Canoo zeigt einzig per Abo erhältliches E-Fahrzeug

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Das Elektroauto-Startup Canoo (ehemals Evelozcity) aus Los Angeles hat sein gleichnamiges erstes Modell vorgestellt. Das geräumige Elektrofahrzeug bietet Platz für sieben Personen und soll ab 2021 ausschließlich im Abonnement angeboten werden – zunächst in Los Angeles.

Canoo gibt für seinen Debütstromer eine EPA-Reichweite von rund 250 Meilen (etwa 400 km) an, eine 80-Prozent-Ladung des Akkus soll in unter 30 Minuten möglich sein. Der Elektromotor an Bord soll 220 kW liefern und eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 200 km/h ermöglichen. Was autonome Fahrfunktionen angeht, wird der Canoo mit dem Niveau „Level 2 plus“ aufwarten. So viel zu den bisher publizierten technischen Daten, als wirklich innovativ dürften aber das Design und das Geschäftsmodell durchgehen.

Zunächst zum Design: Canoo spricht davon, ein Auto „mit dem Innenraum eines großen SUV und der äußeren Grundfläche eines Kompaktautos“ kreiert zu haben. In der Tat mutet das Modell wie ein Kleinbus an. Die kompletten Maße bringen eine Länge von 4,4 Meter, eine Breite von 1,9 Meter und eine Höhe von 1,8 Meter hervor. Bis zu sieben Personen sollen im Canoo Platz finden: Zwei vorne und fünf in einem loungeartigen Innenraum hinten. Besonders augenfällig: Die Fahrgäste nehmen hinten auf einer eckigen Sitzbank Platz.

Interessant auch: Canoo verzichtet anders als Tesla oder Byton auf große Displays. Die Idee: Die Insassen sollen einfach ihr Smartphone nutzen, um etwa Navigation, Musik oder Heizung zu steuern – in etwa so, wie man das aktuell aus dem „Connected Home“-Bereich kennt. Das Unternehmen geht sogar so weit, dass es angibt, sich an der Bauhaus-Philosophie orientiert zu haben, bei der sich alles im Kern um Minimalismus und Funktionalität dreht. Es bestehe keine Notwendigkeit, dass Elektroautos wie traditionelle Autos aussehen, heißt es in einer von Canoo veröffentlichten Pressemitteilung. Das minimalistische Design biete den Abonnenten alles, was sie brauchen und nichts, was sie nicht brauchen.

„Wir glauben, dass das Potenzial von Elektroauto-Architekturen eine Post-SUV-Ära ermöglichen kann, die dem ständig wachsenden Wunsch nach Raum und Wert gerecht wird“, bekräftigt Canoo-CEO Ulrich Kranz. „Wir haben einen wirklich anderen Ansatz für Elektroautos versprochen und unser Canoo beweist, dass wir diese Vision umsetzen können.“

Den Versuch, sich von der Konkurrenz abzusetzen, unternimmt Canoo auch im Hinblick auf das Geschäftsmodell: Den neuen Stromer wird es demnach nicht zu kaufen, sondern ausschließlich in einem Abo-Modell geben, das Versicherung, Registrierung, Wartung und eventuell sogar Strom integriert. Das Unternehmen spricht von einem „unverbindlichen Abo zu einem monatlichen, erschwinglichen Preis und ohne festes Enddatum“. Die Intention dahinter: Elektroautos sollen so für Verbraucher günstiger zu haben sein. Für Canoo entfällt dadurch auch ein Händlernetzwerk. Den Kontakt zum Endkunden gestaltet das Unternehmen direkt. Wie hoch die Abo-Kosten ausfallen werden, damit hält Canoo derweil noch hinter dem Berg.

Dafür gestattet das Startup einen Blick in die Produktionspläne: Der Canoo wird auf einer Skateboard-Architektur aufbauen, bei der alle essenziellen Teile im Unterbau platziert werden. So verschafft sich das Unternehmen bei dem Aufbau – der Kabine – eine größere Flexibilität. Auf diese Weise will Canoo die Kosten und Entwicklungszeiten neuer Modelle klein halten.

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Die Produktion wird das Startup derweil nicht selbst bewerkstelligen. Canoo sehe sich eher als Designer und Automarke, nicht als Produzent, schreibt etwa die „WirtschaftsWoche“. Gespräche mit Auftragsproduzenten würden bereits laufen. Klar ist bisher lediglich, dass die Prototypen in Michigan gebaut werden. Was den Zeitplan betrifft, beginnt jetzt zunächst die Phase der Beta-Tests. Die Entwicklungsingenieure von Canoo werden in den kommenden Monaten folglich das Zusammenspiel aller Teile und Systeme evaluieren, ehe der Fokus auf die Markteinführung und die Produktion verlagert werden kann. Als Marktstart peilt das Unternehmen das Jahr 2021 an.

Das wäre ein bemerkenswertes Tempo, denn Evelozcity, wie Canoo zuvor hieß, wurde erst im Dezember 2017 gegründet. Das Startkapital erhielt bzw. erhält das Unternehmen laut „WirtschaftsWoche“ von reichen Unternehmerfamilien aus Deutschland, China und Taiwan, die zuvor nicht in der Autobranche aktiv waren. Im März 2019 machte das Startup die Umbenennung in Canoo publik und kündigte erstmals an, vier E-Fahrzeuge auf besagter Skateboard-Plattform bauen zu wollen: ein Lifestyle-, ein Pendler-, ein Liefer- und ein Ride-Hailing-Fahrzeug.

Klingt alles vielversprechend, dabei darf aber nicht vergessen werden, dass bei Canoo erst kürzlich etwas Unruhe auf Vorstandsebene ausgebrochen ist. Erst zog sich Karl-Thomas Neumann aus dem Vorstand zurück, kurz darauf auch Stefan Krause, der sich aber immerhin aus dem Aufsichtsrat heraus weiter um die Finanzierung von Canoo kümmern will. Krauses Position als CEO hat derweil der ehemalige BMW-i-Chef und bisherige Canoo-Entwicklungschef Ulrich Kranz übernommen. Letztlich ist die Firma auf einen funktionierenden Mittelzufluss von Investoren angewiesen, um seine Pläne zu verwirklichen.
prnewswire.com, medium.com, wiwo.de

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