Ford bezieht wohl deutlich mehr MEB-Baukästen von VW

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VW verhandelt im Rahmen der im Juli besiegelten Kooperation mit Ford über ein zweites E-Auto auf MEB-Basis. Die ursprüngliche Vereinbarung sah noch vor, dass Ford für ein erstes eigenes Modell 600.000 MEB-Baukästen bei Volkswagen einkauft. Nun könnten es deutlich mehr werden.

Laut „Handelsblatt“ rückt die Entscheidung näher, dass es in Europa auch ein zweites Elektroauto von Ford auf MEB-Basis geben wird. „Ja, wir sprechen darüber“, wird Ford-Europa-Chef Stuart Rowley zitiert. Aus wirtschaftlicher Sicht sei es nicht sinnvoll, „nur ein einziges Auto auf MEB-Basis zu produzieren“. Auch Volkswagen-Chef Herbert Diess habe gegenüber der eigenen Mitarbeiterzeitung bereits zuvor erklärt: „Wir befinden uns derzeit in Gesprächen über einen komplett neuen Liefervertrag für ein zweites Fahrzeug.“ Damit könnte VW seine Lieferungen von MEB-Plattformen an Ford fast verdoppeln.

Im Juli galt als spruchreif, dass die europäische Ford-Tochter ab 2023 „mindestens ein rein Batterie-elektrisches Fahrzeug in hoher Stückzahl“ in Europa anbieten wird. Dazu bezieht der Autobauer den Elektrobaukasten von VW inklusive Batteriepacks und zugehöriger Komponenten, um auf dieser Basis selbst eigene E-Fahrzeuge zu entwickeln. Wie hoch die Lizenzgebühren für die Nutzung des MEB sind, teilen die Amerikaner nicht mit.

Ford Europa wird sein erstes MEB-Elektroauto in Köln entwickeln, ob es dort auch gefertigt wird, wollte Rowley noch nicht bestätigen. Das Fahrzeug in einer der deutschen Ford-Fabriken (Köln oder Saarlouis, Anm. d. Red.) zu produzieren „ist eine Möglichkeit“, sagte er jetzt gegenüber dem „Handelsblatt“. Viel spricht jedoch für das Stammwerk in Köln, u.a. der geplante Produktionsstart 2023. Zu diesem Zeitpunkt läuft nämlich der dort aktuell vom Band rollende Fiesta aus.

Interessant auch: Anfang Juli hat Ford in Europa ein umfangreiches Restrukturierungsprogramm angekündigt, 12.000 Stellen sollen abgebaut werden. Im Kerngeschäft steht der Hersteller mit dem Rücken zur Wand: Die aktuelle Flotte, die sich in Europa ohnehin nur schleppend verkauft, verbraucht zu viel. Ab 2021 drohen hohe Strafzahlungen in der EU. Ohne Elektroautos kann Ford wohl den Flottenverbrauch nicht schnell genug senken. Deshalb wird es nun künftig zu jedem neuen Modell auch eine elektrifizierte Variante geben. Laut Rowley sollen elektrifizierte Autos Ende 2022 dann auch mehr als die Hälfte der Verkäufe ausmachen.

Und was hat Volkswagen von alledem? Es ist jetzt ein halbes Jahr her, dass die Wolfsburger im Zuge des Genfer Autosalons bekannt gegeben haben, den MEB für externe Hersteller öffnen zu wollen. Als erster Nutzer wurde gleich das Aachener Startup e.GO Mobile präsentiert. Ford ist der zweite, natürlich weitaus größere Bezieher dieses Elektrobaukastens. Die Botschaft, die Volkswagen dadurch vermittelt, lautet: Der MEB kann für viele Automobilhersteller die technische Basis für den Einstieg in die Elektromobilität werden. Der in einer Aluminium-Stahl-Kunststoff-Mischbauweise hergestellte Karosserieverbund sei selbsttragend. Und dank des modularen Aufbaus könne der obere Karosseriebereich vom MEB-Chassis gelöst werden, was viele Fahrzeug-Varianten möglich machen soll.

Die Vorteile, die VW durch die Öffnung des Baukastens erzielt, liegen auf der Hand: Höhere Stückzahlen führen zu Skaleneffekten und niedrigeren Kosten. Und in jedem MEB-Fahrzeug würde vermutlich auch eine Volkswagen-Batterie stecken, was die Abnahmemengen des sich manifestierenden Joint Ventures mit Northvolt zur Zellproduktion ebenfalls steigern könnte. Kurz gefasst: Die VW-Verantwortlichen wollen als „Plattform-Profis“ den MEB „als Standard der E-Mobilität etablieren“. Den Großteil der MEB-Gestelle nutzt VW freilich selbst: Aktuell entwickelt der Konzern 27 MEB-Modelle für alle Marken, bis 2028 sollen es 70 Modelle sein.
handelsblatt.com (Bezahlschranke)

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