Bielefeld: Vier H2-Busse und eine H2-Tankstelle

Das Bielefelder Verkehrsunternehmen moBiel hat vier Wasserstoffbusse und eine H2-Tankstelle bestellt. Die Fahrzeuge kommen aus Portugal, die Tankstelle aus Erlangen. Bis alles in Betrieb geht, wird es aber noch etwas dauern.

Die vier 12-Meter-Busse, die auf der Linie 29 (Baderbach – Schildhof) erprobt werden sollen, kommen vom portugiesischen Hersteller Caetano und werden laut der Mitteilung von moBiel zur Jahreswende 2021/22 über Bielefelds Straßen rollen.

Die Wasserstofftankstelle liefert die Framatome GmbH aus Erlangen, Tochter des französischen Framatome-Konzerns. Framatome ist die Kraftwerksparte des ehemaligen Areva-Konzerns. Neben der Kerntechnik treibt die Framatome GmbH nach eigenen Angaben die Entwicklung von Wasserstoff- und Batteriesystemen zum Speichern von Energie voran.

Martin Uekmann, Geschäftsführer von moBiel, zeigt sich mit der nun getätigten Bestellung erleichtert. „Als unser Aufsichtsrat im Herbst 2018 beschloss, in die Erprobung der im Betrieb emissionsfreien Wasserstofftechnik einzusteigen, wussten wir, dass wir es nicht mit einem etablierten Massenprodukt, sondern mit hochinnovativer Technik zu tun haben würden“, so Uekmann. „Unsere Vorahnung hat sich bestätigt. Es bedurfte intensiver Arbeit und großer Geduld, bis alle Fragen rund um Förderung, europaweiter Ausschreibung und Vergabe der Aufträge geklärt waren.“ Nun aber haben man „auf einem sehr engen Markt“ die Fahrzeuge und eine Tankstelle gefunden, die gut zu dem Pilotprojekt des Unternehmens passen würden.

Die Tankstelle wird zu 90 Prozent, die Busse zu 60 Prozent gefördert. „Nur dank der Fördermittel durch das Land NRW können wir die Wasserstoffbusse und die Tankstelle beschaffen“, sagt moBiel-Technikchef Kai-Uwe Steinbrecher. „Denn wirtschaftlich betreiben lassen sie sich noch nicht.“ Alleine die Treibstoffkosten der vier Busse würden rund 60.000 Euro pro Jahr über denen von Dieselbussen liegen.

Die Fahrzeuge vom Typ H2.City Gold von Caetano bieten 37 Sitzplätze und den für Niederflur-Bus typischen einfachen Einstieg – die Brennstoffzellentechnik liefert Toyota zu. Die Fahrzeuge sollen in Bielefeld den ganzen Tag auf der 7,6 Kilometer langen Linie 29 verkehren, da die Reichweite laut dem Hersteller zwischen 350 und 400 Kilometern liegt. Da kein Tankstopp notwendig ist, fügen sich die Brennstoffzellen-Busse in den normalen betrieblichen Ablauf ein.

Für die Busse wird auch dem in Heepen nicht nur die Tankstelle, sondern auch eine kleine Abstellhalle gebaut. Die gesamte Anlage inklusive Wegen, Abstellhalle, Tanks und Tankvorrichtung beanspruche mit rund 6.600 Quadratmeter etwas weniger Fläche als ein Fußballfeld. Der Tank-Druck der Anlage beträgt wie bei Nutzfahrzeugen üblich 350 bar. Eine Betankung von Brennstoffzellen-Pkw ist nicht vorgesehen, da diese in der Regel 700 bar benötigen.

Der Standort in Heepen ist vorausschauend gewählt. Zu Beginn sollen die für 1.000 Kilogramm Wasserstoff ausgelegten Tanks mit Lastwagen versorgt werden – woher der Wasserstoff stammt, gibt moBiel in der Mitteilung nicht an. Bei maximal 37,5 Kilogramm H2 pro Fahrzeug reicht eine Befüllung der Tankstelle für 26 Tankvorgänge – oder bei vier Fahrzeugen rund sechs Tage. Perspektivisch sei aber auch eine Wasserstofferzeugung aus der Müllverbrennungsanlage Heepen vorstellbar, so Uekmann und Steinbrecher.

„Mit dem in der MVA gewonnenen Strom könnten wir in Zukunft grünen Wasserstoff für unsere Busse und vielleicht auch andere Nutzfahrzeuge produzieren. Dies wäre ein wichtiger Beitrag zu der im Rahmen der Energie- und Verkehrswende angestrebten Sektorenkopplung“, sagt Uekmann. Machbar sei dies für die Unternehmensgruppe Stadtwerke Bielefeld aber nur, wenn es Fördermittel hierfür gäbe. Noch sei die Technik „bei weitem“ nicht wirtschaftlich zu betreiben.
mobiel.de

1 Kommentar

zu „Bielefeld: Vier H2-Busse und eine H2-Tankstelle“
Marc Mertens
14.10.2020 um 09:08
Die Entscheidung endlich FCEV im ÖPNV einzusetzen ist strategisch genau richtig. Der Kilogrammpreis für Wasserstoff wird tendenziell auf jeden Fall sinken, weil er momentan politisch und wirtschaftslobbyistisch gedeckelt wurde. Südkoreas erfahrenste H2-Elektrolysateur-Konzerne sprechen bis 2030 von ca. 2-3 EUR pro Kilogramm. Und das bezieht nur die eigenen Bemühungen ein und nicht den Hochlauf der H2-Infrastruktur in Japan oder Saudi-Arabien bzw. Nordafrika.Und an der Stelle sieht man auch wieder, dass Toyota mit den Mirai-BZ-Stacks längst gut im Geschäft ist und mit jedem weiteren Projekt oder der Kooperationspartner mehr an Erfahrungen und Kostendegression arbeiten kann. So sichert man Arbeitsplätze!

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