Vision EQS: Mercedes gibt Ausblick auf elektrische Luxuslimousine

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Mit dem Vision EQS hat Mercedes auf der IAA ein Concept Car einer elektrischen Luxuslimousine vorgestellt. Der Vision EQS soll aber mehr sein als eine S-Klasse mit Elektromotor – er soll zukunftsweisend für die „gesamte Mercedes-Benz EQ Familie“ sein und mündet in eine neue E-Auto-Plattform.

Zwei Dinge sind laut Mercedes zeitlos: das Bedürfnis nach Fortbewegung und das Verlangen nach Besonderem. Aus dieser Feststellung heraus haben die Stuttgarter für die Internationale Automobil Ausstellung in Frankfurt eine Fahrzeugstudie entworfen, die einen Ausblick auf „eine neue Dimension des nachhaltigen Luxus“ geben soll, wie Daimler in einer Mitteilung den EQS umschreibt.

Bei der Entwicklung des EQS standen drei Elemente im Vordergrund: Das Design, die verbaute Antriebstechnologie und der Innenraum samt Bedienkonzept. Bei der Gestaltung ist Mercedes einige neue Wege gegangen, die uns in Zukunft öfters bei elektrischen Modellen aus Stuttgart-Untertürkheim begegnen dürften. Das neuartige, gestreckte „one-bow“-Design gehört da sicher zu den auffälligsten Punkten. Laut den Designern verleihe die „Seamless“-Ästhetik der spannungsgeladenen, kraftvollen Skulptur dem VISION EQS „seinen majestätischen Auftritt“. Andere mag sie ein wenig an einen CLA erinnern.

Interessant sind einige der Details: So hat Mercedes auf abgesetzte Scheinwerfer und Rückleuchten verzichtet und setzt stattdessen auf eine nahtlose Integration des Lichts: Die Hauptscheinwerfer gehen fließend in den „Black-Panel-Grill“ über, dieser enthält zudem 940 LEDs, die mit ihrer Beleuchtung der glatten Glas-Oberfläche eine Tiefenwirkung geben sollen. Die Heckleuchte besteht aus 229 einzelnen LED-Sternen, die fugenlos in die Karosserie integriert sind. Zudem wird der am Showcar silbern lackierte untere Teil der Karosserie vom schwarz gehaltenen oberen Teil durch ein umfließendes LED-Leuchtenband getrennt. Damit testen die Designer viele Ideen auf einmal aus – wie gesagt: Wir werden einige, aber sicher nicht alle davon in späteren Serienmodellen wiedersehen.

Auch seine Rolle als Technologieträger – was eine neue Luxuslimousine bei Mercedes immer ist – nimmt der Vision EQS ernst. So baut die Studie auf einer völlig neuen, vollvariablen elektrischen Antriebsplattform auf, die „in vieler Hinsicht skalierbar und modellübergreifend einsetzbar“ sein soll. Radstand und Spurweite sowie alle übrigen Systemkomponenten, insbesondere die Batterien, sind dank des modularen Systembaukastens variabel und damit für unterschiedlichste Fahrzeugkonzepte geeignet. Die Fahrzeugstruktur baut auf einen „intelligenten Multi-Materialmix aus Stahl, Aluminium und Carbon und nachhaltigen Materialien aus Rezyklaten“.

Zu den technischen Daten der neuen Plattform verrät Mercedes wenig. Der Vision EQS kommt mit zwei Motoren auf eine Leistung von 350 kW, er soll in unter 4,5 Sekunden auf 100 km/h sprinten und die Höchstgeschwindigkeit soll bei über 200 km/h liegen. Dennoch gibt Mercedes eine WLTP-Reichweite von „bis zu 700 Kilometern“ an – dabei soll vor allem „die neueste Generation der Elektromotoren mit hochintegrierter Leistungselektronik und Getriebestufe für einen Effizienzsprung“ sorgen. Interessant: In der Mitteilung ist von einer Ladeleistung von 350 kW die Rede – also scheint auch Mercedes auf eine 800-Volt-Technologie zu wechseln. Noch interessanter wird sein, ob der EQS das erste 800-Volt-Modell der Stuttgarter wird oder ob vor ihm noch ein anderes Modell diese Technologie erhält.

Bleibt als dritter Punkt der Innenraum. Hier dürfte auch das Fazit des Karosserie-Designs zutreffen: Einige Elemente werden wir in Serienautos sehen, andere eher nicht. Wir tippen stark darauf, dass die schicken, aber vermutlich etwas unpraktischen Sitze mit ihrem geschwungenen Design für die Serienfertigung noch durch konventionellere Sessel ersetzt werden – bei Studien gang und gäbe. Deutlich größere Chancen auf den Sprung in die Serie – wenn auch in abgewandelter Form – dürfte das Bediensystem des Vision EQS haben. Die Bildschirme verschmelzen quasi mit den Armaturenträgern. In der PR-Prosa heißt das: „Die Verschmelzung von Material und Information untermalt eine mögliche intuitive Interaktion der Zukunft.“

Ob das fließend in die Mittelkonsole integrierte Zentraldisplay so in die Serie kommt, ist ungewiss. Aber der Weg führt auch bei Mercedes hin zur Touch-Bedienung – auch wenn bis vor wenigen Jahren unter Entwicklungsvorstand Thomas Weber noch eine ganz andere Richtung verfolgt wurde. Sogar in den Türen, in etwa an der Position der Fensterheber, haben Fahrer und Beifahrer jetzt eigene Seiten-Displays, über die das Fahrerlebnis individualisiert werden kann.

Einen weiteren Punkt haben wir noch nicht erwähnt: die Nachhaltigkeit. Mercedes bekräftigt das Ziel, in 20 Jahren eine CO2-neutrale Neuwagen-Flotte anzustreben – also in weniger als drei Produktzyklen. Dafür sollen auch Werke CO2-neutral geplant, erneuerbare Energien verwendet und recyclefähige Materialien eingebaut werden.

Dass das mit der Nachhaltigkeit aber nicht ganz einfach ist und Konzerne dabei auch teilweise von ihren Zulieferern abhängig sind, zeigt ein Satz aus der Pressemitteilung: „Bereits für die nächste Fahrzeuggeneration der Produkt- und Technologiemarke EQ soll ein Teil der Batteriezellen zu 100% mit Strom aus erneuerbaren Energien produziert werden.“ Ein Teil. Mehr kann selbst Mercedes derzeit nicht garantieren.
daimler.com

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