Niederlande: Austauschbare Batterien für Binnenschiffe

Ein niederländisches Konsortium hat sich mit seinem neu gegründeten Gemeinschaftsunternehmen Zero Emission Services (ZES) die emissionsfreie Binnenschifffahrt auf die Fahnen geschrieben. Noch in diesem Jahr wollen die Initiatoren das erste Elektroschiff in Betrieb nehmen.

Konkret sieht das Geschäftsmodell von ZES vor, austauschbare Batteriecontainer, sogenannte ZES-Packs, an Schifffahrtsunternehmen zu vermieten. Rund um diese Kernidee schnürt das Unternehmen ein Dienstleistungspaket mit Ladestationen, grünem Strom, technischer Unterstützung und einem Bezahlkonzept für Schiffseigner. Je nach Strömung, Größe und Tiefgang des Schiffes seien mit zwei ZES-Packs 50 bis 100 Kilometer erreichbar, heißt es in einer Mitteilung des niederländischen Konsortiums.

Konkret arbeiten für das Vorhaben der Hafenbetrieb Rotterdam, das Schifffahrtsunternehmen Wärtsilä, der Energiekonzern Engie und die Bank ING zusammen. Unterstützung kommt zudem vom niederländischen Ministerium für Infrastruktur und Wasserwirtschaft. Erster Kunde ist Heineken. Der Bierkonzern hat sich verpflichtet, zehn Jahre lang Bier emissionslos von der Brauerei in Zoeterwoude nach Moerdijk zu transportieren. Noch vor Jahresende soll das erste Schiff – die Alphenaar – zu diesem Zweck von Alphen aan de Rijn nach Moerdijk pendeln. Bereits 2021 werden voraussichtlich fünf weitere Schiffe hinzukommen.

ZES konzentriert sich in erster Linie auf die Containerbinnenschifffahrt. Das Unternehmen prognostiziert, dass im Jahr 2030 bereits etwa 150 Binnenschiffe mit ZES-Packs fahren könnten. Für den Austausch der Akku-Container ist der Aufbau eines Netzwerks sogenannter „Open Access-Ladepunkte“ geplant. Dort können die leeren Packs gegen frisch aufgeladene Batterie-Container ausgetauscht werden.

Der erste Standort wird in Alphen aan de Rijn entstehen. Anschließend soll die Einrichtung des Korridors Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen sowie die Herstellung einer Verbindung nach Nijmegen in den Fokus rücken. Mit etwa 20 Ladestationen könne eine landesweite Deckung erreicht werden, äußert das Unternehmen. Die ZES-Packs sind unterdessen so konzipiert, dass sie auch zeitweise an Land eingesetzt werden können – beispielsweise zur Stabilisierung des Stromnetzes oder zur Deckung eines befristeten örtlichen Elektrizitätsbedarfs. Außerdem betonen die Konsortialpartner, dass die Container in Zukunft auch auf der Basis von Wasserstoff Elektrizität liefern könnten.

ZES will mit diesem Konzept die in den Niederlanden stark ausgeprägte Binnenschifffahrt dazu mobilisieren, auf emissionslose Antriebe umzusteigen. Angesichts hoher Investitionen in die Umrüstung der Containerschiffe verspricht das Unternehmen daraufhin niedrige Betriebskosten. Per „Pay-per-Use“-Tarif stellt ZES den Schiffseignern ausschließlich die verbrauchte Energie und die Miete der Akku-Container in Rechnung.

„Wenn es um den nachhaltigen Gütertransport über das Wasser geht, haben die Niederlande eine Vorreiterrolle inne. Über ein Drittel des gesamten Güteraufkommens und 80 Prozent der Massengüter werden in Binnenschiffen transportiert“, konstatiert Cora van Nieuwenhuizen, Ministerin für Infrastruktur und Wasserwirtschaft. „Einerseits fahren dadurch viel weniger Lkw auf den Straßen, wodurch es weniger Staus gibt, andererseits gibt ein Binnenschiff viel weniger CO₂-Emissionen ab. Diesen Vorsprung wollen wir jetzt mit diesen neuen elektrisch angetriebenen Binnenschiffen noch weiter ausbauen.“
edison.media, portofrotterdam.com, wartsila.com

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