch nicht abgeschlossen.

Zudem wurde inzwischen bekannt, dass der Vorfall auch Auswirkungen in Deutschland hat: Vier der rund 70 Wasserstofftankstellen sind außer Betrieb. „Für uns ist die Sicherheit unserer Kunden und der Stationsmitarbeiter das oberste Gebot“, teilt das Betreiber-Konsortium H2 Mobility mit. „Wir haben deshalb bereits am 10.6. als vorbeugende Maßnahme alle Stationen des Herstellers Nel in Deutschland vom Netz genommen.“ Man stehe mit dem Unternehmen „in engem Austausch, um neue Informationen insbesondere zu den Ursachen zu erhalten“.

Update: 20.06.2019: Inzwischen scheint klar, dass der Vorfall mit einem Wasserstoffleck begann. „Aufgrund weiterer Untersuchungen können wir mit Sicherheit sagen, dass die Undichtigkeit im Hochdruckspeicher aufgetreten ist“, so Vislie in einer neuen Mitteilung, „und wir führen jetzt Untersuchungen durch, um die genauen Ursache des Lecks sowie für die Zündung zu verstehen.“ Der Tank enthält sowohl von Nel entwickelte Komponenten als auch Teile von Drittanbietern.

Update: 01.07.2019: Auslöser für die Explosion an einer Wasserstoff-Tankstelle am Pfingstmontag nahe Oslo war ein falsch montierter Stecker in einem Wasserstofftank im Hochdruckspeicher. Das teilt der Hersteller Nel mit, der zusammen mit Gexcon und Behörden nun die Prüfung des Hochdruckspeichers vor Ort abgeschlossen hat. Die Untersuchung geht jedoch weiter, da noch geklärt werden muss, wie sich der ausgetretene Wasserstoff entzünden konnte.

Mit der nun identifizierten Ursache wird Nel ein Inspektions- und Integritätsprüfungsprogramm für die Hochdruckspeichereinheiten mit ähnlichen Steckern durchführen. Darunter sind auch die vier Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland. Bis zum Abschluss dieser Überprüfung bleiben die Stationen offline.

tu.no (Norwegisch), e24.no (Norwegisch), tu.no (Update 12.06.), nelhydrogen.com (Update 14.06.), h2.live (Update 14.06.), nelhydrogen.com (Update 20.06.), nelhydrogen.com (Update 01.07.)

6 Kommentare

zu „Norwegen: Explosion an Wasserstoff-Tankstelle“
Frank
12.06.2019 um 09:48
...bei der Rauch- und Feuerentwicklung könnte das auch ein ganz simpler Netztrafobrand sein .... bei einer echter Wasserstoffexplosion dürfte da wohl nicht mehr soviel Hochbau stehen ;o)
Benny
15.06.2019 um 11:37
Ich sehe das so wie Frank! Da brennt etwas, Ein Verpuffung wie bei Wasserstoff üblich sieht anders aus!
Thomas Wagner
13.06.2019 um 12:04
Dieser Brand zeigt wie abhängig die Brennstoffzellenfahrzeuge von diesen Tankstellen sind. Wenn irgendwo ein HPC Schnelllader abbrennen würde, müsste man sein BEV eben zuhause laden oder auf eine andere der über 15.000 Stromtankstellen ausweichen. Und alles wäre kein Problem :-)
Sebastian Schaal
13.06.2019 um 12:18
Ich stimme grundsätzlich zu, verweise aber bei den HPC-Ladern auf den Fall aus dem Januar: https://www.electrive.net/2019/01/26/totalausfall-etliche-hpc-lader-aktuell-simultan-stillgelegt/Dennoch bleiben dann 50-kW-Lader oder eben AC in verschiedenen Varianten.Viele Grüße, Sebastian Schaal
Dr. Hans-Georg Karmann
13.06.2019 um 12:44
Ich möchte den Kommentar von Frank unterstützen: Wenn es wirklich eine Wasserstoffexplosion gewesen wäre, könnte in der Umgebung so gut wie nichts mehr stehen. Wer erinnert sich an die Vorführung einer Knallgasexplosion in der Schule? Das WAR eine Wasserstoffexplosion!
Mathias
22.06.2019 um 15:28
Wie aus dem Chemieunterricht bekannt sein sollte ist Knallgas ungleich Wasserstoff. Daher ist die Verbrennung von H2 auch wesentlich unspektakulärer und weniger explosiv als bei Knallgas (https://de.wikipedia.org/wiki/Knallgas).Ansehen kann man sich das z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=Opvw6Pfgh5cAllerdings war die Druckwelle der initialen "Explosion" bei dem Vorfall zumindest ausreichend um die Airbags eines in der Nähe befindlichen Fahrzeug zu zünden, wie in verschiedenen Medienberichten zu lesen war.

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