Innogy darf Berliner Ladesäulen weiter betreiben
Das Tauziehen um die Ladestationen von Innogy in Berlin hat ein Ende: Das Unternehmen aus NRW hat sich in einem Vergleich mit dem Berliner Senat geeinigt und kann alle Ladesäulenstandorte erhalten. Die Stationen werden derzeit auf das Berliner Modell hin umgerüstet – und machen dieses smart.
Wir erinnern uns: Mit dem Schaufenster für Elektromobilität sollte ab Mitte 2012 eine „berlinweit einheitliche Ladeinfrastruktur“ entstehen. 400 neue AC-Ladepunkte und 20 DC-Schnelllader sollten her – und zwar schnell. Doch in dem Vorhaben namens „be emobil“ war – wie bei Berliner Großprojekten üblich – von Anfang an der Wurm drin. Nach einem aufwändigen Ausschreibungsverfahren wurde erst im April 2015 die erste Allego-Ladesäule nach dem landesspezifischen Modell in Betrieb genommen.
Mit dem Start standen jedoch die von RWE aus Mitteln des Konjunkturpakets nach der Finanzkrise aufgebauten Ladesäulen vor dem Aus. Ladestationen, welche die neuen Vorgaben (optisch wie technisch) nicht erfüllten, sollten abgebaut werden. Entsprechende Sondernutzungsgenehmigungen der Bezirke wurden nicht verlängert, die Beschilderung der Anlagen in einigen Stadtgebieten sogar abgebaut. Dagegen zog der Rechtsnachfolger Innogy vor das Verwaltungsgericht. Wie electrive.net aus gut unterrichteten Kreisen erfahren hat, kam es bereits im Frühjahr 2019 zu einer außergerichtlichen Einigung mit dem Berliner Senat.
Auf Anfrage teilte Innogy nun mit, dass künftig „unsere Infrastruktur auch im Rahmen des Berliner Modells nutzbar sein“ wird. Alle 89 Standorte bleiben erhalten und sind für mehrere Jahre gesichert. „Wir haben nun begonnen, die Ladetechnik inklusive RFID-Reader zu aktualisieren.“ Damit wird die zentrale Forderung des Senats für einen einheitlichen Zugang per RFID seitens Innogy erfüllt. Behalten kann Innogy dagegen sein schlankes Säulendesign, wobei die Außenfarbe auf das geforderte Verkehrsgrau angepasst wird. Die Umrüstung läuft bereits und konnte durch die Redaktion von electrive.net bereits in Augenschein genommen werden.
Vorteil für Berliner mit Elektroauto: „Übergangsweise und während der Umrüstungsphase sind einige der Ladepunkte kostenfrei nutzbar“, heißt es seitens Innogy. Im Anschluss kann die Nutzung der Ladepunkte sowohl über die Berliner E-Mobilitätsangebote (z.B. BVG-Fahrcard oder NewMotion-Ladekarte), als auch über die App „eCharge+“ und über das innogy Direct Payment (Kosten: 39 Cent je kWh) erfolgen. Das wiederum ist ein Novum im Berliner Modell: Die bestehenden Säulen können bis dato nur per RFID zum Laden überredet werden, nicht aber digital per App. Der Autor hatte diese Lösung Mitte 2017 als „analoges Inselmodell“ bezeichnet, den Beitrag können Sie hier nachlesen.
Die zum Teil beseitigte Beschilderung der Innogy-Ladestationen mit Halteverboten soll durch die entsprechenden Stadtbezirke wieder eingerichtet werden. Insofern herrscht ab sofort wohl Frieden an der Berliner Ladeinfrastruktur-Front. Und Innogy kann für sich verbuchen, das Berliner Modell nutzerfreundlich aufgebrochen zu haben.
Unklar ist derweil noch das neue Preismodell im Berliner Modell. Nach der Umrüstung der bestehenden „be emobil“-Stationen von EBG compleo auf die Vorgaben des Eichrechts hin sollen auch die Mitte 2017 eingeführten Pauschaltarife durch eine kWh-basierte Abrechnung ersetzt werden. Laut der Interessengemeinschaft Elektromobilität Berlin-Brandenburg (IGEMBB) läuft eine kartellrechtliche Überprüfung des Preismodells. Mit der Bekanntgabe der neuen Preise rechnen wir in Kürze.
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