Mercedes: Reichweiten-Zuwachs für neuen eVito Tourer

Mercedes hat die überarbeitete Version des eVito Tourer (und der Verbrenner-Varianten) vorgestellt. Die Elektro-Version erhält dabei eine deutlich größere Batterie, mehr Leistung und endlich auch die Möglichkeit zum schnellen DC-Laden.

Wir erinnern uns: Bisher war der eVito mit seiner 41,4 kWh großen Batterie, der Reichweite zwischen 150 und 186 Kilometern und dem ausschließlichen Wechselstrom-Laden nicht sehr flexibel einsetzbar. Der Laderaum wusste zwar zu überzeugen (in der Tourer-Version auch der Platz für die Passagiere), aber für Einsätze außerhalb der KEP-Branche mit fester Lademöglichkeit im Depot musste der Fahrer einige Kompromisse oder lange Ladepausen in Kauf nehmen. Für den Einsatz im professionellen Personentransport oft ein KO-Kriterium.

Mit der überarbeiteten Version, die im Sommer kommen soll, ändert sich das teilweise. Der eVito Tourer übernimmt künftig den Antrieb aus der Pkw-Version EQV. Der eVito Kastenwagen, also die Transporter-Version, behält aber den alten Antrieb und auch das Ladesystem. Die Entscheidung für zwei unterschiedliche E-Antriebe im Kastenwagen und Tourer begründet Mercedes auf Nachfrage mit der unterschiedlichen Zielgruppe. „Der eVito Kastenwagen wird vor allem im urbanen KEP-Betrieb genutzt, die täglichen Laufleistungen lassen sich bereits heute bedienen“, so ein Mercedes-Sprecher gegenüber electrive.net. „Der eVito Tourer kommt vor allem bei der Personenbeförderung und im behördlichen Umfeld zum Einsatz. Hier wollen wir unseren Kunden durch Schnellladen und höhere Reichweiten ein noch besseres Gesamtpaket anbieten.“

Für den Passagier-Transporter eVito Tourer heißt das: Der E-Motor leistet künftig 150 kW (Dauerleistung: 70 kW) und der Akku wird mehr als doppelt so groß: Die Brutto-Kapazität liegt bei 100 kWh, nutzbar davon sind laut der Mitteilung 90 kWh. Den Norm-Verbrauch gibt Mercedes mit 26,2 kWh/100 km an, die Reichweite mit 421 Kilometern – allerdings noch nach NEFZ. Gegenüber den bisher maximal 186 Kilometern ist dies trotz NEFZ ein enormer Fortschritt.

 

Der wassergekühlte Onboard-Lader von Delphi ermöglicht ein dreiphasiges AC-Laden mit bis zu 11 kW. Die DC-Ladeleistung liegt ab Werk bei 50 kW, optional sind maximal 110 kW möglich. Diesen Wert nannte Mercedes auch bei der Vorstellung des EQV, zudem soll die Ladezeit von 10 auf 80 Prozent bei „unter 45 Minuten“ liegen. Die maximale Ladeleistung wird also ab einem gewissen Punkt abgeregelt, über den genannten SoC-Bereich liegt sie aber immer noch bei 84 kW. Mit dem Serien-Lader von 50 kW liegt die Ladezeit von 10 auf 80 Prozent bei 80 Minuten, was in dem Bereich einer durchschnittlichen Ladeleistung von 47 kW entspricht.

Beim Thema Laden sollen eVito-Kunden von der beim eSprinter vorgestellten Konnektivitätslösung Mercedes Pro connect profitieren können. Über die App kann nicht nur das Laden gesteuert, sondern auch das Auto vorgeheizt bzw. gekühlt werden. Zudem können alle Daten auch im Flottenmanagement-Tool eingesehen werden. Flottenkunden bietet Mercedes zudem eine Komplettlösung mit kompatibler Ladesäule und (bei mehreren Ladepunkten) ein Lastmanagement.

Der CCS-Port sitzt wie beim EQV vorne links im Stoßfänger – sicher nicht der unkritischste Ort bei einem kleineren Auffahrunfall oder Parkrempler, aber an einer Schnellladestation (sofern an der Stirnseite der Parklücke platziert) ist die Ladebuchse gut erreichbar. Oder zumindest deutlich besser als beim bisherigen eVito, wo die AC-Buchse einfach anstelle des Tankstutzens an der Fahrertüre montiert wurde – bei eingestecktem Kabel war es so teilweise nicht möglich, die Fahrertüre zu öffnen.

Die Höchstgeschwindigkeit des eVito gibt Mercedes mit 140 km/h an, optional kann diese auf 160 km/h angehoben werden. Am Grund-Layout des Antriebs wurde trotz der gestiegenen Leistungsdaten übrigens nichts geändert: E-Maschine, Getriebe (mit fester Übersetzung), Kühlsystem und Leistungselektronik sitzen im Motorraum des Verbrenners, die Batterie ist flach in den Unterboden integriert. Mit der zentralen Lage und dem tiefen Schwerpunkt soll sich die Anordnung positiv auf das Fahrverhalten des eVito auswirken.

Über drei Fahrprogramme und die verschiedenen Rekuperations-Modi (steuerbar über Schaltwippen am Lenkrad) soll der Fahrer flexibel zwischen Komfort und maximaler Reichweite wählen können, so Mercedes. Im Comfort-Modus stehen immer die vollen 150 kW und 362 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, während die Spitzenleistung in den Modi Economy und Economy+ auf 100 bzw. 80 kW und das Drehmoment auf 293 Nm gedrosselt werden. Zum Überholen stehen aber auch in diesen Modi beim Kick-down die vollen 150 kW zur Verfügung. Zudem übernimmt der eVito aus den Pkw-Modellen auch die Rekuperationsstufe D-Auto, bei der das System mit weiteren Assistenzsystemen vernetzt wird (etwa dem Abstandsradar) und so die Rekuperation vorausschauend und situationsspezifisch anpassen soll.

Zwei Längen, aber noch keine Preise

Der eVito soll in zwei Längen angeboten werden, mit 5,14 Metern und in der extralangen Version mit 5,37 Metern. Zudem soll der Wagen flexibel bestuhlbar sein, maximal sind neun Sitzplätze möglich, oder auch eine komfortablere Vis-à-vis-Bestuhlung für den Shuttle-Einsatz. In der Lang-Version liegt das maximale Gepäckraumvolumen bei 999 Litern, bei der Extralang-Version bei 1.390 Litern.

Auch der Innenraum wurde etwas aufgewertet. Bereits das serienmäßige Radio „Audio 10“ verfügt über DAB-Empfang sowie eine Bluetooth-Anbindung für die Freisprechanlage oder das Streamen von Musik. Die Systeme „Audio 30“ und „Audio 40“ verfügen über einen sieben Zoll großen Touchscreen mit Anbindung von Apple CarPlay und Android Auto. Erstmals wird in der Fahrzeugklasse auch ein digitaler Innenspiegel angeboten, der im Innenspiegel das Bild der Rückfahrkamera anzeigen kann – etwa bei hoher Beladung praktisch.

Preise für den überarbeiteten eVito nennt Mercedes in der Mitteilung noch nicht. Bisher kostete das Modell 45.710 Euro netto. Wir sind gespannt, wie sich Mercedes das Technik-Upgrade von den Kunden bezahlen lässt.

Technische Daten:
Leistung70 kW (150 kW Peak-Leistung)
max. Drehmoment362 Nm
Höchstgeschwindigkeit140 km/h (160 km/h optional)
Reichweite kombiniert (NEFZ)421 km
Verbrauch (WLTP)26,2 kWh/100 km
Batteriekapazität100 kWh (90 kWh nutzbar)
Ladeleistung DC50 kW (110 kW optional)
Ladezeit DC (10 bis 80 Prozent)ca. 80 Minuten (< 45 Minuten)
Ladeleistung AC11 kW (Typ 2, dreiphasig)
Ladezeit AC (0 bis 100 Prozent)< 10 Stunden
Zulässiges Gesamtgewicht3.500 kg
Gepäckraumvolumen (Liter)999 (lang), 1.390 (extralang)

daimler.com

4 Kommentare

zu „Mercedes: Reichweiten-Zuwachs für neuen eVito Tourer“
Bartholomäus Steiner
11.03.2020 um 11:07
Alles richtig gemacht! Daumen hoch
Marc
13.03.2020 um 07:10
Das ist ja sensationell ! Endlich. Sofort kaufen ;-)Aber warum finde ich davon nichts auf den heute aufgerufenen Webseiten von Mercedes-Benz ? https://www.mercedes-benz.de/vans/de/vito/e-vito-tourerWarum weiß mein Vito-Verkäufer des Vertrauens in Berlin davon nichts ? Fragen über Fragen...
Matthias
14.09.2020 um 23:22
ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn er so als Kasten kommt bin ich dabei. Warum fragt MB nicht Nutzer die bereits E-Auto Fahrer sind. Ich denke sie könnten dann mehr verkaufen
Wilfinger Friedrich
11.01.2021 um 19:31
Super Auto aber leider keine Anhängerkupplung.

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